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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bizeps, der wirkte, als könnte er damit einem Mann den Schädel zerquetschen, von der Halsschlagader erst gar nicht zu reden.
    Der Mann, der durch das Tor von B&W Taxi schlurfte, war um die Hüften breiter als an den Schultern, hatte strähniges, zu einem ungekämmten Pferdeschwanz gebundenes graues Haar und ging wie jemand, der nicht wirklich dorthin wollte, wohin er unterwegs war.
    »Das ist er«, sagte Bosch. »Glaube ich.«
    Es waren seine ersten Worte seit zwanzig Minuten. Er hatte Chu nicht mehr viel zu sagen.
    »Bist du sicher?«, fragte Chu.
    Bosch blickte auf das Führerscheinfoto, das Chu ausgedruckt hatte. Es war drei Jahre alt, aber er war sicher, dass er sich nicht täuschte.
    »Ja. Komm.«
    Bosch wartete nicht auf die Antwort seines Partners. Er stieg aus und ging schräg über die Gower zur Einfahrt der Garage. Er hörte die Beifahrertür hinter sich zufallen und Chus Schritte auf dem Asphalt, als sein Partner ihm hinterhereilte.
    »Machen wir das jetzt gemeinsam«, rief Chu, »oder willst du wieder deine Ein-Mann-Show abziehen?«
    »Gemeinsam«, brummte Bosch.
    Zum letzten Mal, dachte er.
    Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich an das Schummerlicht in der Garage zu gewöhnen. Diesmal war dort mehr los als bei ihrem ersten Besuch. Schichtwechsel. Fahrer und Fahrzeuge, die rein- und rausströmten. Sie steuerten sofort auf das Büro zu, damit niemand McQuillen warnen konnte, bevor sie ihn fanden.
    Bosch pochte mit den Knöcheln gegen die Tür und öffnete sie gleichzeitig. Als er das Büro betrat, sah er dort wie beim ersten Mal zwei Männer. Einer von ihnen war McQuillen, und der andere Mann war ebenfalls neu. McQuillen stand an seinem Arbeitsplatz und besprühte das Headset, das er gleich aufsetzen würde, mit Desinfektionsmittel. Das Erscheinen der zwei Männer in Anzügen schien ihn vollkommen kalt zu lassen. Er nickte sogar, so, als hätte er sie erwartet.
    »Detectives«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mark McQuillen?«, fragte Bosch.
    »Ja, der bin ich.«
    »Detective Bosch und Detective Chu, LAPD . Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    McQuillen nickte wieder und wandte sich dem anderen Disponenten zu.
    »Andy, hältst du so lange die Stellung? Ich hoffe, es dauert nicht allzu lang.«
    Der andere Mann nickte und machte eine Handbewegung, die signalisierte:
alles klar.
    »Das könnte es aber«, sagte Bosch. »Vielleicht sollten Sie sich lieber schon mal nach einer Vertretung umsehen.«
    Diesmal sah McQuillen beim Sprechen Bosch direkt an.
    »Ruf Jeff an, Andy, und sag ihm, er soll sofort herkommen. Ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich zurück bin.«
    Bosch drehte sich um und deutete in Richtung Tür. McQuillen ging aus dem Büro. Er trug ein weites Hemd, das lose über seinen Hosenbund hing. Bosch blieb hinter ihm und behielt die ganze Zeit seine Hände im Auge. Bevor sie die Garage durchquerten, zog er McQuillen die Hand auf den Rücken und lotste ihn zu einem aufgebockten Taxi.
    »Hätten Sie was dagegen, kurz die Hände auf die Motorhaube zu legen?«
    McQuillen kam der Aufforderung nach, und als er das tat, rutschten seine Ärmel über seine Handgelenke hoch. Bosch sah, was er sich als Erstes zu sehen erhofft hatte. An McQuillens rechtem Handgelenk war eine Armbanduhr im Army-Look. Sie hatte eine dicke Stahllünette mit Griffmulden.
    »Nicht im Geringsten«, sagte McQuillen. »Und ich kann Ihnen auch schon sagen, dass Sie vorn rechts in meinem Hosenbund eine harmlose kleine Knarre finden werden, die ich immer einstecken habe. Mein Job ist nämlich nicht ganz ungefährlich. Mit Ihrem ist er natürlich nicht zu vergleichen, aber immerhin arbeiten wir die ganze Nacht durch, und das Garagentor ist immer offen. Wir sammeln nach jeder Schicht sämtliche Einnahmen der Fahrer ein, und manchmal muss man sich auch vor den Fahrern in Acht nehmen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Bosch fasste um McQuillens gewaltige Leibesmitte herum und fand die Waffe. Er zog sie aus dem Hosenbund und hielt sie hoch, damit Chu sie sehen konnte. Es war eine Cobra Derringer mit einem großkalibrigen Lauf. Schön klein und handlich, aber alles andere als harmlos. Damit konnte man zwei Kugeln vom Kaliber . 38 abfeuern, die einigen Schaden anrichteten, wenn man nah genug war. Die Cobra stand auf der Liste der von McQuillen angemeldeten Schusswaffen, die Chu aus der ATF -Datenbank heruntergeladen hatte. Bosch steckte sie in seine Hosentasche.
    »Haben Sie eine Genehmigung für das verdeckte Tragen

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