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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Tausende von Pfund – ein nicht geringer Teil des Geldes, das Scott in den vorangegangenen anderthalb Jahren so mühsam zusammengekratzt hatte.
    Abb 84
    »Es war viel komfortabler als vermutet…«: Auch bei der Errichtung der Holzhütte für das Landungsteam wurden die hierarchischen Vorschriften der Navy strikt befolgt.
    Nach zwei Wochen fieberhafter Arbeit stand schließlich die Hütte, die das Landungsteam aufnehmen sollte. Es war ein Holzbau von etwa 15 Meter Länge, 7,50 Meter Breite und 2,75 Meter Raumhöhe. Die Seitenwände waren doppelt, die Dachbalken dreifach mit Brettern verschalt und mit abgestepptem Seegras isoliert. Auch der Fußboden war doppelt ausgeführt und mit Seegras und Filz abgedichtet; die oberste Schicht bestand aus einer Lage Linoleum. Man betrat das Gebäude durch eine Verandatür und gelangte dann durch eine weitere Tür in das Innere. Den Vorschriften der Navy entsprechend war das Gebäude in einen Raum für die Offiziere und Wissenschaftler und einen für die Mannschaftsdienstgrade unterteilt. Die dünne Trennwand zwischen den zwei Bereichen reichte freilich nicht einmal bis zur Decke; deshalb konnte die jeweils eine Seite immer hören, was auf der anderen vorging. Die 25 Mann des Landungsteams waren als Dreier- oder Vierergruppen in etwa drei Quadratmeter großen Alkoven untergebracht, nur Scott beanspruchte einen solchen Raum für sich allein. Jede freie Ecke war mit den Arbeitsgeräten der Wissenschaftler vollgestopft; zur Unterhaltung gab es ein Grammofon und ein Pianola.

    Ankunft in der Antarktis
    Die russische Novo Airbase ist, wie fast alle älteren Stationen in der Antarktis, zunächst nichts mehr als eine Ansammlung von Containern auf Stelzen und größeren Zelten. In diesem Jahr stecken zusätzlich zwei Flaggen im Schnee, welche die Plätze für das österreichische und das deutsche Zelt markieren – die die Teams natürlich erst einmal auf dem ewigen Eis aufbauen müssen. Damit hat die Antarktisexpedition endgültig richtig begonnen.
    Am meisten freuen sich aber alle auf das Essenszelt, in dem der russische Koch schon mit einem deftigen Eintopf wartet. Der Kontakt zu den ständigen Bewohnern der Station bleibt auf ein freundliches Nicken reduziert, aber es treffen noch andere Expeditionen ein, deren Mitglieder – sofern auf der Rückreise – von ihren Erlebnissen berichten. Vor allem die Erzählungen von schlechtwetterbedingt abgebrochenen oder geänderten Routen erhöhen die Anspannung. Doch fällt es auf, dass die Rückkehrer zwar alle recht erschöpft aussehen, immer jedoch mit leuchtenden Augen ihre noch frischen Eindrücke schildern.
    Abb 53
    Die erste Nacht bei minus 20 Grad: Das Zelt des österreichischen Teams in Novo.
    Abb 54
    Hermann Maier im Essenszelt der russischen Antarktisstation.
    Der Aufenthalt in Novo markiert gleichzeitig den Beginn der Akklimatisierung, für die sich jeder Antarktisreisende Zeit nehmen muss. Novo liegt zwar noch Meereshöhe, aber auch an die dauernd scheinende Sonne, das eisige Umfeld sowie das Gefühl, tausende Kilometer von jeglicher festen menschlichen Behausung entfernt zu sein, müssen sich die Wettläufer sich erst einmal gewöhnen. Immerhin gibt es noch dreimal am Tag eine Mahlzeit im Zelt, eine Toilette im Container – allerdings ohne Wasserspülung. Die Temperaturen bewegen sich zunächst nicht unter minus 20 Grad. Die »Mittagszeit«, wenn die Sonne nur begrenzt höher am Horizont steht, fühlt sich interessanterweise etwas wärmer an. Was die Uhrzeit betrifft, so orientieren sich die Stationen in der Antarktis an ihrer jeweiligen Versorgungsbasis, Novo also an Kapstadt, sodass sich die Teams in einer europäischen Zeitzone bewegen. Ein richtiges Gefühl für Tag und Nacht sollte den Polfahrern aber bald verloren gehen.

    Die Ponys brachte man in einem seitlichen Anbau unter. Hinter der Hütte wurden zwei Höhlen in einen Eishang gehauen, die Vorräte und Messgeräte beherbergten. »Wir begannen unser Leben in der Hütte am 18. Januar«, notierte Apsley Cherry-Garrard, einer der Freiwilligen, die 1000 Pfund für die Reise in die Antarktis hingeblättert hatten. »Es war wunderbar warm, das Grammophon lief, und jedermann war glücklich. … Es war viel komfortabler als vermutet, zumal wenn man es an der populären Vorstellung eines Polarlebens misst. Wir waren jetzt gänzlich angekommen. « Cherry-Garrard gehörte jedoch auch zu jenen, die sich mit Sorge fragten, wo Amundsen jetzt wohl sein würde.
    Ein Haus auf dem ewigen

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