Der widerspenstige Ritter (German Edition)
sich an die Etikette halten zu wollen.
Rebekka fand eigentlich, dass der ganze Nachmittag auf der Danber-Burg ausgesprochen positiv verlaufen war. Aber aus irgendeinem Grund hatte sogar das Sir Aaron geärgert. Sie vermutete, dass es der Schwertkampf war, der ihm die Laune verdorben hatte. Sich gleich gegen mehrere der Vasallen seines Vaters zur Wehr setzen zu müssen, war sicher für einen Besuch unter Verwandten nicht üblich. Dass er den Kampf auch noch dafür austragen musste, um seinen Anspruch auf sie als Braut deutlich zu machen, war in seinen Augen sicher doppelt bitter. Schließlich war sie ja keine echte Braut, sondern nur jemand, der diese Rolle für einen Nachmittag spielte.
Natürlich konnte sein Unmut auch daher rühren, dass er sie danach auch noch den Armen seines Vaters entreißen musste. Obwohl das vielleicht ein wenig übertrieben ausgedrückt war. Lord Danber hatte nur seine Hände auf ihre Schultern gelegt, was wohl eher eine Demonstration von Schutz sein sollte. Aber offensichtlich war von Sir Aaron erwartet worden, diese Stellung zu beenden. Denn ohne Anlass hätte er sie ganz bestimmt nicht an seine Seite gezogen. Nicht nach dem mörderischen Blick, der deutlich sagte, dass er sie für den seltsamen Verlauf dieses Besuches verantwortlich machte.
Aarons Vater legte es ganz offensichtlich darauf an, seinen Sohn immer wieder dazu zu zwingen, deutlich zu zeigen, wo seine Interessen lagen. Dafür war dem Lord jedes Mittel recht. Ein Spiel, das Rebekka viel Freude bereitete.
Zu sehen, wie ein Edelmann um sie kämpfte, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte, war einfach göttlich unterhaltsam. Noch unterhaltsamer war nur, Sir Aarons Verhalten mitzuerleben, als er sie endlich wieder zurück zur Scheune bringen konnte, wo er ihr zuerst begegnet war.
Dass er sie für das schlimmste Übel nach der Pest hielt, hatte etwas Erhebendes. Auch wenn er das sicher nicht verstehen würde. Sie hatte einen Ritter dazu gebracht, die Geduld zu verlieren. Nicht vollkommen auszurasten, aber dennoch zu zeigen, dass er sauer war. Was ausgesprochen Spaß gemacht hatte.
Rebekka zog die Stirn in Falten, als sie jetzt so daran zurückdachte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, musste sie eingestehen, dass ihr Anteil an diesem Erfolg vielleicht nicht ganz so groß war. Lord Danber konnte dafür eindeutig mehr Lorbeeren einstreichen, da er es war, der den Schwertkampf erst angezettelt hatte, in den sich sein Sohn stürzen musste. Darum nahm Rebekka an, das sich ein großer Teil des Ärgers, den der Ritter verspürte, auf seinen Vater richtete.
An diese Begegnung und den daraus folgenden Nachmittag zurückzudenken, betrübte die Maid dann doch ein wenig. Daher wäre sie froh darüber gewesen, wenn wenigstens etwas diese deprimierende Stimmung unterbrochen hätte. Aber nicht einmal auf ein Sommergewitter, wie an jenem denkwürdigen Nachmittag, konnte sie heute hoffen. Das langweilige Grau am Himmel ließ nicht einmal diese kleine Ablenkung zu. Also blieb ihr wohl nichts anderes zu tun, als an dieser furchtbaren Altardecke zu sticken. Eine Aufgabe, die zu dem wenig ansprechenden Wetter genauso gut passte, wie zu ihrer trüben Stimmung.
* * *
Sich das Ende dieses langweiligen Tages zu wünschen, war vielleicht keine so gute Idee. Zumindest nicht, wenn sich dadurch ein Donnerwetter in der Burg zusammenbraute. Zu allem Übel auch noch ein Donnerwetter, in dessen Zentrum sich Rebekka wiederfand.
Eigentlich gehörte Rebekkas Vater, Lord Thomas Goodwind, zu den eher gemütlichen Zeitgenossen. Nur wenn er sich über irgendetwas wirklich, wirklich aufregte, dann war es besser, ihm aus dem Weg zu gehen.
Nicht dass seine Tochter eine solche Möglichkeit gegeben wurde, da sie nichts davon ahnte, dass sie dafür verantwortlich war, dass ihr Vater seine viel gepriesene Ruhe verlor. Weshalb ihr erst einmal verborgen blieb, warum Lord Goodwind in den Aufenthaltsraum der Frauen stürmte und seinem Ärger lautstark Luft machte.
„Rebekka!“, donnerte seine Stimme durch den sonst so friedlichen Raum. Eine vollkommen unsinnige Vorgehensweise, da er sich nicht durch ein Stimmengewirr Gehör verschaffen musste. Außer seiner Tochter hielt sich hier nämlich gerade niemand auf, da ein bisschen Einsamkeit mit zu Rebekkas Strafe gehörte. Wie ihr Vater allerdings ihren Namen brüllte, verriet schon einmal, dass dieser Tag vielleicht doch nicht so einen langweiligen Verlauf nehmen würde, wie von der Maid befürchtet.
Zu sagen, die junge
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