Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
erlauben kann«, sagte die Frau widerspenstig. »Schließlich muss ich an meine Reputation denken.«
Aaliz beugte sich zu Joyce Taylor vor, sodass niemand sie hören konnte, und flüsterte ihr ins Ohr: »Sag niemals, ich wiederhole, niemals Nein zu mir, Joyce. Ich leite diese kleine Operation, und ich warne dich, wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage, dann werde ich dafür sorgen, dass ParaDigm sämtliche Künstler und Gesellschaften ablehnt, die du vertrittst. Sie werden nie wieder bei Polly auftreten, solange sie mit dir zu tun haben. Jetzt geh endlich und lass mein verdammtes PollyMorph verschwinden.«
In echt war Clare Collins mindestens zehn Jahre älter als auf Polly, und dieser erstaunliche digitale Schwindel war natürlich dem PollyMorphing zu verdanken. Durch die Einspeisung ihrer idealisierten PollyMorph-Version ins MasterPolly des Studios wurden alle Bilder, die die KameraBots von ihr aufnahmen, automatisch in Echtzeit aufgemotzt. Somit war die Clare Collins, die von den Zuschauern gesehen wurde, um vieles jünger, schlanker und ihr Gesicht straffer als das der wirklichen Clare Collins, die sich jetzt in den Sessel neben Aaliz plumpsen ließ.
»Du bist also Sam Williams Tochter, wie?«
»Ja«, antwortete Aaliz und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Norma Williams. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Collins.«
Clare Collins ignorierte die ausgestreckte Hand. »Sparen Sie sich den Quatsch, Mädchen. Ich bin nicht auf dem Markt, um Freundschaft mit nuDemokraten oder deren Nachkommen zu schließen. Also, was ist diese Fun/Funs-Kiste? Der letzte verzweifelte Versuch des Präsidenten, Verbindung mit den Entrechteten aus der Mitte Amerikas aufzunehmen?«
»Miss Collins, ich …«
Weiter kam Aaliz nicht. Der Aufnahmeleiter schrie: »Ruhe!« Und dann begann der Countdown. Clare Collins lachte. »Am besten legst du den Gurt an und bereitest dich auf eine Achterbahnfahrt vor.«
Es begann seltsam verhalten. Collins brauchte ganze fünf Minuten, um auf Touren zu kommen. »Also, Norma, du bist krank gewesen. Die Gerüchte bei Polly sagen, du wärst in einer Reha gewesen, um von deiner Drogensucht loszukommen. Ist da was dran?«
»Überhaupt nicht. Ich hatte einen durch extremen Stress ausgelösten Nervenzusammenbruch. Ich war fast drei Monate lang nicht ansprechbar.«
»Na komm schon, glaubst du wirklich, unsere Zuschauer würden dir das abnehmen? Du warst das typische schwarze Schaf: Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll. Und nach dem, was ich höre, mit Schwerpunkt auf Sex und Drogen.«
»Ich kann Ihnen nur die Wahrheit sagen, Clare.«
»Und jetzt willst du uns weismachen, dass du zu Gott gefunden hast, während du in der Reha – sorry, im Koma warst?«
»Das ist richtig. Gott ist mir erschienen und hat mir gezeigt, dass ich bislang mein Leben aus dem Fenster geworfen, die Talente, die er mir gegeben hatte, nicht gewürdigt, dass ich nichts aus mir gemacht hatte. Gott machte mir klar, dass ich der Welt mehr zu bieten habe als ein paar Auftritte in Pollys Klatsch- und Tratschspalten.«
»Und was bitte sollst du dem Willen Gottes zufolge der Welt bieten?« Clare Collins’ Stimme strotzte vor Sarkasmus.
»Ich soll sie von der Sucht befreien. Er gab mir die Macht, die Menschen von ihren Süchten zu erlösen.«
»Süchte? Was für Süchte?«
»Alle. Ich kann die Menschen von ihrer Drogen-, Alkohol- oder Gewaltsucht befreien. Ich kann sie von allen Süchten kurieren.«
»Wie das?«
»Durch Handauflegen.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Keineswegs. In zwei Tagen werde ich meine Fähigkeiten in der New Yorker Entziehungsanstalt unter kontrollierten Bedingungen unter Beweis stellen. Vielleicht sollten Sie mitkommen, Miss Collins.«
»Ich glaube, da muss ich passen. Ich bin suchtresistent. Aber kommt dieses Interesse an Gott nicht zu einem für deinen Vater, den Präsidenten, sehr gelegenen Zeitpunkt? Finden nicht in ein paar Wochen Vorwahlen im Mittelwesten statt?«
»Mit meinem Vater hat das nichts zu tun. Er ist ein eingefleischter Atheist, und ich glaube, es macht ihn ziemlich fassungslos, dass ich zu Gott gefunden habe.«
»Und das sollen wir dir abnehmen?«
»Sie ziehen schon die ganze Zeit meine Glaubwürdigkeit in Zweifel, Miss Collins.«
»Na, hör mal! Wie kannst du erwarten, dass man dir glaubt, wenn du erst vor ein paar Wochen noch zugedröhnt im Grufti-Look herumgelaufen bist?« Collins sah auf und lächelte. »Wie ich sehe, haben die PR -Leute deines Vaters dafür gesorgt,
Weitere Kostenlose Bücher