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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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stetes Nachlassen der Verdichterleistung. Ich konnte durch Erhöhung des Einspritzdruckes und erhöhten Treibstoffverbrauch die Schubabnahme ziemlich ausgleichen. Wenn es aber sich weiter so verschlechtert, weiß ich nicht, ob wir unser Tempo bis zum Schluß durchhalten können.“
    „Sehen Sie hier — „, er wies auf eine Eintragung in seinem Bordbuch. —
    „Mir machen die Backbord-Triebwerke auch etwas Sorge, Thomson. Deren Leistung ist nicht hundertprozentig. Ich mußte in der letzten Stunde schon stets ein wenig gegensteuern, sonst lief mir die Maschine aus dem Kurs. Ich habe Auftrag gegeben, die Backbord-Gasturbinen besonders zu überprüfen, ob keine Schaufeln ausgebrannt oder weichgeworden sind. Wir wollen uns nichts vormachen: Die enorme Gastemperatur bei solchen forcierten Dauerflügen bleibt ja immer ein schwacher Punkt der Konstruktion.“
    Bald kam der Boß der Reading-Kolonne und meldete, daß die Maschinen flugbereit seien. Die Überprüfung der Gasturbinen habe keine Mängel ergeben. Eine Uhr in den Speichergebäuden am Kai schlug gerade ein Viertel, als die beiden Adler Maschinen aus dem Hafen herausrauschten. In weitem Bogen drehten sie nach Norden ab, hoben sich von der glitzernden Wasserfläche, schwangen sich hoch und immer höher in den Äther und stürmten auf Nordostkurs von dannen. Fast eine Stunde verging noch, bevor auch die ersten japanischen Flugzeuge in Lanai wieder aufstiegen. Hier hatte die Untersuchung der Maschinen die Notwendigkeit ergeben, mehrere Turbinenläufer auszuwechseln, und trotz größter Beschleunigung beanspruchten diese Reparaturen eine reichliche Stunde.
    Mr. Stonefield in San Pedro vergnügte sich nach dem Abflug der Seeschwalbe zunächst damit, einigen Bierflaschen auf den Grund zu gehen. Dann machte er es sich auf der Couch in seinem Büro bequem. Nach den vorliegenden Funksprüchen waren in den nächsten Stunden keine Flugzeuge zu erwarten. Bald zeigten seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge, daß er in einen gesunden Schlaf gefallen war.
    Monsieur Beumele hielt sich ebenfalls an die Getränke, die in der Station für die Rennflieger bereitstanden. Er dachte nicht an Schlafen.
    In einem Winkel des Öllagers studierte er Ziffernreihen in seinem Notizbuch. Hübsche runde Zahlen waren es, die ihm Yoshika und Hidetawa in New York in die Hand gedrückt hatten. Wie bescheiden nahmen sich dagegen die Lohnschecks aus, die er hier in San Pedro von Mr. Stonefield in Empfang nehmen durfte. Schade, daß der schöne Job schon so schnell zu Ende ging... Ob es nicht irgendeine Möglichkeit gab, mit den neuen Geschäftsfreunden weiter in Verbindung zu bleiben? Vielleicht machten die öfters solche dunkle Geschäfte... Vielleicht ließ sich ein bißchen nachhelfen ... Ein bißchen Druck dahinter setzen?
    Seine Gedanken liefen weiter. Etwas von dem verdächtigen Treiböl beiseite schaffen? Später mit Enthüllungen drohen? Es war ein ganz sauberes Plänchen, das Monsieur Jacques Philippe Beumele sich da in Gedanken zurechtlegte. Wenn er es wirklich ausführte, mit den Ölproben und seinen Erzählungen etwa zu den stets sensationshungrigen amerikanischen Reportern ging, konnte sich ein Skandal erster Größe daraus entwickeln. Eine Affäre, für deren Vermeidung seine Auftraggeber wahrscheinlich eine anständige Summe auf den Tisch legen würden. —
    In seine Spekulationen vertieft, hatte Beumele nichts von dem vernommen, was inzwischen draußen im Hafen vorging. Er fuhr zusammen, als es an die Schuppentür donnerte und eine kräftige Stimme nach dem Lagerverwalter und nach Betriebsstoff rief. Schnell schob er seinen Notizblock in die Tasche, öffnete die Tür und wunderte sich nicht wenig.
    Da schaukelte ja breit und nahe ->St 1< auf den Wellen. Ohne die Ankunft vorher durch Funkspruch zu melden, war das Stratosphärenschiff hergekommen und im Hafen niedergegangen. Noch unangenehmer war die andere Überraschung. Der Mann, der vor Beumele in der Tür stand, war Wolf Hansen. Wie oft hatte er den in der großen Montagehalle der Eggerth-Werke gesehen, wenn er an seiner Feilbank vorbeikam. Verdammte Geschichte, wenn er sich sein Gesicht gemerkt hatte und den ehemaligen Flugzeugschlosser Schulze 3 wiedererkannte. —
    Zum Glück schien das nicht der Fall zu sein. Hansen wiederholte nur seine Forderung nach Treibstoff und kehrte in dem leichten Aluminiumboot von >St 1< zum Flugschiff zurück. Beumele rief seine Leute zusammen und gab Befehl, alles für das Tanken

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