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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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unter Führung von Oates musste deshalb stets ohne Pause das jeweilige Tagesziel anlaufen, da Christopher andernfalls wohl mitsamt seinem Schlitten in der Eiswüste verschwunden wäre.

    Abb 103
    Nicht selten ging mit einem der Ponys das Temperament durch – sehr zum Leidwesen seines Treibers.
    Abb 106
    Auf die Hunde war schon mehr Verlass: Sie brachen meist später auf und hatten am Etappenziel dennoch »die Nasen vorn«.

    Schon ab dem Abend des 6. November hielten Schneestürme die Männer in ihren Zelten gefangen. Wie immer, wenn die Natur seine Pläne durcheinanderbrachte, wurde Scott ungehalten – »es braucht schon viel Philosophie, um unter solchen Umständen heiter zu bleiben«. Seine Stimmung verdüsterte sich weiter, als am nächsten Morgen mitten im tiefsten Sturmbrausen plötzlich Hundegekläff zu vernehmen war und Meares und der Russe Dmitrij mit ihren Gespannen daherkamen.
    Da die Hundeschlitten sich im Rahmen der Expedition als die schnellsten Fortbewegungsmittel erwiesen, waren sie später als alle anderen Gruppen aufgebrochen. Scott hatte freilich berechnet, dass die Hunde erst hinter dem One Ton Depot zu den anderen Gruppen stoßen sollten. Nun warf er Meares vor, dieser habe zu viel aufs Spiel gesetzt, um die Ponyabteilung so früh einzuholen. Dabei hatte Meares nichts weiter getan, als sich an den zuvor vereinbarten Zeitplan zu halten – nur dass die Hunde einerseits viel schneller waren, als es sich Scott vorzustellen vermochte, und andererseits bei Witterungsverhältnissen laufen konnten, bei denen die Ponys keinen Meter vorwärts kamen. »Wir verfluchten die Motorschlitten«, schrieb Oates an diesem Tag in sein Tagebuch. »Drei Motoren zu je 1000 Pfund, 19 Ponys zu je fünf Pfund, 32 Hunde zu je 30 Shilling. Wenn Scott nicht zum Pol gelangt, hat er es wirklich verdient. «

    Die Norweger auf dem Weg zum Gletscher
    Scotts Laune wäre sicherlich an einem weiteren Tiefpunkt angelangt, hätte er gewusst, was Roald Amundsen an diesem 7. November einige hundert Kilometer weiter südöstlich in sein Tagebuch schrieb: »Um 2 Uhr nachmittags passierten wir bei 82°17’ den südlichsten Punkt der Discovery -Expedition. Jetzt hat die Reise richtig begonnen.« Die Norweger waren nach zwei Tagen Rast am 26. Oktober an ihrem Depot am 80. Breitengrad aufgebrochen. Zehn Breitengrade lagen damit noch vor ihnen; und Amundsen hatte sich vorgenommen, in jeweils vier Tagen ein Grad, also etwa 110 Kilometer, zu schaffen. Trotz 400 Kilogramm Gewicht auf jedem der Schlitten stoben die Hunde nur so dahin, sodass sich die Männer weiterhin von ihnen ziehen lassen konnten. So kamen sie rasch voran und schafften ihr Tagespensum teilweise innerhalb von vier, fünf Stunden. Amundsen beschloss, noch mehr Wert auf Sicherheit zu legen, und die Männer errichteten zur Kennzeichnung des Wegs zuerst alle 13 bis 15 Kilometer, dann alle neun und schließlich alle fünf Kilometer sogenannte Schneewarten – zwei Meter hohe Türme, für die mit Messern große Blöcke aus dem Schnee geschnitten wurden. Insgesamt sollten es auf ihrer Route 150 Stück werden. Der Bau der Warten bot auch den Hunden die Gelegenheit, einige Augenblicke zu verschnaufen, sodass sie danach wieder mit frischen Kräften weiterlaufen konnten.
    Wie berechnet, erreichten sie nach vier Tagen ihr nächstes Vorratslager, rasteten zwei Tage und fuhren dann weiter. Als sie am Morgen des 1. November aufbrachen, herrschte dichter Nebel, der sich auch in den nächsten Tagen nicht lichten sollte. Wie die Briten bestimmten auch die Norweger ihren allgemeinen Kurs nach dem Kompass; sie hatten allerdings den Vorteil, dass auf mehreren Schlitten Kompasse befestigt waren, sodass der Kurs des Leitgespanns beim Fahren stets kontrolliert werden konnte. Die zu Fuß gehenden Briten dagegen waren gezwungen, immer wieder anzuhalten und mit den an ihren Handgelenken befestigten Kompassen die Richtung zu überprüfen, wobei die Nadel mitunter einige Zeit brauchte, bis sie stillstand und der Kompass brauchbare Ergebnisse lieferte. Für genauere Positionsbestimmungen mussten beide Expeditionen auf Messgeräte zurückgreifen, die allerdings nur bei gutem Wetter funktionierten,
da sie die Sonne als Bezugspunkt benötigten. Amundsen nutzte Sextanten, deren Handhabung etwas schwieriger war, da sie zum Beispiel die Verwendung eines künstlichen Horizonts erforderten – sie lieferten aber exaktere Ergebnisse. Scott vertraute auf Theodoliten, die in der Anwendung einfacher, dafür in den

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