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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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hier doch Einheimische«, überlegte Stellman. »Sehr schüchterne. Das da könnte ihr Friedensangebot sein.«
    »Natürlich«, sagte Herrera. »Sie haben extra für uns von der Erde eine Flasche Whisky geholt.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Paxton.
    »Wegbleiben«, befahl Herrera. »Zurück mit euch.« Er brach einen langen Ast von einem in der Nähe stehenden Baum und stocherte damit vorsichtig zwischen den Diamanten herum.
    »Es rührt sich nichts«, sagte Paxton.
    Plötzlich schlug das langhalmige Gras, auf dem Herrera stand, peitschend gegen seine Knöchel. Der Boden unter ihm löste sich zu einer säuberlich abgetrennten Scheibe von fünf Metern Durchmesser und begann sich in die Luft zu erheben, wobei die Wurzelenden nachschleiften. Herrera versuchte herunterzuspringen, aber das Gras hielt ihn wie mit tausend grünen Zungen fest.
    »Nicht aufgeben!«, schrie Paxton und ohne nachzudenken sprang er vor und packte den Rand der emporsteigenden Scheibe. Sie neigte sich stark, kam für einen Augenblick zum Stillstand und begann wieder zu steigen. Inzwischen hatte Herrera das Messer aus dem Gürtel gerissen und hackte damit auf das Gras um seine Knöchel herum ein.
    Stellman fuhr aus seiner Erstarrung hoch, als er Paxton an seinem Kopf vorbeigleiten sah. Er packte Paxton an den
Füßen und hielt die Scheibe in ihrem Höhenflug wieder auf. Herrera befreite einen seiner Füße und hechtete über den Scheibenrand. Der andere Knöchel wurde für den Bruchteil einer Sekunde festgehalten, dann gab das Gras unter dem Schwung nach. Herrera flog kopfüber auf die Erde, aber im letzten Moment konnte er den Kopf einziehen, so dass er auf seiner Schulter landete. Paxton ließ die Scheibe los und stürzte ab, wobei er Stellman direkt auf den Bauch fiel.
    Die Scheibe mit ihrer wertvollen Fracht aus Roastbeef, Whisky und Diamanten stieg immer weiter empor, bis sie den Blicken der Männer entschwunden war.
    Die Sonne hatte sich hinter den Horizont zurückgezogen. Stumm betraten die drei Männer ihre Höhle, die Strahler im Anschlag. An der Höhlenöffnung entfachten sie ein loderndes Feuer, dann zogen sie sich ins Innere zurück.
    »Wir halten heute Nacht abwechselnd Wache«, sagte Herrera.
    Paxton und Stellman nickten.
    »Ich glaube, Sie hatten Recht, Paxton«, sagte Herrera. »Wir sind lange genug hier gewesen.«
    »Zu lange«, meinte Paxton. »Sobald es hell wird, kehren wir zum Schiff zurück und fliegen los.«
    »Wenn wir das Schiff noch erreichen«, sagte Stellman.

    Drag war sehr entmutigt. Bedrückt hatte er die vorzeitige Entdeckung der Falle, den Kampf und das Entkommen der Mirash miterlebt. Dabei war dieser Mirash der größte von den dreien gewesen!
    Er wusste jetzt, was er falsch gemacht hatte. In seinem Übereifer hatte er seine Falle mit zu reichen Ködern versehen. Die Minerale hätten genügt, da die Mirash darauf besonders erpicht waren. Aber nein, er musste ja unbedingt
die Methoden der Vorfahren verbessern und noch Nahrung als Lockmittel verwenden. Kein Wunder, dass sie Verdacht geschöpft hatten.
    Jetzt waren sie gereizt, vorsichtig und entschieden gefährlich. Und ein gereizter Mirash war einer der fürchterlichsten Anblicke in der gesamten Galaxis.
    Drag kam sich sehr einsam vor, als Elbonais Zwillingsmonde am westlichen Himmel emporstiegen. Er konnte das Lagerfeuer der Mirash in der Höhlenöffnung lodern sehen. Durch sein unmittelbares Wahrnehmungsvermögen war es ihm auch möglich, die bewaffneten Mirash im Innern zu erkennen.
    War ein Mirashfell wirklich so viel Mühe wert?
    Drag dachte bei sich, dass er viel lieber in fünfzehnhundert Metern Höhe schweben, Wolkenformationen bilden und träumen würde. Er wollte Strahlung absorbieren, statt scheußliche feste Nahrung aufzunehmen. Und wozu sollte dieses Jagen und Fallenstellen überhaupt gut sein? Das waren nutzlose Fertigkeiten, über die er und die Seinen längst hinaus waren.
    Einen Augenblick lang war er beinahe überzeugt von seinen Überlegungen. Bis er mit einem Mal begriff, worum es hier eigentlich ging.
    Gewiss, die Elbonais waren ihren Konkurrenten über den Kopf gewachsen, sie hatten sich durch ihre rasche Entwicklung jeder Gefahr entzogen. Das Universum jedoch war groß und vieler Überraschungen fähig. Wer vermochte vorauszusehen, welche neuen Gefahren sein Volk zu bestehen haben würde? Und wie konnten sie ihnen begegnen, wenn ihr Jagdinstinkt verlorenging?
    Nein, die alten Sitten mussten bewahrt bleiben, um als Gedächtnisstütze

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