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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Möglichkeit.«
    »Ja klar, tolle Möglichkeit. Entweder hat er im Hotel eingecheckt, weil er endgültig auschecken wollte, oder jemand hat ihn dorthin gelockt, bewusstlos geschlagen und dann über die Balkonbrüstung geschoben. Ein Unfall war es mit Sicherheit nicht, und ich will nichts anderes herausfinden als das, was wirklich passiert ist. Wenn sich dieser Typ selbst von diesem Balkon gestürzt hat, hat er sich selbst runtergestürzt, und der Stadtrat muss damit leben.«
    »Alles klar, Harry.«
    »Ich will nichts von der Loire oder den Doors oder sonst etwas hören, was uns nur ablenkt. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser Typ sich tatsächlich vorgenommen hat, auf dem Gehsteig des Chateau Marmont zu enden. Im Moment kann die Sache noch in beide Richtungen gehen. Und Politik hin oder her – ich werde herausfinden, in welche.«
    »Gar keine Frage, Harry. Ich wollte damit wirklich nichts andeuten, ja? Ich habe nur einen Gedanken beizusteuern versucht. Ein großes Netz auswerfen. Hast du selbst mal gesagt, dass man das so macht.«
    »Klar.«
    Bosch drehte sich wieder nach vorn und legte den Gang ein. Er wendete und fuhr zum Laurel Canyon Boulevard zurück.
    Chu versuchte krampfhaft, das Thema zu wechseln. »War in den Telefonaufzeichnungen irgendwas Brauchbares?«
    »Keine eingegangenen Anrufe. Und gegen Mitternacht hat Irving in der Garage unten angerufen, das war alles.«
    »Weswegen?«
    »Darüber müssen wir mit dem Typen von der Nachtschicht sprechen – er ist aber schon nach Hause gefahren, bevor jemand mit ihm reden konnte. Sie haben im Büro der Tiefgarage unten eine Art Logbuch, und in dem steht, dass Irving in der Garage angerufen hat und darum gebeten hat, nachzusehen, ob er sein Handy im Auto liegen gelassen hat. Was er eindeutig nicht hat, weil wir es im Safe gefunden haben.«
    Sie schwiegen eine Weile, während sie über den unerklärlichen Anruf in der Garage nachdachten.
    Schließlich fragte Chu: »Hast du dir das Auto schon angesehen?«
    »Ja. War nichts drin.«
    »So ’n Mist. Hätte wahrscheinlich alles einfacher gemacht, wenn er einen Abschiedsbrief oder so etwas hinterlassen hätte.«
    »Ja. Aber da war keiner.«
    »Schade.«
    »Ja, schade.«
    Den Rest der Fahrt zu George Irvings Haus sagten sie nichts mehr.
    Als sie zu der Adresse kamen, die auf dem Führerschein des Opfers angegeben war, sah Bosch am Straßenrand einen Lincoln Town Car stehen, den er bereits kannte. Vorn saßen dieselben beiden Männer. Das hieß, Stadtrat Irving war hier. Bosch machte sich auf einen weiteren Schlagabtausch mit dem Feind gefasst.

[home]
    7
    S tadtrat Irving kam an die Haustür seines Sohns. Er öffnete sie gerade so weit, wie sein Körper breit war, und schon bevor er etwas sagte, war klar, dass er Bosch und Chu nicht nach drinnen lassen wollte.
    »Herr Stadtrat«, sagte Bosch, »wir würden der Frau Ihres Sohns gern ein paar Fragen stellen.«
    »Für Deborah war es ein schwerer Schock, Detective. Es wäre besser, wenn Sie später noch mal herkommen könnten.«
    Bosch blickte sich um und schaute sogar hinter sich und zu Chu hinab, der auf der unteren Stufe stand, bevor er sich wieder Irving zuwandte und antwortete.
    »Wir stellen Ermittlungen an, Herr Stadtrat. Es ist wichtig, dass wir mit ihr sprechen, und das können wir nicht aufschieben.«
    Sie starrten einander an. Keiner gab nach.
    »Sie haben ausdrücklich mich haben wollen, und Sie haben gesagt, ich soll keine Zeit verlieren«, erklärte Bosch schließlich. »Und genau das tue ich. Lassen Sie uns jetzt rein oder nicht?«
    Irving lenkte ein und machte einen Schritt zurück, um die Tür weiter zu öffnen. Bosch und Chu betraten eine Diele mit einer Ablage für Post und Schlüssel.
    »Irgendwas Neues vom Tatort?«, fragte Irving rasch.
    Bosch zögerte. Er war unschlüssig, ob er mit dem Stadtrat schon so früh über den Fall sprechen sollte.
    »Bisher nicht viel. In einem Fall wie diesem hängt vieles von der Obduktion ab.«
    »Wann wird sie gemacht?«
    »Das steht im Moment noch nicht fest.«
    Bosch sah auf die Uhr.
    »Die Leiche Ihres Sohns ist erst vor einer Stunde in die Rechtsmedizin gebracht worden.«
    »Dann hoffe ich mal, Sie haben darauf gedrungen, dass sie schnell obduziert wird.«
    Bosch versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm kaum.
    »Könnten Sie uns jetzt bitte zu Ihrer Schwiegertochter bringen?«
    »Dann haben Sie sie also nicht auf die Dringlichkeit hingewiesen.«
    Bosch blickte über Irvings Schulter und sah, dass

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