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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ihn schmoren lassen?«, fragte Chu.
    »Keine Ahnung. Eine halbe Stunde vielleicht. Ich habe beim Filzen sein Handy übersehen. Vielleicht ruft er jemand an und sagt was Falsches, und das haben wir dann auf Video. Vielleicht haben wir ja Glück.«
    »Wäre jedenfalls nicht das erste Mal. Glaubst du, er kann heute Abend wieder nach Hause gehen?«
    »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Selbst wenn er nicht mit der Sprache rausrückt. Hast du seine Uhr gesehen?«
    »Nein, er hat lange Ärmel.«
    »Ich habe sie gesehen. Sie passt. Wir verhaften ihn, nehmen ihm die Uhr ab und schicken sie zur Spurensicherung. Wir versuchen es mit der DNA und mit Übereinstimmungen mit den Verletzungen. Die DNA wird etwas dauern, aber vielleicht sind sie mit der Verletzungsübereinstimmung schon morgen Mittag fertig, und dann gehen wir zum DA .«
    »Hört sich schon mal nach einem Plan an. Ich gehe mal einen Kaffee trinken. Soll ich dir was mitbringen?«
    Bosch drehte sich um und sah seinen Partner an. Chu hatte ihm den Rücken zugekehrt. Er legte die Kreditkartenauszüge auf einen Stapel und klopfte die Kanten gerade.
    »Nein danke.«
    »Solange du ihn schmoren lässt, kann ich mir ja das hier mal alles durchsehen. Man kann nie wissen.«
    Chu stand auf und packte die Kreditkartenunterlagen in einen neuen grünen Ordner.
    »Ja, kann man nie.«
    Chu verließ das Abteil, und Bosch sah ihm hinterher. Dann stand er auf und ging in Lieutenant Duvalls Büro, steckte den Kopf durch die Tür und sagte Duvall, dass sie McQuillen in Vernehmungszimmer eins untergebracht hatten und dass er freiwillig mitgekommen war.
    Danach kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und schickte seiner Tochter eine SMS , um sich zu vergewissern, dass sie aus der Schule zurück war. Sie antwortete prompt, weil ihr Handy eine Erweiterung ihrer rechten Hand war und weil sie vereinbart hatten, einander immer sofort zu antworten.
    Gut zu Hause angekommen. Wolltest du gestern Abend nicht arbeiten?
    Bosch war nicht sicher, worauf sie hinauswollte. Er hatte am Morgen peinlichst darauf geachtet, alle Spuren zu verwischen, die verrieten, dass Hannah Stone bei ihm gewesen war. Er schickte ihr eine unschuldige Antwort, und prompt schlug sie zu.
    Zwei Weingläser in der Bosch.
    Sie bezeichneten die Spülmaschine immer mit dem Namen des Herstellers. Bosch merkte, dass er ein Detail übersehen hatte. Nach kurzem Überlegen textete er zurück.
    Sie waren total verstaubt. Wollte sie nur sauber machen. Aber es freut mich, dass du dich um den Haushalt kümmerst.
    Er bezweifelte, dass sie ihm das abnehmen würde, aber nach zwei Minuten hatte Maddie immer noch keine Antwort geschickt. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, seiner Tochter nicht die Wahrheit zu sagen, aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, um auf sein Liebesleben zu sprechen zu kommen.
    Als er glaubte, Chu genügend Vorsprung gelassen zu haben, fuhr er mit dem Lift ins Erdgeschoss. Er nahm den Vordereingang des PAB und ging hinaus auf die Spring Street, überquerte sie und betrat das
Los Angeles Times
Building.
    Die
Times
hatte im Erdgeschoss eine richtige Cafeteria. Im PAB gab es nur Snack-Automaten, sonst nichts. Die
Times
hatte es als gutnachbarschaftliche Geste hingestellt, als sie bei der Eröffnung des neuen Polizeihauptquartiers zwei Jahre zuvor allen PAB -Officers und -Mitarbeitern die Benutzung der Cafeteria angeboten hatte. Bosch hatte es allerdings von Anfang an für eine hohle Geste gehalten, hinter der in erster Linie die Hoffnung der finanziell schwer angeschlagenen Zeitung stand, wenigstens mit der Cafeteria Gewinn zu machen, was sonst keiner Abteilung der ehedem so mächtigen Einrichtung gelang.
    Nachdem er unter beflissenem Zücken seiner Dienstmarke durch die Sicherheitskontrolle gekommen war, betrat er die Cafeteria, die sich in dem höhlenartigen Raum befand, in dem sich jahrzehntelang die alten Druckerpressen gedreht hatten. Es war ein langgezogener Raum mit der Essensausgabe auf einer Seite und mehreren Tischreihen auf der anderen. In der Hoffnung, Chu zu entdecken, bevor sein Partner ihn sah, blickte er sich um.
    Chu saß mit dem Rücken zu Bosch an einem Tisch im hinteren Teil der Cafeteria. Bei ihm war eine Frau, die dem Aussehen nach lateinamerikanischer Abstammung war. Sie machte sich auf einem Block Notizen. Bosch ging zu ihrem Tisch, zog sich einen Stuhl heraus und setzte sich. Chu und die Frau reagierten, als hätte sich Charles Manson zu ihnen gesetzt.
    »Ich hab’s mir doch anders

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