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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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nicht«, versicherte Blaine von Herzen. »Und ich hasse blonde Locken!«
    Sein neuer Körper besaß beachtenswerte Kräfte, aber er hatte körperliche Kraft nie gemocht. Er wirkte unbeholfen, ungrazil, schwer zu handhaben. Es war die Sorte Körper, die immer gegen Stühle stieß und auf anderer Leute Füße trampelte, die Hände immer zu fest drückte, zu laut redete und enorm schwitzte. Kleidung würde diesen Körper immer einengen und schlecht sitzen. Ein Körper, der andauernd Bewegung brauchte. Vielleicht musste er sogar Diät leben; sein neuer Leib machte den Eindruck, als würde er leicht verfetten.
    »Körperkraft ist ja ganz in Ordnung«, meinte Blaine zu sich selbst, »sofern man dafür Verwendung hat. Sonst ist sie nur lästig und lenkt einen ab, wie Flügel an einem Dodo.«
    Der Körper war schon arg, aber das Gesicht war noch schlimmer. Blaine hatte noch nie kräftige, raue, quadratische Gesichter gemocht. Für Erdarbeiter, Unteroffiziere,
Dschungelforscher und so weiter mochten sie ja nützlich sein. Aber nicht für einen Mann, der kultivierte Gesellschaft schätzte. Solch ein Gesicht war ganz offensichtlich unfähig zu einem subtileren Ausdruck. Alle Feinheiten, das ganze Zusammenspiel von Linien und Flächen wären vergebliche Liebesmüh. Mit diesem Gesicht konnte man grinsen oder wütend dreinblicken, Nuancen konnte man damit nicht ausdrücken.
    Er versuchte, den Spiegel jungenhaft anzulächeln. Das Ergebnis war ein Satyrgrinsen.
    »Reingelegt hat man mich!«, sagte Blaine voller Bitterkeit.
    Es war eindeutig, dass die Qualitäten seines Geistes und die seines Körpers im Widerspruch zueinander standen. Ein Zusammenspiel zwischen den beiden schien unmöglich. Natürlich könnte seine Persönlichkeit seinen Körper umformen; auf der anderen Seite könnte es aber auch sein, dass sein Körper seine Persönlichkeit beeinflussen würde.
    »Wir werden ja sehen«, sagte Blaine zu seinem mächtigen Körper, »wir werden ja sehen, wer hier der Boss ist!«
    An seiner linken Schulter befand sich eine lange, gezackte Narbe. Er fragte sich, woher der Körper wohl eine solch auffallende Wunde bekommen haben mochte. Dann überlegte er, wer denn eigentlich der wirkliche Besitzer des Körpers gewesen sein könnte. Konnte es sein, dass er irgendwo im Gehirn lauerte und darauf wartete, irgendwann einmal die Kontrolle an sich zu reißen?
    Es war sinnlos zu spekulieren. Vielleicht würde er es später einmal herausbekommen. Er blickte sich ein letztes Mal im Spiegel an. Was er sah, mochte er gar nicht. Er befürchtete vor allem, dass es so bleiben könnte. »Ja ja«, sagte er schließlich, »man isst eben, was auf den Tisch kommt. Tote können nicht wählerisch sein.«

    Das war alles, was er mit Sicherheit sagen konnte. Blaine wandte sich von dem Spiegel ab und begann sich anzuziehen.

    Spät am Nachmittag kam Marie Thorne ins Zimmer. Ohne jede Erklärung sagte sie nur: »Alles abgeblasen.«
    »Abgeblasen?«
    »Vorbei, fertig, erledigt!« Sie blickte ihn wütend an und begann, in dem weißen Zimmer auf und ab zu schreiten. »Die ganze Werbekampagne ist abgeblasen worden.«
    Blaine starrte sie an. Die Nachricht war zwar interessant, aber noch interessanter war, dass es offensichtlich doch Anzeichen von Gefühlsregung in Ms. Thornes Gesicht gab. Sie war so verdammt selbstbeherrscht gewesen, so vollkommen und schon fast grotesk geschäftig in ihrem Auftreten. Nun war ihr Gesicht gerötet und ihre schmalen Lippen verzogen sich voll Bitterkeit.
    »Volle zwei Jahre lang habe ich an dieser Idee gearbeitet«, schimpfte sie. »Die Firma hat, ich weiß nicht wie viele, Millionen ausgegeben, um Sie hierherzubringen. Alles ist bereit, alles könnte jetzt losgehen und dieser verdammte alte Mann sagt: ›Blasen wir die ganze Sache ab!‹«
    Sie ist schön, dachte Blaine, aber ihre Schönheit macht ihr keine Freude. Es ist ein berufliches Zubehör, wie bestimmte Haarfrisuren oder Trinkfestigkeit, es wird je nach Bedarf gebraucht und auch missbraucht. Er stellte sich vor, dass viel zu viele Hände nach Marie Thorne ausgestreckt worden waren. Sie hatte nie eine davon angenommen. Und als die gierigen Hände weiterhin nach ihr gegriffen hatten, da hatte sie Verachtung gelernt, dann Kälte und schließlich Selbsthass.
    Ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, dachte Blaine, aber ich bleibe mal dabei, bis sich eine bessere Diagnose
ergibt. »Dieser verdammte, dämliche alte Mann!«, flüsterte Marie Thorne gerade.
    »Was für ein alter

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