Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Unwesen trieb, hatten Heydrich und Crowley schlechte Karten, wenn sie beweisen wollten, dass sie nicht Aaliz war. Ganz schön bitter für sie.
Sie fuhr sich ein letztes Mal durchs Haar und trat auf die winzige Bühne, um sich ihrem Publikum zu stellen. Ihrem verdutzten Publikum.
Die Frauen hockten in Schockstarre da und musterten sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Angst. Verwunderung, weil es das Parademädchen des UnFunDaMentalismus war – die leidenschaftliche und unerschütterliche Anführerin der RightNixen, der Jugendbewegung des ForthRight –, das jetzt vor ihnen stand. Und Angst, weil dort, wo Aaliz auftauchte, Heydrich und die Checkya nicht weit weg waren.
Doch es schwang auch ein Stück Ehrfurcht mit. Aaliz Heydrich war schließlich eine echte vierundzwanzigkarätige Berühmtheit ersten Grades. Das Konterfei der hübschen Aaliz Heydrich schmückte sämtliche Titelseiten der Illustrierten, und ihre Auftritte, mit denen sie Werbung für ihren Vater machte, fanden vor riesigen Menschenmassen statt. Aaliz besuchte Theaterpremieren im West End, und man sah sie in den modischsten Kleidern in Begleitung von berühmten Schauspielern und Sängern. Aaliz Heydrich war ein Star.
Es gab einen verhaltenen Versuch zu applaudieren, den Norma mit erhobener Hand im Keim erstickte. »Ich bin Aaliz Heydrich«, sagte sie einfach, als sie in der Mitte der Bühne stand, »und ich danke euch mutigen Frauen, dass ihr der Ausgangssperre getrotzt habt, um zu dieser Versammlung zu erscheinen. Ich weiß, was ihr riskiert, um hier zu sein. Ich weiß, dass ihr den Patrouillen der Checkya ausweichen musstet, und eure Angst überwunden habt, ins Gefängnis zu kommen oder Schlimmeres zu erleiden, wenn man euch erwischt hätte. Auch ich musste mich diesen Gefahren stellen, allerdings sind sie ungleich größer, weil mein eigener Vater mir nach dem Leben trachtet.«
Norma wartete, bis das nervöse Raunen, das diese Äußerung hervorgerufen hatte, wieder verebbt war.
»Wie ihr wisst, habe ich mein Leben lang loyal an der Seite meines Vaters gestanden. Ich war die pflichtbewusste, gehorsame Tochter. Doch es kam eine Zeit, und sie ist noch nicht lange her, als das Wissen über die Perversität und Bosheit des UnFunDaMentalismus es mir unmöglich machte, stillschweigend meine Pflicht zu tun. Der Katalysator für diesen Wechsel war der Anblick des Leids und des Schmerzes, die die Bewohner von Warschau ertragen mussten. Das Elend dieser armen Menschen, als sie von der SS abgeschlachtet wurden, ist unsäglich, und als ich es mit eigenen Augen sah, gelangte ich zu der Überzeugung, dass Krieg – jede Art von Krieg – falsch ist. Wenn man Menschen nur zu einer Religion bekehren kann, indem man ihnen eine Waffe vorhält, dann ist diese Religion korrupt.«
Verhaltener Applaus.
»Aber ich würde noch weitergehen. Wenn eine Religion oder eine politische Überzeugung Meinungs- und Gedankenfreiheit nicht zulässt, dann ist sie korrupt. Nur durch Kritik und eine offene Debatte kann die Wahrheit triumphieren. Ihr im Quartier Chaud wart gesegnet mit einer großen Denkerin, Mary Wollstonecraft, deren Kredo, dass Gewalt barbarisch, ineffektiv und nutzlos ist, heute genauso aktuell ist wie damals, als es vor vielen Jahrhunderten formuliert wurde. Es ist an der Zeit, dass der moderate und maßvolle Einfluss der Frauen sich in der Demi-Monde durchsetzt. Wir müssen den sinnlosen Zyklus von Krieg und politischer Gewalt, der diese Welt bislang beherrscht hat, durchbrechen.«
Mehr Applaus, diesmal ein wenig enthusiastischer.
»Wir müssen uns gegen Krieg und Gewalt stellen, indem wir Krieg und Gewalt ablehnen.«
»Aber wie?«, schrie jemand aus den hinteren Reihen.
»Zuerst müssen wir uns darüber klar werden, dass es schwer sein und Opfer erfordern wird, sich gegen das ForthRight zu stellen. Ich will ganz offen sein: Jene, die sich mir anschließen, müssen zum Sterben bereit sein. Obwohl es ein friedlicher, ein gewaltloser Krieg ist, wird er Verluste fordern. Ich schlage vor, dass wir unsere Zusammenarbeit mit der Besatzungsarmee des ForthRight aufkündigen und uns in einer Kampagne für zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Widerstand organisieren.«
Verwirrtes Schweigen breitete sich aus.
»Wir dürfen nicht mit dem Bösen kollaborieren. Wir müssen Frieden wagen. Wie alle guten ImPuritaner müssen wir Liebe machen, nicht Krieg!«
Das brachte ihr Jubel ein.
»Wir müssen allem widerstehen, was die hinterhältige und illegale Besetzung
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