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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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keinen grausamen und unnatürlichen Missbrauch dieses Rechts darstellt. Die Begründung für dieses ›Grundrecht zu sterben‹ liegt auf der Hand: Die Gerichte erkennen den physischen Tod nicht als Tod per se an, sofern besagter Tod nicht die Vernichtung des Geistes beinhaltet. Juristisch betrachtet, ist der körperliche Tod nichts anderes als das Abschneiden eines Fingernagels, vorausgesetzt, dass der Geist erhalten bleibt. Durch höchstrichterliches Urteil des Obersten Gerichtshofs ist bestimmt worden, dass der Körper ein Anhängsel des Geistes ist, seine Kreatur, mit der
der Geist nach Belieben verfahren kann, um sie zu beseitigen.«
    Während der Erklärung war Hull mit schnellen, katzenartigen Schritten im Raum auf und ab gegangen. Jetzt blieb er stehen und sagte: »Danke, Mr. Jensen. Mein Recht auf Selbstmord bleibt also unanfechtbar. Es ist auch nichts Ungesetzliches dabei, wenn ich eine oder mehrere Personen wie Sie dazu bestimme, den Akt des Selbstmords für mich durchzuführen. Und Ihre Handlungen sind durch den Paragrafen über Genehmigten Mord im Selbstmordgesetz abgesichert. Alles schön und gut. Das einzige juristische Problem ergibt sich durch einen kürzlich erfolgten Zusatz zum Selbstmordgesetz.«
    Er nickte Mr. Jensen zu.
    »Der Zusatz besagt«, sagte Jensen, »dass ein Mensch zu jeder Zeit und an jedem Ort und durch jedes Mittel sich einen Tod aussuchen darf – sofern dieser Tod für niemanden sonst körperliche Schäden mit sich bringt.«
    »Das«, sagte Hull, »ist die problematische Klausel. Nun ist eine Jagd eine legale Form des Selbstmords. Man sorgt für einen Zeitpunkt und einen Ort. Sie, die Jäger, jagen mich. Ich, das Oper, fliehe. Sie fangen mich und töten mich dann. So weit, so gut. Bis auf einen Umstand.«
    Er drehte sich zu dem Anwalt um. »Mr. Jensen, Sie können den Raum verlassen. Ich möchte nicht riskieren, dass man Sie der Beihilfe bezichtigt.«
    Nachdem der Anwalt gegangen war, sagte Hull: »Das eine Problem, das bestehen bleibt, ist natürlich die Tatsache, dass ich bewaffnet sein werde und mich sehr anstrengen werde, Sie umzubringen. Jeden von Ihnen. Alle von Ihnen. Und das ist ungesetzlich.«
    Hull ließ sich mit lässiger Eleganz auf einem Stuhl nieder. »Das ist jedoch mein Verbrechen, nicht Ihres. Ich habe Sie eingestellt, um mich zu töten. Sie haben keine Ahnung,
dass ich vorhabe, mich zu schützen, mich zu wehren. Das ist zwar eine juristische Fiktion, aber eine, die Sie davor bewahren wird, möglicherweise Beihilfe zum Mord zu leisten. Wenn ich dabei erwischt werde, einen von Ihnen töten zu wollen, wird die Strafe sehr hart sein. Aber ich werde nicht erwischt werden. Einer von Ihnen wird mich töten und mich dadurch außer Reichweite der menschlichen Justiz befördern. Wenn ich das Unglück haben sollte, Sie alle umzubringen, dann werde ich meinen Selbstmord auf altmodische Weise selbst durchführen, und zwar mit Gift. Aber das wäre eine Enttäuschung für mich. Ich verlasse mich darauf, dass es dazu nicht kommen wird. Noch irgendwelche Fragen?«
    Die Jäger murmelten untereinander.
    »Gelackter Schnösel, labernder!«
    »Vergiss es, alle Opfer reden so.«
    »Glaubt wohl, er wäre was Besseres als wir, mit seinem eingebildeten Juristengequatsche!«
    »Werden ja sehen, wie er mit einem Stück Stahl im Leib redet!«
    Hull lächelte kalt. »Ausgezeichnet. Ich glaube, die Situation ist geklärt. Wenn Sie mir nun bitte verraten würden, welche Waffen Sie verwenden.«
    Einer nach dem anderen antworteten die Jäger.
    »Streitkolben.«
    »Netz und Dreizack.«
    »Speer.«
    »Siebenstern.«
    »Bola.«
    »Krummsäbel.«
    »Bajonett«, sagte Blaine, als er an der Reihe war.
    »Breitschwert.«
    »Streitaxt.«
    »Säbel.«

    »Danke, Gentlemen«, sagte Hull. »Ich werde natürlich mit einem Rapier bewaffnet sein, ohne Rüstung. Wir treffen uns am Sonntag bei Morgengrauen auf meinem Grundstück. Der Butler wird Ihnen allen einen Zettel geben, auf dem genau angegeben ist, wie Sie dorthin finden. Lassen Sie den Mann mit dem Bajonett hierbleiben. Dem Rest von Ihnen wünsche ich noch einen guten Morgen.«
    Die Jäger gingen hinaus. Hull sagte: »Der Bajonettkampf ist eine ungewöhnliche Kunst. Wo haben Sie das gelernt?«
    Blaine zögerte, dann sagte er: »In der Armee, von 1943 bis 1945.«
    »Sie stammen aus der Vergangenheit?«
    Blaine nickte.
    »Interessant«, sagte Hull, ohne besonderes Interesse. »Dann ist das wohl Ihre erste Jagd, wie?«
    »Das ist sie.«
    »Sie scheinen

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