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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zeit besonders konzentriert?«
    Zum ersten Mal antwortete Dana Rosen nicht sofort. Sie sah Bosch fragend an. »Kann ich aus allen diesen Fragen den Schluss ziehen, dass sich George nicht selbst das Leben genommen hat?«
    »Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir noch zu keinerlei endgültigem Ergebnis gelangt sind. Es handelt sich um ein offenes Ermittlungsverfahren. Und solange dies der Fall ist, versuchen wir, allen Möglichkeiten nachzugehen. Könnten Sie also jetzt bitte meine Frage beantworten? Für wen hat Mr. Irving in letzter Zeit am meisten Zeit aufgewendet?«
    »Also, er hatte zwei Klienten, für die er sich sehr stark eingesetzt hat. Einer war Western Block and Concrete, der andere Tolson Towing. Und tatsächlich haben beide Firmen letzte Woche vom Stadtrat den Zuschlag erhalten. George hatte in beiden Fällen sein Ziel erreicht und wollte danach erst mal ein wenig durchschnaufen.«
    Bosch notierte sich die Namen.
    »Wie muss man sich seine Tätigkeit für diese Firmen vorstellen?«
    »Western hatte ein Angebot eingereicht, um den Auftrag für das neue Parkhaus im Parker Center zu erhalten. Sie bekamen ihn. Und Tolson bewarb sich für eine Verlängerung ihres OPG -Auftrags für die Hollywood und die Wilshire Division.«
    Der Official-Police-Garage-Zuschlag bedeutete, dass Tolson für diese beiden Polizeireviere weiterhin sämtliche Abschleppaufträge übernehmen würde. Ein lukratives Geschäft, und das galt vermutlich auch für die Betonierarbeiten in einem Parkhaus. Bosch hatte gehört oder gelesen, dass das neue Parkhaus der Stadtverwaltung sechs Ebenen umfassen und den Fahrzeugüberschuss sämtlicher städtischer Gebäude im Civic Center auffangen sollte.
    »Das waren also in letzter Zeit seine Hauptkunden?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Und sie waren zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen?«
    »Auf jeden Fall. Western hat bei der Ausschreibung nicht einmal das günstigste Angebot abgegeben, und Tolson hatte diesmal scharfe Konkurrenz. Und einen fünf Zentimeter dicken Ordner voller Beschwerden, gegen die es anzugehen galt. George hatte also nicht gerade wenig zu tun, aber er hat es hinbekommen.«
    »Wie war das eigentlich mit seinem Vater, der ja bekanntermaßen im Stadtrat sitzt? Bestand da kein Interessenkonflikt?«
    Rosen nickte.
    »Natürlich. Deshalb hat sich der Stadtrat immer der Stimme enthalten, wenn über eine Auftragsvergabe an einen von Georges Klienten abgestimmt wurde.«
    Das fand Bosch eigenartig. Die Tatsache, dass sein Vater im Stadtrat saß, verhalf George Irving bei seiner Lobbyistentätigkeit zu einem deutlichen Wettbewerbsvorteil. Wenn sich sein Vater allerdings bei den fraglichen Entscheidungen der Stimme enthielt, ging dieser Vorteil verloren.
    Oder doch nicht?
    Bosch vermutete, dass sich die anderen Stadträte, selbst wenn sich Irving senior demonstrativ der Stimme enthielt, dennoch bei ihm lieb Kind machen und sich umgekehrt seiner Stimme für ihre Herzensprojekte versichern konnten, wenn sie für die Klienten seines Sohns votierten.
    »Gab es auch Klienten, die unzufrieden mit George waren?«, fragte Bosch.
    Rosen sagte, sie könne sich an keinen Klienten erinnern, der jemals Unmut über George Irvings Bemühungen geäußert habe. Dagegen dürften die Firmen, die mit seinen Kunden um städtische Aufträge konkurrierten, nicht gerade begeistert von ihm gewesen sein.
    »Können Sie sich an Fälle erinnern, in denen sich Mr. Irving in irgendeiner Form bedroht gefühlt hat?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie haben vorhin gesagt, das niedrigste Angebot für das Parkhaus hat nicht Western Block and Concrete abgegeben. Von wem kam es dann?«
    »Von Consolidated Block Incorporated. Diese Firma hat ein extrem niedriges Gebot abgegeben, um einfach nur den Zuschlag zu erhalten. Das kommt häufig vor. Aber meistens durchschauen das die zuständigen Planungsstellen. In diesem Fall hat ihnen George geholfen. Das Stadtbauamt hat dem Stadtrat Western empfohlen.«
    »Und da gab es nie böses Blut? Nicht mal irgendwelche Drohungen?«
    »Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass man bei CBI besonders glücklich über diese Entscheidung war, aber meines Wissens gab es von deren Seite deswegen keinerlei Anfeindungen. Mit so etwas muss man in der Geschäftswelt leben können.«
    Bosch wusste, dass er und Chu sich eingehender mit diesen beiden Ausschreibungen und Irvings diesbezüglichen Aktivitäten befassen müssten. Aber jetzt galt es, zum nächsten Punkt überzugehen.
    »Hatte

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