Der widerspenstige Planet
offiziellen Kontakt zwischen unseren Völkern noch für einige Zeit herausschieben, bis wir auf der Erde besser darauf vorbereitet sind.«
»Sie können versuchen, den nächsten Kontakt hinauszuschieben«, sagte Detringer, »aber er kann sich doch jederzeit ereignen. Sie haben jetzt die Chance, ein positives Zeichen zu setzen. Das nächste Treffen könnte eine so günstige Möglichkeit nicht mehr bieten.«
»Hmmm.«
»Es gibt also gute Gründe, mir zu helfen, selbst für den Fall, dass ich lügen sollte«, setzte Detringer nach. »Und denken Sie daran, ich könnte auch die Wahrheit erzählt haben. Dann würde man Ihre Ablehnung, mir Treibstoff zu überlassen, auf Ferlang als einen äußerst unfreundlichen Akt auffassen.«
Der Colonel begann in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen. Endlich wirbelte er herum und sagte aufgebracht: »Sie können verdammt gut argumentieren!«
»Ich habe nur das Glück, dass die Logik mir zur Seite steht«, entschuldigte sich Detringer.
»Er hat Recht, das kann ich Ihnen bestätigen«, erläuterte der C31-Computer. »Was die Logik angeht, meine ich.«
»Maul halten!«
»Ich hielt es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen«, rechtfertigte sich der C31.
Der Colonel unterbrach seine Wanderung und rieb sich die Stirn. »Detringer, verschwinden Sie«, sagte er erschöpft. »Ich lasse Ihnen den Treibstoff bringen.«
»Sie werden es nicht bereuen«, versprach ihm Detringer.
»Ich bereue es bereits«, knurrte Kettelman. »Gehen Sie jetzt bitte.«
10
Detringer eilte zu seinem Schiff zurück und verkündete Ichor die frohe Botschaft.
Der Roboter zeigte sich überrascht. »Ich hätte nicht gedacht, dass er es tun würde«, meinte er.
»Das hat er von sich aus auch nicht«, sagte Detringer. »Aber es ist mir gelungen, ihn zu überzeugen.« Er berichtete Ichor ausführlich über sein Gespräch mit dem Colonel.
»Also hast du gelogen, Herr«, stellte Ichor traurig fest.
»Ja. Aber Kettelman weiß, dass ich gelogen habe.«
»Aber warum hilft er dir dann?«
»Aus Angst, ich könnte vielleicht doch die Wahrheit gesagt haben.«
»Lügen ist eine Sünde und ein Verbrechen, Herr.«
»Aber auf dieser Welt hier zu versauern, wäre noch etwas viel Schlimmeres – nämlich dumm.«
»Das ist eine sehr unorthodoxe Betrachtungsweise.«
»Vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir in Zukunft keine Fragen der Orthodoxie mehr diskutierten«, sagte Detringer.
»Ich habe jetzt einige Vorbereitungen zu treffen. Ich schlage vor, du siehst dich einmal draußen um, ob du etwas zu essen für mich auftreiben kannst.«
Der Diener gehorchte stumm, und Detringer setzte sich hin und sah den Sternenatlas durch, um herauszufinden, wohin sie fliegen sollten – vorausgesetzt, sie würden es können.
11
Der Morgen kam, hell und strahlend. Ichor ging hinüber zu dem terranischen Schiff, um eine Partie Schach mit dem Geschirrspülroboter der Jenny Lind zu spielen, mit dem er sich inzwischen angefreundet hatte. Detringer wartete auf den Treibstoff.
Er war nicht allzu überrascht, als es Nachmittag wurde, ohne dass von dem Treibstoff etwas zu sehen war, doch er war enttäuscht und niedergeschlagen. Er wartete noch zwei weitere Stunden vergeblich, dann ging er wieder zur Jenny Lind .
Man schien ihn bereits erwartet zu haben, denn er wurde sofort in die Offiziersmesse geführt. Colonel Kettelman saß in seinem tiefen Lehnsessel. Zu beiden Seiten stand je ein bewaffneter Marinesoldat. Das Gesicht des Colonels war ausdruckslos, aber tief in seinen Augen funkelte so etwas wie boshafte Freude. Neben ihm saß Captain Macmillan mit undurchsichtiger Miene.
»Nun, Detringer«, fragte der Colonel, »was ist es diesmal?«
»Ich komme, um mich nach dem Treibstoff zu erkundigen, den Sie mir versprochen hatten. Aber wie ich sehe, haben Sie offenbar nicht vor, Ihr Wort zu halten.«
»Da interpretieren Sie mich ganz falsch«, versicherte der Colonel. »Es war meine volle Absicht, einen Angehörigen der Raumstreitkräfte von Ferlang mit Treibstoff zu versorgen. Aber ich habe hier keinen Angehörigen dieser Streitkräfte vor mir.«
»Wen haben Sie denn vor sich?«, fragte Detringer.
Kettelman schenkte ihm ein hässliches Grinsen. »Ich habe einen Kriminellen vor mir, der vom obersten Gerichtshof seines Volkes verurteilt wurde. Ich sehe hier einen Verbrecher, dessen Taten in der neueren Geschichte der Rechtsprechung von Ferlang ohne Beispiel sind. Ich habe es mit einem Geschöpf zu tun, dessen unaussprechliche Vergehen mit dem
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