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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Winterlager fast 30 Kilometer landeinwärts zu errichten, um sicherzugehen, nicht vielleicht doch auf einem Eisberg ins Meer hinausgetrieben zu werden. Doch die vorgefundenen
günstigen Bedingungen ließen ihn von diesem Plan abrücken. Nur gut vier Kilometer vom Ankerplatz der Fram entfernt wurde in einem kleinen Talkessel der Bauplatz markiert und der Weg zum Schiff mit Fähnchen gekennzeichnet. Das Ausladen begann.
    Abb 66
    Robbenjagd vor der Kulisse des Ross-Schelfeises: Das Fleisch der erlegten Tiere wurde als Wintervorrat eingelagert.
    Als der erste Transportschlitten bereitstand, wollte es sich der »Chef« natürlich nicht nehmen lassen, vor den Augen seiner Crew die Jungfernfahrt hinauf zum Eisschild zu unternehmen. Doch die Hunde schienen nach einem halben Jahr an Bord kein Verständnis dafür zu haben, dass nun wieder Arbeit von ihnen verlangt wurde. Wie auf ein Kommando legten sie sich in den Schnee und beäugten sich gegenseitig erstaunt. Als
Amundsen schließlich zur Peitsche griff, wurde alles nur noch schlimmer: »Anstatt zu tun, was ihnen befohlen war, stürmten sie in erbittertem Kampf aufeinander los. Herrgott im Himmel, war das an diesem Tag eine Schinderei mit den acht Hunden! Wenn es so bis zum Pol weitergeht, rechnete ich während des Tumults im Stillen aus, dann brauchen wir gerade ein Jahr, bis wir hingelangen. Während des ganzen Scharmützels warf ich einen verstohlenen Blick auf meine Kameraden an Bord. Aber ich wendete meine Augen eiligst wieder ab. Was ich sah, war nicht gerade erbaulich. Schadenfreude auf allen Gesichtern!« Mit vereinten Kräften gelang es schließlich doch, den Schlitten in Bewegung zu setzen. Ihre vollständige Leistungskraft sollten die Hunde aber erst erlangen, als Amundsen sie nach einigen Tagen anders anschirren ließ. Er hatte die in Alaska übliche Methode übernommen, die Hunde paarweise an ein Mittelseil festzumachen. Da es sich jedoch um grönländische Hunde handelte, waren sie es gewöhnt, fächerförmig von einem zentralen Befestigungspunkt aus zu ziehen. Die Geschirre wurden umgearbeitet, und die Hunde zogen fortan tadellos.
    Abb 67
    Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Hunden verlief die Beförderung der Ladung vom Schiff zum Lagerplatz reibungslos.

    Durchschnittlich zehn Tonnen Ladung schlugen die Schlittengespanne jetzt am Tag um. Bergauf zum Lagerplatz liefen die Treiber auf Skiern neben den Schlitten her; bergab setzten sie sich auf die leeren Schlitten und jagten in wilder Fahrt zum Schiff hinunter. Nach jeweils fünf Stunden wurden die Gespanne ausgewechselt, und die Hunde bekamen ihren verdienten Lohn in Form von frischem Robbenfleisch. Es fiel den Männern nicht schwer, für permanenten Nachschub an Frischfleisch zu sorgen, da Robben und Pinguine, die bis dahin niemals Menschen oder Hunde zu Gesicht bekommen hatten, sich gegenüber den Eindringlingen vollkommen arglos zeigten. »Wir leben wie im Schlaraffenland«, schrieb Amundsen am 18. Januar in sein Tagebuch. »Die Robben kommen bis ans Schiff heran, Pinguine bis ans Zelt und lassen sich schießen.« Über 200 Robben und ebenso viele Pinguine wurden in diesen Tagen erlegt und als Wintervorrat in einen ins Eis gehauenen Keller eingelagert.
    Abb 68
    Die Errichtung von »Framheim«: Diese phantasievolle farbige Illustration von Andreas Bloch fand 1912 als Postkarte in Norwegen reißenden Absatz.
    Unterdessen ging der Aufbau der Hütte voran. Für Amundsens Zimmermann Jørgen Stubberud war dies eine völlig neue Erfahrung, denn niemals hatten Menschen ein festes Gebäude auf einem Eisschild errichtet.
Zur Vorsicht grub er den Bauplatz 1,20 Meter in die Eisplatte hinein, was eine außerordentlich kraftraubende Arbeit war – zum einen, weil das Eis steinhart gefroren war, zum anderen, weil die Baugrube immer wieder von Treibschnee zugeweht wurde. Dennoch stand schon nach fünf Tagen der Rohbau, und bereits eine Woche später konnte der Landungstrupp in die Hütte einziehen. Da das norwegische Team mit neun Mann nicht einmal halb so groß war wie das britische, fiel auch die Behausung der Skandinavier bescheidener aus – die Hütte war nur etwa fünf Meter lang und vier Meter breit. Die Wände bestanden aus vier dicken Schichten Holz, zwischen die zur Isolation Pappe geklemmt wurde. Eine Trennung zwischen »Offizieren« und »Mannschaft« gab es nicht. Jeder hatte seine Koje; der Rest der Hütte, der vor allem aus einem großen Klapptisch bestand, der praktischerweise beim Putzen unter die

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