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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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auf, die auf festes Land hinwiesen, und am nächsten Tag entdeckten die Männer durch ihre Ferngläser die ersten Gipfel des Transantarktischen Gebirges. Heute weiß man, dass dieser gewaltige Höhenzug das gesamte Ross-Schelfeis wie eine Zange umfasst und sich daran anschließend über nahezu die komplette antarktische Landmasse erstreckt. Damals war dieser Teil der Antarktis noch vollkommen unerforscht. Amundsen konnte absolut nicht wissen, was ihn und seine Männer in diesen Bergen erwartete, auf die sie sich nun langsam zubewegten. Es schien fraglich, ob es ihnen dann noch gelingen würde, so schnell wie jetzt vorwärts zu stoßen.

    Navigation – hundert Jahre später
    Während man sich überall auf der Welt mittels Kompass anhand der Pole orientieren kann, fällt diese Möglichkeit aus, je mehr man sich den Polen selbst annähert. Der Sonnenstand ist in der Antarktis natürlich auch keine Hilfe. Im Gegensatz zu Amundsen und Scott stehen heutigen Expeditionen aber moderne Hilfsmittel wie GPS zur Verfügung, um den richtigen Weg durch die Eiswüste, der die natürlichen Orientierungspunkte fehlen, zu finden, sodass die Wettkämpfer den Umgang mit dem Sextanten bei ihrer Ausbildung in Norwegen zum Glück nicht auch noch erlernen mussten.
    Die Rennteams können mit Hilfe ihrer GPS-Geräte – jeder Teilnehmer trägt ein eigenes Gerät – zum einen jederzeit die Südrichtung bestimmen. Zum anderen sind im Vorfeld des Rennens bestimmte feste Koordinaten wie der Midway-Checkpoint eingegeben worden. Da man aber auch stets die eigene Position ablesen kann, stellt dieses Gerät – zusammen mit einem Iridium-Satellitentelefon – den entscheidenden Rettungsanker dar, falls ein Notfall eintreten sollte.
    Abb 114
    Überlebenswichtig: Die Handhabe von GPS-Gerät und Satellitentelefon.
    Jede Antarktisexpedition ist verpflichtet, einmal täglich bei ihrer Ausgangsstation einen Statusreport abzugeben, aus dem die momentane Position, das Wetter, die Wetteraussichten und der Zustand der Expeditionsteilnehmer hervorgehen.
Sollte dieser Bericht ausbleiben, wird sofort ein Rettungsszenario in Gang gesetzt, um die Expedition zu finden und ihre Mitglieder gegebenenfalls zu evakuieren. Deshalb wurde bei der Ausbildung der Rennteams größtmöglicher Wert darauf gelegt, dass jeder Teilnehmer den Umgang mit den Geräten verinnerlichte. Außerdem muss genau darauf geachtet werden, dass der Akku hält. Die Teams haben zwar kleine Solarpaneele in ihrem Gepäck, mit denen elektronische Geräte aufgeladen werden können, aber die Stromversorgung aus diesen Geräten ist nicht üppig.
    Abb 115
    In der riesigen Eiswüste der Antarktis wäre man ohne moderne Technik verloren.
    Im Gegensatz zum gewohnten Handy, das in der Antarktis nutzlos ist, funktioniert das Satellitentelefon hier besser als irgendwo sonst auf dem Planeten – fast zu gut: Die Umlaufbahn der Satelliten folgt den Längengraden genau über den Polen, sodass ständig einer der 66 Satelliten gerade in der »Nähe« befindet. Leider aber versucht das Telefon immer, den besten Satelliten auszuwählen, und bei deren »Streit« darüber, welcher denn nun gerade der beste ist, kann dann ein Gespräch mit der Heimat auch ganz plötzlich unterbrochen werden.

    Abb 131
    Das Depot der Norweger auf 83 Grad, mit zwei Meter hohem »Eisturm« und Wimpel weithin sichtbar markiert.
    Zunächst einmal genossen sie jedoch den majestätischen Anblick. »Das Land erschien uns in den prächtigsten Farben«, beschrieb Amundsen am 13. November die Szenerie. »Gleißend weiß, leuchtend blau, pechschwarz im Sonnenlicht. Das Land sieht aus wie im Märchen. Gipfel über Gipfel, Fels um Fels – so wild zerklüftet wie nur irgendetwas auf unserer Erde liegt es da, niemand hat es bislang gesehen, niemand betreten. Es ist ein wunderbares Gefühl, hier zu reisen.« Kurze Zeit später jedoch waren die gewaltigen Berge in den Augen der Norweger nur noch eines: Hindernisse auf dem Weg zum Pol. Wohl auch deshalb ging die Entdeckerfreude nicht so weit, dass sich Amundsen für jeden der zahlreichen Gipfel einen Namen ausdachte. Stattdessen griff er einfach auf das Alphabet zurück: Gipfel A, B, C, D usw.

    Amundsen machte bald eine »wundervolle Entdeckung«. Direkt auf seiner Route Richtung Süden schien unterhalb von Gipfel »C« eine gewaltige Gletscherbucht zu liegen, die vielleicht auf direktem Weg den Aufstieg zum Polarplateau ermöglichen konnte. Die Männer konnten ihr Glück kaum fassen, doch noch waren

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