Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Rückseite entlanggefahren war, parkte er auf der Vorderseite, und er und Chu stiegen aus. Irgendetwas an dem großen Gebäude kam Bosch bekannt vor, ohne dass er es hätte benennen können. Das im Cape-Cod-Stil gehaltene graue Mietshaus hatte weiße Zierleisten und blau-weiß gestreifte Markisen über den Fenstern.
    »Kennst du dieses Haus?«, fragte Bosch seinen Partner.
    Chu betrachtete das Gebäude kurz.
    »Nein. Sollte ich das?«
    Bosch antwortete nicht. Er ging zum Eingang des Hauses und überflog die Namen auf den Klingelschildern. Es waren achtundvierzig. Der von Chilton Hardy war nicht darunter. Der Datenbank der Kfz-Zulassungsstelle zufolge hätte Hardy in Wohnung dreiundzwanzig wohnen müssen. Aber auf dem Klingelschild stand Phillips. Wieder hatte Bosch eine Art Déjà-vu. War er hier schon einmal gewesen?
    »Was überlegst du?«, fragte Chu.
    »Wann wurde der Führerschein ausgestellt?«
    »Vor zwei Jahren. Er könnte damals hier gewohnt haben und inzwischen umgezogen sein.«
    »Oder nie hier gewohnt haben.«
    »Klar, auch möglich. Er gibt einfach eine x-beliebige Adresse an, um seine Spur zu verwischen.«
    »Vielleicht nicht ganz so x-beliebig.«
    Während Bosch sich einmal um seine eigene Achse drehte und sich umblickte, überlegte er, ob er riskieren sollte, dieser Frage weiter nachzugehen und dadurch Hardy – falls er hier wohnte – möglicherweise zu warnen, dass ihn die Polizei im Visier hatte. Dabei fiel sein Blick auf ein Schild am Gehsteig.
    ARCADE LUXURY APARTMENTS
    Whg. zu vermieten
    Drei Zimmer/zwei Bäder
    Erster Monat frei
    Bei Interesse bitte an den Hausmeister wenden
    Bosch beschloss, vorerst noch nicht in Wohnung dreiundzwanzig zu klingeln. Stattdessen drückte er auf den Klingelknopf für Wohnung eins, neben dem
Hausmeister
stand.
    »Ja?«
    »Wir würden uns gern die freie Wohnung ansehen.«
    »Sie brauchen Termin.«
    Bosch sah auf die Sprechanlage, und erst jetzt entdeckte er das Kameraobjektiv neben dem Lautsprecher. Wahrscheinlich beobachtete ihn der Hausmeister, und irgendwas an seiner Ausstrahlung gefiel ihm anscheinend nicht.
    »Wir sind aber jetzt hier. Wollen Sie die Wohnung vermieten oder nicht?«
    »Sie brauchen Termin. Sorry.«
    Scheiß drauf, dachte Bosch.
    »Machen Sie auf. Wir sind von der Polizei.«
    Er holte seine Dienstmarke heraus und hielt sie in die Kamera. Kurz darauf summte die Tür, und Bosch drückte sie auf.
    Sie betraten einen Eingangsbereich mit Briefkästen und einem Schwarzen Brett für Mitteilungen an die Bewohner. Fast sofort tauchte ein kleiner dunkelhäutiger Mann vor ihnen auf. Er schien südostasiatischer Herkunft zu sein.
    »Polizei«, sagte er. »Wie kann ich für Sie tun?«
    Bosch stellte sich und Chu vor, und der Mann sagte, er heiße Irfan Khan und sei der Hausmeister. Bosch erklärte ihm, sie führten in der Umgebung Ermittlungen durch und suchten einen Mann, der möglicherweise Opfer eines Verbrechens geworden war.
    »Was für Verbrechen?«, fragte Khan.
    »Das dürfen wir Ihnen im Moment noch nicht sagen«, antwortete Bosch. »Wir wollen nur wissen, ob dieser Mann hier wohnt.«
    »Wie ist Name?«
    »Chilton Hardy. Vielleicht nennt er sich auch Chill.«
    »Nein, nicht hier.«
    »Sind Sie sicher, Mr. Khan?«
    »Ja, ich sicher. Ich für Haus zuständig. Er nicht hier.«
    »Sehen Sie sich mal ein Bild von ihm an.«
    »Okay, Sie zeigen.«
    Chu zog ein Foto von Hardys aktuellem Führerschein heraus und zeigte es Khan. Der Hausmeister sah es sich bestimmt fünf Sekunden lang an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Sehen Sie, ich doch gesagt. Dieser Mann nicht hier.«
    »Ja, ich habe schon verstanden. Dieser Mann nicht hier. Und Sie, Mr. Khan? Wie lang sind Sie schon hier?«
    »Ich jetzt drei Jahre hier arbeiten. Ich machen sehr gute Job.«
    »Und dieser Mann hat nie hier gewohnt? Auch nicht vor zwei Jahren?«
    »Nein, ich ihn erinnern, wenn hier wohnen.«
    Bosch nickte.
    »Alles klar, Mr. Khan. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Ich helfen, gut ich kann.«
    »Ja, Sir.«
    Bosch drehte sich um und ging zum Ausgang. Chu folgte ihm. Als sie das Auto erreicht hatten, schaute Bosch über das Wagendach lange auf das Haus, bevor er einstieg.
    »Glaubst du ihm?«, fragte Chu.
    »Ja«, sagte Bosch. »Eigentlich schon.«
    »Und? Was meinst du?«
    »Ich glaube, wir übersehen irgendwas. Aber jetzt fahren wir erst mal zu Clayton Pell.«
    Er startete den Wagen und fuhr vom Randstein los. Auf dem Weg zurück zum Freeway musste er ständig an die blau-weiß

Weitere Kostenlose Bücher