Der widerspenstige Ritter (German Edition)
man ihn durchaus als liebenswürdig einstufen. Natürlich dürfte bei dieser Schilderung seines Charakters, sein Sohn keine so dreisten Lügen erfinden. Denn wenn ihr jetzt unterstellt wurde, sie hätte mit den Gefühlen des Ritters gespielt, dann konnte das nur auf seinem Mist gewachsen sein.
Vielleicht war das Ganze aber auch nur eine Fortsetzung ihrer, vor wenigen Tagen inszenierten Verbindung. Vielleicht erwartete Sir Aaron ja, dass sie die Rolle weiterspielte. Nur war sich Rebekka in diesem Fall nicht sicher, was für einen Part sie dabei übernehmen sollte. Die Lady, die ihren Bewerber abwies, oder die Lady, die von so einem Liebesgeständnis vollkommen überwältigt war?
Ein kleiner Hinweis würde es ihr wirklich erleichtern, angemessen zu reagieren. Und vielleicht steckte dieser Hinweis ja schon irgendwo, denn von alleine war ihr Vater sicher nicht auf diese Geschichte aufmerksam geworden. Möglicherweise fand sich der Weg, den sie einschlagen sollte, wenn sie erfuhr, woher ihr Vater seine Information bezogen hatte.
„Sir Aaron hat sich für eine offizielle Bewerbung an dich gewandt, Vater?“, ging Rebekka ganz diplomatisch vor.
Doch Diplomatie war in diesem Fall nicht angebracht. Die Wut des Burgherren kochte bei dieser Frage erneut auf. Während die junge Frau überlegte, woher der Ritter überhaupt erfahren hatte, welcher Familie sie angehörte.
„Kein Ritter läuft einer Maid hinterher, die ihn so unrühmlich fallen gelassen hat“, schnaubte Lord Goodwind abfällig.
Die Erleichterung, die dieser Feststellung folgte, hielt nicht lange an.
„Lord Waldo Danber hat die Sache selbst in die Hand genommen, um dem Kummer seines Sohnes ein Ende zu bereiten. Du kannst froh sein, dass sich der Lord an dich erinnert hat, und nicht seinen Sohn nach deiner Familie und deinem Aufenthaltsort fragen musste.“
Rebekkas Gesichtsausdruck glich einem einzigen Fragezeichen. Lord Danber hatte sie erkannt? Damit konnte sie nichts anfangen.
„Was soll das heißen, Lord Danber hätte mich erkannt? Ich bin ihm doch an diesem Nachmit…“
Oh verdammt! Diesen Teil der Geschichte hatte sie eigentlich nicht bestätigen oder auch nur berichten wollen. Aber offensichtlich wusste ihr Vater sowieso schon Bescheid, sein Blick auf sie sprach Bände.
„Ich weiß alles über deinen Besuch in der Danber-Burg, mein liebes Kind“, klang das mehr als nur nach einem sanften Tadel. Wobei Rebekka hoffte, das mit alles , nicht wirklich alles gemeint war. Um auf Nummer sicher zu gehen, waren ein paar mehr Informationen erforderlich.
„Ja?“
„Lord Danber hat mir von deinem Besuch berichtet. Er hat mir auch versichert, wie erfreut er darüber war, als ihm einfiel, dass er dich bei der Hochzeit deiner Schwester mit einem Lewis gesehen hatte. Dass sich sein Sohn ein Mädchen aus unserer Familie ausgesucht hat, und damit gleich noch eine verwandtschaftliche Beziehung zu den Lewis herstellt, fand er sehr begrüßenswert.“
Oh, nein! Sie hatte Edwinas Hochzeit so furchtbar langweilig gefunden, dass sie sich bei der ersten Gelegenheit den Feierlichkeiten entzogen hatte. Zudem hatte sie sich auch gar nicht die Mühe gemacht, den geladenen Gästen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Da die Hochzeit so öde war, war von den Gästen auch kein größerer Unterhaltungswert zu erwarten.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, Lord Danber bei Edwinas Hochzeit gesehen zu haben“, warf das Mädchen ein klein wenig ärgerlich ein. Ärger, der vor allem ihr selbst galt, weil sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, sich umzusehen.
„Dein Pech“, bedauerte ihr Vater sie kein bisschen. Dann zog er sie von ihrem Sitzplatz hoch und hinter sich her. „Du wirst dich wohl jetzt an den Lord erinnern können, nachdem du einen Nachmittag in seiner Gesellschaft verbracht hast.“
Da konnte er sich sicher sein. Lord Danber zu vergessen, wenn man einmal etwas mit ihm zu tun gehabt hatte, war eher unwahrscheinlich. Aber das war ganz offensichtlich nicht das, worauf ihr Vater hinaus wollte.
„Du wirst Lord Danber jetzt schön brav versichern, dass ein Eintritt in ein Kloster nicht wirklich dein Bestreben ist. Außerdem wirst du ihm erklären, dass du nur ein wenig vom Temperamt seines Sohnes erschrocken bist. Wenn du zu diesem Zeitpunkt schon erkannt hättest, wie tief Sir Aarons Gefühle für dich gehen, dann hättest du deine Zusage nicht einfach so zurückgenommen.“
Wenn diese Situation nicht so vollkommen absurd gewesen wäre, dann hätte Rebekka
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