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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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gefährlich überhitzt; wenn sie nicht bald ein Ende fand, würde keinem der beiden Ich ein Leib zur Verfügung stehen.

    Loomis, den keine Skrupel plagten, stieß weiter vor, übernahm lebenswichtige Synapsen und beherrschte damit den ganzen Bewegungsapparat.
    Bei Sonnenaufgang hatte Loomis den Sieg errungen.
    Taumelnd erhob sich Loomis. Er fuhr sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn, rieb die erstarrten Fingerkuppen aneinander und sah sich um. Das war jetzt sein Körper.
    Zum ersten Mal seit ihrer Verschmelzung auf dem Mars konnte er wieder direkt fühlen und sehen, statt alle Eindrücke gefiltert durch Cromptons Persönlichkeit übermittelt zu bekommen. Es war schön, die stickige Luft zu atmen, die Kleidung auf der Haut zu spüren, hungrig zu sein, zu leben! Aus einer Welt grauer Schatten war er in ein Land leuchtender Farben getreten. Wunderbar! So musste es bleiben.
    Der arme Crompton …
    »Mach dir keine Sorgen, alter Junge«, sagte Loomis. »Ich meine es doch nur gut mit dir, verstehst du.«
    Von Crompton kam keine Antwort.
    »Wir fliegen zurück zum Mars«, erklärte Loomis. »Nach Elderberg. Alles wird gut werden.«
    Crompton wollte oder konnte nichts erwidern. Loomis war beunruhigt. »Bist du da, Crompton? Alles in Ordnung?«
    Keine Antwort.
    Loomis runzelte die Stirn und eilte zum Zelt des Kommandeurs.

    »Ich habe es mir anders überlegt«, erklärte Loomis dem Colonel. »Stack ist wirklich nicht zu helfen.«
    »Ich halte das für sehr vernünftig«, meinte der Kommandeur.
    »Ich möchte sofort zum Mars zurück.«
    Der Colonel nickte. »Alle Raumschiffe starten von Port Haarlem aus, wo Sie auch gelandet sind.«

    »Wie komme ich jetzt dorthin?«
    »Na ja, das ist ein bisschen schwierig«, erwiderte der Kommandeur. »Ich könnte Ihnen einen einheimischen Führer leihen. Sie müssen über das Thompsongebirge nach Ou-Barkar zurückmarschieren. Ich rate Ihnen, diesmal die Route über das Desset-Tal zu wählen, da die Kmikti-Horde durch den Regenwald zieht und man bei diesen Kerlen auf alles gefasst sein muss. Sie erreichen Ou-Barkar in der Regenzeit; da fahren die Sattelschlepper nicht bis Depotsville. Vielleicht können Sie sich der Salzkarawane anschließen, die die Abkürzung über den Knife-Pass nimmt, wenn Sie rechtzeitig ankommen. Andernfalls kann man den Weg mit einem Kompass leicht begehen, allerdings muss man dabei Abweichungen einkalkulieren. Wenn Sie Depotsville erreicht haben, setzt der Regen erst richtig ein. Ein großartiger Anblick. Vielleicht erwischen Sie einen Hubschrauber nach St. Denis und von dort einen nach East Marsh, aber das möchte ich wegen ›Zicre‹ bezweifeln. Gegen die Tornados sind diese Vögel machtlos. Allerdings könnten Sie mit dem Boot nach East Marsh rudern und von dort aus einen Frachter die Inland-Zee hinunter nach Port Haarlem nehmen. Es gibt meines Wissens ein paar sehr sichere Hurrikanhäfen an der Südküste, für den Fall, dass das Wetter eine rasche Flucht erfordert. Ich persönlich ziehe es vor, über Land zu gehen oder zu fliegen. Die Entscheidung, welche Route Sie wählen wollen, liegt natürlich ganz bei Ihnen.«
    »Natürlich«, sagte Loomis mit schwacher Stimme.
    »Verständigen Sie mich doch von Ihrer Entscheidung.«
    Loomis bedankte sich und kehrte als gebrochener Mann in sein Zelt zurück. Er dachte an den Marsch zurück durch das Gebirge und die Sümpfe, durch primitive Niederlassungen, vorbei an streunenden Horden. Er stellte sich die Komplikationen durch Regen und den »Zicre« vor. Nie
hatte seine Fantasie größere Arbeit geleistet, als sie ihm jetzt die Schrecken der Reise ausmalte.
    Es war schwer genug gewesen, hierherzukommen; eine Rückkehr musste um vieles schwieriger sein. Und diesmal gab es keinen Schutz für sein empfindliches Gemüt durch den geduldigen, ausdauernden Crompton. Er selbst musste Wind, Regen, Hunger, Durst, Erschöpfung und Angst ertragen. Er selbst musste das schlechte Essen und das brackige Wasser zu sich nehmen. Und er selbst musste die Probleme der schwierigen Route bewältigen, die Crompton mühsam gelöst hatte, während Loomis nicht darauf achtete.
    Die ausschließliche Verantwortung lag jetzt bei ihm. Es war an ihm, die Route zu wählen und die lebenswichtigen Entscheidungen zu treffen, um Cromptons und seiner selbst willen.
    Konnte er das überhaupt? Er war ein Mann der Großstädte, der Menschen um sich brauchte. Seine Gedanken hatten sich auf die Seltsamkeiten und Abnormitäten anderer Menschen gerichtet,

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