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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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derLichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, würden sie nie mehr nach Hause kommen. Die Heimreise würde ohne einen Treiber länger dauern, als die meisten von ihnen leben würden.
    »Was schlägst du vor?«, erkundigte sich Sprecher bei Denker.
    Für den pedantischen Denker war die Frage zu vage. Er bat, sie neu formuliert zu bekommen.
    »Welche Wege stehen uns offen«, versuchte es Sprecher noch einmal, »einen galaktischen Planeten zu erreichen?«
    Denker benötigte mehrere Minuten, um alle in seinen Zellen gespeicherten Möglichkeiten durchzuarbeiten. Mittlerweile hatte Doktor die verletzten Wände behandelt und bat um etwas zu essen.
    »In ein paar Minuten essen wir alle zusammen«, sagte Sprecher und zuckte nervös mit den Kommunikationsfäden. Obwohl er das zweitjüngste Mitglied der Mannschaft war – direkt nach Nährer -, ruhte ein großer Teil der Verantwortung
für das Schiff auf ihm. Er musste die anderen koordinieren und den Weg ihres gemeinsamen Handelns bestimmen.
    Eine der Wände schlug vor, sie sollten sich erst einmal richtig betrinken. Diese unsinnige Lösung des Problems wurde sofort von allen abgelehnt. Sie war typisch für die Wände. Wände waren großartige Arbeiter und gute Kameraden, aber ansonsten eher einfältige Burschen. Wenn sie nach Hause kamen, würden sie wahrscheinlich wieder ihre ganze Heuer in kürzester Zeit verjuxen.
    »Verlust des Treibers schließt längeren Flug des Schiffes mit Überlichtgeschwindigkeit aus und beschneidet unsere Navigationsfähigkeit«, begann Denker ohne Einleitung. »Der nächste galaktische Planet ist viertausendfünf Lichtjahre entfernt.«
    Sprecher übersetzte alles simultan für die anderen Crewmitglieder.
    »Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Erstens: Das Schiff kann versuchen, mit Hilfe der atomaren Energie von Maschine den nächsten galaktisch erschlossenen Planeten zu erreichen. Das wird circa zweihundert Jahre dauern. Zu diesem Zeitpunkt wird sich vermutlich nur noch Maschine am Leben befinden, alle anderen haben dafür keine ausreichende Lebensdauer. Zweitens: Wir versuchen in der näheren Umgebung einen Planeten mit einfachen Treibern zu finden, nehmen einen der dortigen Treiber an Bord und versuchen seine Gabe so auszubilden, dass er das Schiff zurück in die zivilisatorisch erschlossenen Bereiche der Galaxis bringen kann.«
    Denker schwieg. Er hatte alles gesagt, was er zu dem vorliegenden Problem in seinen und den Erinnerungen seiner Vorfahren hatte finden können.
    Sie stimmten ab und entschieden sich ohne Gegenstimme für Denkers zweiten Vorschlag. Im Grunde hatten
sie auch keine andere Wahl. Es war die einzige Chance, die Heimat überhaupt je wiederzusehen.
    »Also gut«, sagte Sprecher. »Essen wir jetzt. Ich glaube, wir haben es alle nötig.«
    Der Körper des toten Treiber wurde Maschine in den Mund geschoben, der ihn sich ohne Zögern einverleibte, indem er seine Atome in Energie umwandelte. Maschine war das einzige Besatzungsmitglied, das sich direkt von Atomenergie ernährte.
    Für die anderen ging Nährer an die Arbeit und lud sich bei einem der Akkumulatoren auf. Dann verwandelte er die aufgenommene Energie in die jeweils von den einzelnen Besatzungsmitgliedern benötigte Nahrung.
    Auge lebte ausschließlich von komplexen Chlorophyllketten. Nährer produzierte sie für ihn und gab dann Sprecher seine Kohlenhydrate und den Wänden ihre Chlorverbindungen. Für Doktor stellte er die Kopie einer Silikatfrucht her, die in dessen Heimatwelt wuchs.
    Endlich war jeder satt und das Schiff wieder aufgeräumt. Die Akkumulatoren schliefen friedlich in ihrer Ecke. Auge hatte sein Sehorgan so weit wie möglich ausgefahren und draußen auf Teleskopsicht umgestellt. Selbst in ihrer derzeitigen kritischen Lage konnte er der Versuchung nicht widerstehen, seine Gedichte fortzusetzen. Er kündigte an, dass er an einer neuen Ballade arbeite, die er »Peripherer Schimmer« getauft habe. Keiner wollte sie hören und so gab er sie Denker ein, der alles speicherte, ob gut oder schlecht, falsch oder richtig, sinnvoll oder nutzlos.
    Maschine schlief nie. Bis zum Bersten mit Treiber gefüllt, jagte er das Schiff mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Raum.
    Die Wände stritten sich, wer während des letzten Urlaubs am betrunkensten gewesen war.

    Sprecher gönnte sich ein wenig Ruhe. Er löste sich von den Wänden und streckte seinen kleinen runden Körper auf dem Netzwerk seiner Fäden aus.
    Flüchtig dachte er an Treiber. Es war seltsam. Treiber

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