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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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er.
    »In der Marmont Lane, Klinken putzen. Wie du gesagt hast.«
    »Im Hotel irgendwas Brauchbares?«
    »Nein. Niemand hat was gehört.«
    »Warst du auch in den Bungalows?«
    Diesmal antwortete Solomon erst nach kurzem Zögern.
    »Nein. Hat ja auch niemand gesagt, dass wir uns in den Bungalows umhören sollen.«
    Das ärgerte Bosch.
    »Geh noch mal ins Hotel zurück und sprich mit einem Thomas Rapport. Er wohnt in Bungalow zwei.«
    »Wer soll das sein?«
    »Angeblich ein berühmter Schriftsteller. Er hat unmittelbar nach Irving im Hotel eingecheckt und könnte mit ihm gesprochen haben.«
    »Nur damit ich das richtig verstehe: Das war ungefähr sechs Stunden, bevor unser Mann gesprungen ist. Und jetzt möchtest du, dass wir mit einem Typen reden, der nach ihm an der Rezeption eingecheckt hat?«
    »Ganz genau. Ich würde es sonst selbst tun, aber ich muss zur Frau des Opfers fahren.«
    »Bungalow zwei also.«
    »Heute noch. Du kannst mir den Bericht mailen.«
    Verärgert über den Ton, den Solomon während des ganzen Telefonats angeschlagen hatte, steckte Bosch das Handy ein. Chu stellte ihm sofort eine Frage.
    »Woher weißt du von diesem Rapport?«
    Bosch fasste in die Innentasche seiner Anzugjacke und zog eine durchsichtige Plastikhülle mit einer DVD heraus.
    »Es gibt im Hotel zwar nur wenige Überwachungskameras, aber über der Rezeption haben sie eine. Darauf ist Irving beim Einchecken zu sehen und auch alles, was danach passiert ist, bis die Leiche entdeckt wurde. Rapport ist unmittelbar nach Irving im Hotel angekommen. Er könnte sogar von der Garage im Lift mit ihm hochgefahren sein.«
    »Hast du dir die DVD schon angesehen?«
    »Nur den Teil, wo er eincheckt. Den Rest sehe ich mir später an.«
    »Sonst noch was vom Geschäftsführer?«
    »Die Liste der im Hotel geführten Telefonate und die Kombination, die in den Zimmersafe eingegeben wurde.«
    Bosch berichtete Chu, dass die Kombination des Zimmersafes 1492 war und dass es keine vorgegebene Zahl war. Wer Irvings Sachen im Safe eingeschlossen hatte, hatte die Nummer entweder aufs Geratewohl oder gezielt eingegeben.
    »Christoph Kolumbus«, sagte Chu.
    »Wie bitte?«
    »Harry! Wer ist hier eigentlich der Migrant? Hast du im Geschichtsunterricht überhaupt nicht aufgepasst? 1492 hat Kolumbus Amerika entdeckt.«
    »Ach ja, klar. Kolumbus. Aber was soll das damit zu tun haben?«
    Bosch schien es etwas weit hergeholt, dass die Kombination des Safes etwas mit dem Jahr der Entdeckung Amerikas zu tun haben sollte.
    »Und das ist noch nicht mal das früheste Datum, das bei diesem Fall eine Rolle spielt«, fügte Chu aufgeregt hinzu.
    »Was redest du hier eigentlich die ganze Zeit?«
    »Das Hotel, Harry. Das Chateau Marmont ist ein Nachbau eines französischen Chateaus, das im dreizehnten Jahrhundert im Loire-Tal gebaut wurde.«
    »Na schön. Und?«
    »Ich habe es gegoogelt. Das war, was ich mit meinem Handy gemacht habe. Offensichtlich waren die Westeuropäer damals im Schnitt eins sechzig groß. Wenn das Hotel also eine Kopie dieses Schlosses ist, wäre das die Erklärung dafür, warum die Balkonwände so niedrig sind.«
    »Die Brüstungen. Aber was soll das …«
    »Es war ein Unfall, Harry. Dieser Typ geht auf den Balkon raus, um ein bisschen frische Luft zu schnappen oder was weiß ich, und dann fällt er über das Geländer. Jim Morrison, der Sänger der Doors, ist hier übrigens 1970 auch mal von einem Balkon gefallen.«
    »Das ist ja alles schön und gut. Aber ist vielleicht auch in jüngerer Vergangenheit so etwas passiert, Chu? Willst du mir erzählen, so etwas kommt hier …«
    »Nein, so etwas ist nicht öfter vorgekommen. Ich will damit nur sagen … na, du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht. Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, es ließe sich durchaus so hindrehen, dass es ein Unfall war, damit der Chief und die da oben zufrieden sind.«
    Sie hatten gerade den Bergkamm und den Mulholland Drive überquert. Jetzt fuhren sie nach Studio City hinunter, wo George Irving mit seiner Familie gelebt hatte. An der nächsten Kreuzung bog Bosch abrupt in die Dona Pegita und hielt an.
    Er nahm den Gang heraus und drehte sich im Fahrersitz zu seinem Partner.
    »Wie kommst du darauf, dass wir versuchen könnten, die da oben zufriedenzustellen?«
    »Nein … habe ich doch gar nicht gemeint … ich sage ja nur, dass wir das könnten.« Chu war sofort völlig verunsichert. »Kein Mensch behauptet, dass es so war, Harry. Es wäre nur eine

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