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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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machten.“
    „Wird sicherlich gelingen, Mr. Kelly“, mischte sich Pender ins Gespräch. „Unseren Rekord müssen wir halten. Die Maschinen der Reading-Werke müssen den Reading-Preis gewinnen, oder ich will des Teufels Großmutter heiraten. Und jetzt werde ich mich mal ein Stündchen schlafen legen. Wecken Sie mich, wenn es für mich etwas zu tun gibt.“
    Pender zog sich in die hintere Kabine zurück.
    Eine Stunde verstrich, während die beiden Maschinen der Bay City Werke in rasendem Flug über den Pazifik auf die amerikanische Küste zujagten. Auch auf der Eagle 2 holte man aus den Triebwerken heraus, was sie herzugeben vermochten. James Thomson machte ein verbissenes Gesicht. Er setzte alles daran, nicht hinter Kelly zurückzubleiben, und bisher glückte es ihm auch.
    Noch stand die Scheibe des vollen Mondes hoch im Westen, als das amerikanische Festland in Sicht kam. Trotz aller Anstrengungen war es Thomson nicht mehr möglich, das Tempo Kellys mitzumachen. Langsam fiel seine Maschine zurück und verlor an Höhe. Bei Payta erreichten sie die südamerikanische Küste. Im Mondlicht baute sich vor ihnen das
    gewaltige Massiv der Kordilleren auf.
    Kelly zerkaute einen Fluch zwischen den Zähnen.
    „Das Machmeter fällt, wir haben nur noch knapp 1.000 Kilometer Stundengeschwindigkeit. Knapp 7.000 Meter Höhe.“ Wütend stieß er den Leistungshebel nach vorn,
    Hobby, die Hörer der Funkanlage an den Ohren, erwiderte: „Auch Thomson meldet unerklärliche Geschwindigkeitsabnahme durch sinkende Verdichterleistung. Er konnte auch die Höhe nicht mehr halten, das wird ihn weiter zurückwerfen.“ „Funk ihm, Hobby, auch bei uns sei der Gasdruck rapid im Sinken. Ich will froh sein, wenn wir noch soviel Höhe halten können, um über die Kordilleren zu kommen. Besonders die Backbordtriebwerke machen mir wieder Sorge.“
    Hier durfte es keine Panne geben! Bis zum Juruena mußten die Triebwerke es schaffen!
    Etwa 100 Kilometer hinter Kelly hatte Thomson die Kordilleren-Kette erreicht. Er mußte steigen, er hatte schon zuviel Höhe verloren. Was aber Kelly noch leicht gelungen war, bereitete Thomson erhebliche Schwierigkeiten. Alle seine Triebwerke hatten an Schubkraft verloren. Nur langsam gewann er an Höhe. Vor ihm tauchte ein Gipfel auf, der die Flughöhe überragte. Thomson kam seitlich an ihm vorbei. Vor ihm wieder ein Kamm. Knapp, sehr knapp kam er darüber hinweg. Einen Augenblick stockte sein Herzschlag, er glaubte die Schwimmer der Eagle über den Felsgrat scharren zu hören. Dann war die Maschine wieder frei. Vor ihm ein langes tiefes Tal, in dessen Grund ein Flußlauf schimmerte.
    Die Turbinenleistung fiel enorm, nur unter ständigem Verlust an Höhe schoß das Flugzeug noch dahin, aussichtslos der Versuch, die Bergkämme zu überfliegen. Es blieb nur eines, dem Flußlauf zu folgen. Da geschah das Unglück. Etwas Großes, Schwarzes, Bewegtes war plötzlich vor dem Flugzeug. Ein Kondor, den der Lärm von Kellys Flugzeug aus seinem Horst aufgescheucht haben mochte, einer jener gewaltigen Berggeister der Kordilleren flog der Eagle in den Weg.
    Ein Ruck ging durch das Flugzeug, und das Steuerbord-Innen-Triebwerk fiel aus. Nur mit Mühe konnte Thomson ein Abrutschen der Maschine, eine Kollision an den Felswänden des Tales verhüten. Mit schnellem Griff hatte Thomson den Leistungshebel zurückgerissen, sämtliche Triebwerke ausgeschaltet, um weiteres Unheil zu verhüten. Es ging rasend abwärts.
    Letzte Rettung war der Fluß. Würde er ihn noch erreichen?
    Thomson fühlte, wie es ihn wechselweise kalt und heiß überkam. Klare Tropfen liefen ihm von der Stirn und rannen ihm in die Augen. Die Kleidung klebte ihm am Leibe, während ihn fröstelte. Nur der Gedanke war noch in ihm: Werde ich die Eagle noch über den Wald bis zum freieren Wasser bringen?
    Immer tiefer sank die Maschine, immer näher kamen die Wipfel des Urwaldes. Jetzt noch fünfzig, jetzt noch zwanzig Meter war die Eagle über ihnen. Jetzt huschte er dicht darüber hin, streifte hier beinahe eine Krone, dort einen Ast, hüpfte dann noch über einen buschigen Wipfel — da war der Wald zu Ende. Im Mondschein sah Thomson kaum zwanzig Meter unter sich eine Wiese liegen, die sich bis zum Flußufer hinzog.
    Entschlossen riß er beide Bremsfallschirme, um der Maschine die zu hohe Geschwindigkeit zu nehmen. Jetzt hatte er den Flußrand erreicht. Rohr- und Schilfhalme wurden von dem immer tiefer gehenden Rumpf geknickt und beiseite geschoben. Ein letzter

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