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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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bezwangen. Wir schwören …«
    Pfadfinder Drag stellte seine Hörwerkzeuge so ein, dass er die leise Stimme des Anführers besser hören konnte. Der Schwur begeisterte ihn immer wieder von neuem. Er konnte sich kaum vorstellen, dass seine Vorfahren einmal an die Schwerkraft des Bodens gebunden gewesen waren. Heutzutage waren die Elbonais Luftwesen; sie behielten nur ein Minimum an Körper bei, nahmen in sechstausend Metern Höhe kosmische Strahlung in sich auf, verfügten über die Gabe der unmittelbaren Wahrnehmung und kamen nur aus sentimentalen oder kultischen Gründen nach unten. Seit dem Zeitalter der Pioniertaten war viel erreicht worden. Die moderne Welt hatte mit dem Zeitalter der Submolekular-Kontrolle begonnen und wurde jetzt von der Epoche der direkten Steuerung abgelöst.
    »… Ehrlichkeit und Fairness«, sagte der Pfadfinderführer. »Und wir schwören ferner, Flüssigkeiten zu trinken, wie sie es taten, feste Nahrung zu uns zu nehmen und unsere Geschicklichkeit im Umgang mit ihren Werkzeugen und Methoden zu steigern.«
    Als der Schwur gesprochen war, verteilten sich die Pfadfinder auf der Ebene.
    Der Pfadfinderführer trat zu Drag. »Das ist der letzte Appell vor dem Treffen«, erklärte er.
    »Ich weiß«, sagte Drag.
    »Und du bist der einzige Pfadfinder Zweiter Klasse in der Gruppe Stürmender Mirash. Alle anderen sind Erster Klasse oder zumindest Junior-Pioniere. Was werden die Leute von unserer Gruppe halten?«
    Drag wand sich. »Das ist schließlich nicht allein mein Fehler«, meinte er. »Ich weiß, dass ich die Schwimm- und Bomben-Bastel-Prüfungen nicht bestanden habe, aber das liegt mir eben nicht. Es ist nicht fair, von mir zu erwarten,
dass ich alles können muss. Selbst unter unseren Vorfahren gab es Spezialisten. Keiner musste alles …«
    »Und worin bestehen dann deine Fähigkeiten?«, unterbrach ihn der Anführer.
    »Forst- und Bergkunde«, erwiderte Drag eifrig. »Spurensuche, jagen.«
    Der Anführer sah ihn eine Weile an. Schließlich sagte er langsam: »Drag, was würdest du zu einer letzten Chance, in die Erste Klasse aufzusteigen und dazu noch eine Leistungsmedaille zu bekommen, sagen?«
    »Ich tue alles!«, rief Drag.
    »Na schön«, meinte der Anführer. »Weißt du, wie deine Gruppe heißt?«
    »Die Gruppe Stürmender Mirash.«
    »Und was ist ein Mirash?«
    »Ein großes, wildes Tier«, erwiderte Drag sofort. »Früher gab es sie an vielen Stellen Elbonais, unsere Vorfahren lieferten ihnen gewaltige Kämpfe. Jetzt sind sie ausgestorben.«
    »Nicht ganz«, meinte der Anführer. »Ein Pfadfinder hat die Wälder siebenhundert Kilometer von hier erforscht, in den Koordinaten S-233/42W, und dabei drei Mirash männlichen Geschlechts entdeckt, die gejagt werden dürfen. Ich möchte, dass du sie aufspürst und verfolgst, wobei du dein Wissen aus der Forst- und Bergkunde einzusetzen hast. Dann sollst du, unter ausschließlicher Verwendung von Werkzeugen und Methoden unserer Vorfahren, das Fell eines Mirash zurückbringen. Glaubst du, dass du das schaffen kannst?«
    »Ich weiß es, Sir!«
    »Dann mach dich sofort auf den Weg«, sagte der Anführer. »Wir befestigen das Fell an unserer Fahnenstange. Beim Pfadfindertreffen erhalten wir dafür sicher eine Auszeichnung.«

    »Jawohl, Sir!« Drag packte hastig seine Ausrüstung zusammen, füllte seine Feldflasche mit Flüssigkeit, packte feste Nahrung ein und zog los.
    Wenige Minuten später hatte er sich in das Gebiet S-233/ 482-2W versetzt, eine wilde, romantische Landschaft voll schroffer Felsen und knorriger alter Bäume; die Täler waren zugewachsen mit dichtem Buschwerk, die Berggipfel schneebedeckt. Drag sah sich besorgt um.
    Er hatte dem Anführer nicht ganz die Wahrheit gesagt.
    In Wirklichkeit war er in Forst- und Bergkunde ebenso wenig bewandert wie im Spurensuchen und Jagen. Er hatte überhaupt keine besonderen Talente. Am liebsten träumte er unter den Wolken in fünfzehnhundert Meter Höhe stundenlang vor sich hin. Wenn es ihm nun nicht gelang, einen Mirash zu finden? Was würde geschehen, wenn ihn der Mirash zuerst entdeckte?
    Aber da bestand keine Gefahr, beruhigte er sich. Im Notfall konnte er immer noch gestibulieren. Wer würde schon davon erfahren!
    Einen Augenblick später hatte er eine schwache Spur Mirash empfangen. Dann sah er, nahe einem t-förmigen Felsen, eine Bewegung.
    Sollte es wirklich so einfach sein? Wie schön! Lautlos nahm er eine geeignete Tarnung an und näherte sich der Stelle.

    Der Bergpfad wurde

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