Der widerspenstige Ritter (German Edition)
kleinen Unfall keine Bedeutung beimaß.
„Ihr könnt Euer Messer jetzt zur Seite legen, Mylady“, forderte er sie mit einem Blick auf besagten Gegenstand auf. Dann machte er einen Scherz, um ihr zu zeigen, dass sie die Sachen nicht so tragisch nehmen sollte.
„Ich werde mich für den Rest des Tages vorbildlich benehmen. Schließlich habt Ihr Euren Standpunkt äußerst deutlich in meine Erinnerung geritzt.“
Seine Ausdrucksweise war leider nicht dazu geeignet, die Situation aufzulockern. Die Maid vermittelte weiterhin den Eindruck, als ob ihre Tat sie selbst zu Tode erschrocken hatte.
„Ihr blutet“, flüsterte sie mit deutlicher Verzögerung zu dem Ereignis, das diese Tatsache ausgelöst hatte.
Aaron zuckte mit der Schulter, nahm das Tuch von seiner Wunde und sah sich an, wie viel Blut es hatte aufnehmen müssen. Der Fleck war lächerlich klein und bestätigte ihm, dass das Messer der Lady ihn nur geritzt hatte. Eine Feststellung, die er Rebekka zur Beruhigung auch gleich mitteilen wollte.
„Seht selbst, es ist nur ein Kratzer“, war zwar für ihn eine klar zu erkennende Tatsache, doch der Blick auf den Blutfleck war für die Lady in diesem Fall zu viel. Rebekka verlor die Besinnung.
Die Lady gefährlich auf ihrem Platz zu Seite wanken zu sehen, verlangte von Aaron eine sofortige Reaktion. Er musste das Mädchen schnell auffangen und zog sie dabei halb auf seinen Schoß. Eine Aktion, die den Lords, trotz ihrer hitzigen Diskussion nicht entging. Und so fand sich für Lord Goodwind eine neue Möglichkeit, seine Empörung kundzutun.
„Was zum Teufel tut Ihr da?“, brüllte der erboste Vater mit rotem Kopf, und ganz ohne Zweifel einem Herzanfall nahe, den jungen Ritter an. „Könnt Ihr nicht einmal von einer bewusstlosen Frau Eure Finger lassen?“
Dieser Vorwurf war nun wirklich nicht berechtigt. Schließlich hatte Aaron nichts anderes getan, als die Maid vor einem Sturz zu bewahren. Dass er sie dazu festhalten musste, war nicht zu ändern.
Natürlich hätte Aaron diese Tatsache zu seiner Verteidigung auch laut aussprechen können, aber da sein Vater sich schon dazu genötigt sah Stellung zu beziehen, kam er gar nicht dazu. So wie es aussah, wollte ihm sowieso niemand zuhören, da der Streit sofort weiterging.
„Da seht Ihr, wie sehr mein Sohn Eurer Tochter zugetan ist. Selbst in Ihrer Ohnmacht will er ihr noch beistehen.“
Nicht ganz unwahr, aber nicht das, was Lord Goodwind gerade hören wollte.
„Jeder weiß doch, wie ein Danber eine Frau bekommt“, wollte er diesen Punkt nicht unausgesprochen lassen. „Er nutzt ihre Schwäche und Hilflosigkeit aus und nimmt sie einfach mit in sein Bett.“
Bei diesem Einwand vergaß Lord Danber kurz, dass er eigentlich mit Lord Goodwind Streit hatte, und ihm deshalb schon aus Prinzip widersprechen sollte. Er grinste überlegen und bestätigte dann sogar die Worte seines Gegners noch.
„Die Methode funktioniert“, war es das erste Mal, dass er sich mit dem anderen Lord einig war. Nur brachte ihm das natürlich nicht den Sieg bei diesem Disput.
Lord Goodwind sah nur das bestätigt, was er größtenteils vom Hörensagen kannte. Die Bedenken, die er schon bei dem Besuch Lord Danbers auf seiner Burg gehabt hatte, kehrten mit aller Macht zurück. Keine Maid sollte gezwungen werden einen Spross dieser Familie zum Mann nehmen zu müssen. Eine Begegnung im Heu hin oder her. Seine Tochter war jedenfalls zu schade, um mit solchen Barbaren leben zu müssen. Sein Entschluss stand unwiderruflich fest.
„Ihr bekommt mein Kind nicht als Schwiegertochter, Lord Danber“, klang diese Ankündigung endgültig. „Sucht Euch einen anderen Dummen, dem Ihr seine Tochter mit einem Trick entreißen könnt.“
* * *
Manches Mal war ein kurzes Gedächtnis ausgesprochen vorteilhaft. Nur leider konnte sich Aaron an jedes Wort erinnern, das Lord Goodwind ihm und seinem Vater an den Kopf geworfen hatte.
Das Ergebnis, das die Auseinandersetzung schließlich brachte, hätte ihn eigentlich freuen sollen. Selbst sein Vater wollte jetzt keine Verbindung mit dieser Familie mehr eingehen. Er hatte also seinen vollkommen ungebundenen Status wieder. Schneller als er sich das gedacht hatte. Die Anwesenheit Lord Goodwinds hatte den Erfolg gebracht, auf den er hingearbeitet hatte. Somit war eine erneute Begegnung mit Lady Rebekka, bevor sie am nächsten Morgen mit ihrem Vater nach Hause zurückkehrte, eher unwahrscheinlich.
Ihr ein letztes Mal einen Kuss abzuringen war unwahrscheinlich.
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