Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
Vom Netzwerk:
wurden die Männer, die sich im Hub befanden, allmählich nervös.
    Greene konnte sie verstehen. In der Armee ging das Gerücht um, dass das ungeheure Gewicht der Dampfraupe zusammen mit dem des Mörsers derart tiefe Furchen in den Boden schlagen würde, dass die nanoBites sich genötigt sähen, ihren Winterschlaf vorzeitig zu beenden. Die Soldaten bekamen allmählich »Knabberfüße«, wie die Armee es nannte.
    »Wir sind nun auf der Mitte der Brücke«, hörte Greene Kamerad Ingenieur Banks murmeln. »Wenn wir diese Stelle überschritten haben …«
    Greene hob sein Fernrohr und beobachtete den Fahrer der Dampfraupe. Soweit er durch den dichten Dampf erkennen konnte, tat der Mann genau das, wozu er angehalten worden war. Sachte und langsam steuerte er das Fahrzeug über die Brücke. Zum ersten Mal an dem Morgen empfand er fast einen Anflug von Optimismus.
    Doch der hatte eine unglaublich kurze Lebensdauer. Mit einem Mal erklang ein ohrenbetäubendes Kreischen von Stahl auf Stahl, vermischt mit dem Knallen platzender Taue, und dann zischten ihm die Nieten um die Ohren. Im nächsten Augenblick legte sich die Dampfraupe langsam, fast majestätisch auf eine Seite, während die Brücke nachgab und in die Themse plumpste.
    »Diese verdammten Normalisten müssen die Bolzen der Brücke gelockert haben«, keuchte jemand.
    Eine Dampfwolke stieg aus dem zischenden Wrack empor, während Kamerad Ingenieur Banks sich auf eine Seite der Brücke übergab. Greene ignorierte ihn, während er darüber nachdachte, ob er seine Antiknabberstiefel eingepackt hatte. Er hatte das ungute Gefühl, dass er sie brauchen würde.
    13:00: Die Docks am Quai d’Orsay
    Odette Aroca hatte sich im Leben noch nie so stolz und wichtig gefühlt. Doch mehr noch fühlte sie sich erfüllt. Hier war sie und führte eine Gruppe – na ja, eigentlich mehr als eine Gruppe, denn es waren mindestens drei- bis vierhundert Normalisten, die hinter ihr hertrotteten – von Gleichgesinnten, die fest entschlossen waren, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um friedlich den Kräften von Unterdrückung und Gewalt entgegenzutreten.
    Und wenn das Ausmaß an Pöbeleien, das sich von den Fahrern des ForthRight, die sie gerade aufhielten, auf sie und ihre Mitstreiterinnen ergoss, ein Indiz war, so hatte sich ihre Strategie als wirklich effektiv erwiesen. Jetzt kam der Rotrock-Kommandant schon zum fünften Mal in ebenso vielen Minuten auf Odette zu, um mit ihr zu verhandeln.
    »Kruzitürken, Mademoiselle«, begann der Feldwebel in tadellosem Französisch. »Ich sage es zum allerletzten Mal. Wenn Sie und Ihre Leute nicht einen Zahn zulegen, werde ich Sie festnehmen müssen.«
    »Weswegen denn, Feldwebel?«, entgegnete Odette mit Unschuldsmiene. »Wir machen lediglich einen gemütlichen Spaziergang, Herr Feldwebel, genießen die Aussicht und die frische Luft von Paris, der schönsten Stadt in der ganzen Demi-Monde.«
    »Halten Sie mich gefälligst nicht zum Narren! Sie und Ihre Leute verhindern das Ausladen der Barken, indem Sie meine Dampflaster nicht zu den Docks durchlassen.«
    »Welche Dampflaster, Feldwebel?«, erwiderte Odette und lächelte affektiert.
    »Die verdammten Dampflaster da drüben«, gab der Feldwebel zurück und zeigte wütend mit dem Finger auf die Phalanx von Fahrzeugen, die mit laufenden Motoren hinter der Gruppe der Normalisten standen und schnauften.
    »Ach die.« Odette lächelte verschmitzt. »Ich hatte keine Ahnung, dass wir Ihren Einsatz behindern.«
    »Von wegen. Ich habe es Ihnen ungefähr fünfzig Mal gesagt.« Plötzlich zog der Feldwebel seine Pistole aus dem Halfter und zielte auf Odettes Kopf. »So, und jetzt ist Schluss mit lustig. Wenn Sie nicht sofort Platz machen, schieße ich Sie über den Haufen.«
    Odette seufzte. Es war unausweichlich, dass ihr Protest mit Gewalt konfrontiert würde, sogar mit Mord, wie Norma gesagt hatte. Das ForthRight gründete seine Macht auf Gewaltanwendung. Sie hatte Odette auch erklärt, dass Gewaltlosigkeit nicht, wie viele glaubten, mit Sanftmut gleichzusetzen war, sondern leise, fatalistische Stärke bedeutete. Die Anhänger der Gewaltlosigkeit mussten genauso bereit sein wie Soldaten, für ihre Sache zu sterben.
    Odettes Moment der Wahrheit war gekommen.
    »Dann müssen Sie mich erschießen, Feldwebel. Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Religion und Ihr Glaube von Ihnen verlangen, dass die angemessene Strafe für einen gemütlichen Spaziergang Mord ist, dann müssen Sie mich eben ermorden. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher