Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
verstaut, inaktiv, aber betriebsbereit.
    Pid wollte seiner Crew etwas sagen, wusste aber nicht, wie er es formulieren sollte.
    Die Crew wartete. Ilg, der Funker, hatte die letzte Botschaft an den Planeten Glom gesendet. Ger, der Detektor, las sechzehn Instrumente auf einmal ab und meldete: »Keine Anzeichen für fremde Aktivitäten.« Seine Körperoberfläche floss schlampig vor sich hin.
    Pid bemerkte das Fließen und wusste auf einmal wieder ganz genau, was er sagen wollte. Seit sie Glom verlassen hatten, war die Disziplin der Gestaltwahrung immer lascher geworden. Der Invasionsführer hatte ihn davor gewarnt; aber trotzdem musste er etwas dagegen unternehmen. Es war seine Pflicht, denn untere Kasten wie Funker und Detektoren neigten notorisch zu Gestaltlosigkeit.
    »Große Hoffnungen ruhen auf dieser Expedition«, begann er langsam. »Wir sind jetzt weit weg von zu Hause.«
    Ger, der Detektor, nickte. Ilg, der Funker, ließ seine vorgeschriebene Gestalt so zerfließen, dass er sich bequem an eine Wand schmiegen konnte.
    »Wie dem auch sei«, sagte Pid streng, »die Entfernung ist keine Entschuldigung für liederliche Formlosigkeit.«
    Ilg floss hastig zurück in die tadellose Funkergestalt.
    »Exotisches Aussehen wird zweifellos nötig sein«, fuhr Pid fort. »Und wir haben dafür eine Sondergenehmigung. Aber denkt daran – jede Gestalt, die nicht hundertprozentig zur Pflichterfüllung erforderlich ist, ist ein Werk des GESTALTLOSEN!«
    Gers Körperoberfläche hörte abrupt auf zu fließen.
    »Das wär’s«, sagte Pid und floss in seine Instrumente. Das Schiff sank so gefühlvoll nach unten, dass er vor Stolz vibrierte.
    Sie leisteten gute Arbeit, dachte er. Man konnte einfach nicht erwarten, dass sie so gestaltbewusst waren wie ein Vertreter der oberen Pilotenkaste. Das hatte ihm auch der Invasionsführer gesagt.

    »Pid«, hatte der Invasionsführer gesagt, »wir brauchen diesen Planeten unbedingt.«
    »Ja, Sir«, hatte Pid erwidert. Er stand in Habtachtstellung, ohne auch nur einen Millimeter von der Optimalen Pilotengestalt abzuweichen.
    »Einer von euch«, sagte der Führer mit gewichtiger Stimme, »muss durchkommen und einen Displacer in der Nähe eines Atomkraftwerks installieren. Die Armee wird hier an diesem Ende warten, bereit, zum anderen Ende überzuwechseln.«
    »Wir werden es schaffen«, versicherte Pid.
    »Diese Expedition muss ein Erfolg werden«, sagte der Invasionsführer und für einen Augenblick verschwamm sein Äußeres vor lauter Müdigkeit. »Ganz im Vertrauen, es
gibt erhebliche Unruhen auf Glom. Die Bergarbeiterkaste zum Beispiel streikt. Sie wollen eine neue Hauer-Gestalt. Die alte hat angeblich ausgedient und ist untauglich.«
    Pid war regelrecht empört. Die Bergarbeiter-Gestalt war von den Altvorderen zusammen mit allen anderen wichtigen Gestalten vor fünfzigtausend Jahren festgelegt worden. Und jetzt wollten diese Emporkömmlinge sie ändern!
    »Das ist noch nicht alles«, berichtete der Führer. »Wir haben einen neuen Gestaltlosigkeitskult entdeckt. Haben fast achttausend Glom verhaftet, aber ich befürchte, dass noch sehr viele Anhänger dieses Kultes frei herumlaufen.«
    Pid wusste, dass Gestaltlosigkeit eine Versuchung des GESTALTLOSEN war, des Bösesten und Verderbtesten, das ein Glom sich vorstellen konnte. Was mochte in einem Glom nur vorgehen, fragte er sich, dass er seinen Versuchungen erliegen konnte?
    Der Führer schien diese Frage zu ahnen. »Pid«, sagte er, »ich nehme an, für dich ist es schwer, es zu verstehen. Bist du gerne Pilot?«
    »Ja, Sir«, sagte Pid nur. Gerne Pilot? Er lebte dafür! Ohne ein Schiff war er nichts!
    »Nicht alle Glom empfinden so«, sagte der große Mann. »Ich verstehe das auch nicht. Alle meine Vorfahren waren Invasionsführer, seit jeher. Also möchte auch ich Invasionsführer sein. Das ist ebenso natürlich wie legitim. Doch die unteren Kasten denken nicht so.« Er schüttelte traurig seinen Körper. »Das ist der Grund. Wir Glom brauchen mehr Raum. Diese Unruhen werden nur durch die Überbevöl kerung hervorgerufen. Alle unsere Psychologen sagen das. Die Besiedlung eines anderen Planeten wird unsere Probleme lösen. Wir zählen auf dich, Pid!«

    »Ja, Sir«, sagte Pid stolz.
    Der Invasionsführer erhob sich, als Zeichen, dass das Gespräch beendet war. Doch dann überlegte er es sich anders und setzte sich wieder. »Hab ein Auge auf deine Crew«, sagte er. »Ohne Zweifel sind sie loyal, aber aus niedrigen Kasten. Und du kennst ja die

Weitere Kostenlose Bücher