Der Widersacher
einer Waffe?«, fragte Bosch.
»Eigentlich nicht.«
»Hätte mich auch gewundert.«
Als Bosch mit dem Abtasten fast fertig war, ertastete er in McQuillens rechter vorderer Hosentasche etwas, was sich wie ein Handy anfühlte. Er nahm es nicht heraus und tat so, als hätte er es übersehen.
»Filzen Sie eigentlich jeden, bevor Sie ihn zur Vernehmung mitnehmen?«, fragte McQuillen.
»Vorschrift«, sagte Bosch. »Ohne Handschellen darf ich Sie im Auto nur nach vorheriger Durchsuchung mitnehmen.«
Damit bezog sich Bosch allerdings nicht auf polizeiinterne Vorschriften. Eher auf seine eigenen. Als er die Cobra auf der ATF -Liste gesehen hatte, war er davon ausgegangen, dass es eine Waffe war, die McQuillen regelmäßig einstecken hatte – sonst gab es eigentlich keinen Grund, sich eine Taschenpistole zuzulegen. Bosch wollte ihm vor allem die Cobra wegnehmen und was er sonst noch einstecken hatte, was die ATF nicht gelistet hatte.
»Okay«, sagte er. »Dann wollen wir mal.«
Sie traten aus der Garage in die Spätnachmittagssonne hinaus. Die Detectives nahmen McQuillen in die Mitte und führten ihn zu ihrem Auto.
»Wo soll denn diese freiwillige Vernehmung stattfinden?«, fragte McQuillen.
»Im PAB «, antwortete Bosch.
»Hab den neuen Bau zwar noch nicht von innen gesehen, aber wenn’s Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber nach Hollywood fahren. Das ist deutlich näher, und ich wäre schneller wieder zurück.«
Das war der Beginn eines Katz-und-Maus-Spiels. Bosch kam es vor allem darauf an, dass McQuillen weiterhin kooperativ blieb. Sobald er auf stur schaltete und einen Anwalt verlangte, wäre Schluss. Als ehemaliger Polizist wusste McQuillen das natürlich und spielte es gegen sie aus.
»Wir können ja sehen, ob dort ein Zimmer frei ist«, sagte Bosch. »Ruf doch mal kurz an, Partner.«
Bosch hatte das Codewort verwendet. Als Chu sein Handy aus der Tasche nahm, öffnete Bosch die Hintertür der Limousine. Sobald McQuillen auf dem Rücksitz saß, schloss er sie und gab Chu über die Motorhaube hinweg ein Zeichen – eine kurze Handbewegung, als schnitte er etwas ab. Sie bedeutete, wir fahren nicht nach Hollywood.
Als sie alle im Auto saßen, tat Chu weiter so, als telefonierte er mit dem zuständigen Lieutenant der Hollywood Division.
»Lieutenant, hier Detective Chu, RHD . Mein Partner und ich sind gerade in der Nähe und würden uns gern etwa eine Stunde eins Ihrer Vernehmungszimmer borgen. Wir könnten in fünf Minuten da sein. Ließe sich das machen?«
Darauf folgte eine längeres Schweigen, und dann ein dreimaliges »Verstehe« von Chu. Er bedankte sich und steckte das Handy weg.
»Fehlanzeige. Sie haben gerade ein ganzes Lagerhaus hochgenommen, in dem illegal DVD s kopiert wurden, und deshalb sind alle drei Zimmer belegt. Sie werden frühestens in ein paar Stunden wieder frei.«
Bosch sah zu McQuillen auf den Rücksitz und zuckte mit den Achseln.
»Wie es aussieht, dürfen Sie sich jetzt doch das PAB ansehen, McQuillen.«
»Tja.«
Bosch war sich ziemlich sicher, dass McQuillen nicht auf das Theater hereingefallen war. Während der weiteren Fahrt versuchte Bosch Smalltalk mit ihm zu machen, um ihm die eine oder andere Information zu entlocken oder ihn zumindest einzulullen. Doch als ehemaliger Cop kannte McQuillen diese Tricks und sagte die ganze Fahrt über fast kein Wort. Das verriet Bosch, dass die Vernehmung im PAB schwierig würde. Es gab nichts Schwereres, als einen ehemaligen Cop zum Reden zu bringen.
Aber das machte nichts. Bosch fühlte sich der Herausforderung gewachsen und hatte Verschiedenes im Ärmel, von dem McQuillen aller Wahrscheinlichkeit nach nichts wusste.
Nach der Ankunft im PAB führten sie McQuillen durch den riesigen RHD -Bereitschaftsraum und brachten ihn in einem der zwei Vernehmungszimmer der Offen-Ungelöst-Einheit unter.
»Wir müssen nur noch schnell ein paar Dinge prüfen«, sagte Bosch. »Dann sind wir gleich wieder bei Ihnen.«
»Ich weiß doch, wie das läuft«, brummte McQuillen. »Frühestens in einer Stunde, oder?«
»Nein, so lang dauert es bestimmt nicht. Wir sind gleich wieder zurück.«
Die Tür verriegelte sich automatisch, als Bosch sie hinter sich zuzog. Er ging zur nächsten Tür und betrat das Videozimmer. Er startete die Aufnahmegeräte und ging in den Bereitschaftsraum. Dort saß Chu bereits an seinem Schreibtisch und öffnete die Umschläge mit George Irvings Kreditkartenabrechnungen. Bosch nahm ebenfalls Platz.
»Wie lang willst du
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