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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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sich zu beruhigen.
    Vielleicht waren das die ersten Anzeichen dafür, dass seine Persönlichkeit zerfiel, dieses Herbeizaubern skurriler Wörter aus dem Nichts? Der von einem verrückten Wortschatz angedeutete Wahnsinn? Die Anfänge eines schizophrenen Schubes?
    Er hatte seine Zweifel. Abgesehen von dem seltsamen Vokabular kam er sich noch beruhigend normal vor … na ja, so normal, wie man in der Demi-Monde eben sein konnte. Er hatte keine Halluzinationen, keine Wahnzustände, und er war noch genauso hellwach und schlagfertig wie eh und je.
    Wenn es aber nicht der Anfang einer Schizophrenie war, was dann? Waren diese verrückten Träume seiner allzu großen Liebe für Lösung geschuldet? War er auf dem besten Weg zur Trunksucht? Auch das war eine plausible Erklärung: Sein Konsum war stetig gewachsen, seit er Ella begegnet war.
    Ella…
    Bei diesem Gedanken hielt er inne.
    Ja … die unangenehme Tatsache war, dass seine Träume begonnen hatten, als er Ella kennenlernte. Vielleicht hatte sie das Gleichgewicht in seinem Bewusstsein gestört. Er lachte spöttisch. Wenn es jemals eine Frau gegeben hatte, die einen Mann aus dem Gleichgewicht bringen konnte, dann Ella Thomas. Sie war das hübscheste Mädchen, das er jemals gesehen hatte, aber das war nicht alles, sie hatte auch noch eine perfekte Seele. Sie war ein guter Mensch, der ihn veranlasst hatte, das Misstrauen gegenüber seinen MitCitiZen in der Demi-Monde aufzugeben; statt distanziert und zynisch zu sein, wie es seiner Natur entsprach, sich für ihr Elend zu interessieren. Nur ihretwegen hatte er den Menschen in Warschau geholfen, nur ihretwegen hatte er sich – gegen besseres Wissen und gegen seinen Selbsterhaltungstrieb – breitschlagen lassen, Norma Williams aus Crowleys Klauen zu befreien. Und alles nur, weil er sie liebte.
    Liebte …
    Erneut lachte er bitter in sich hinein.
    Bevor er Ella kennengelernt hatte, war er niemals verliebt gewesen und hatte es auch gar nicht sein wollen. Noch wenige Monate zuvor hätte er losgeprustet bei dem Gedanken, eine Frau als etwas anderes als eine angenehme – vorübergehende – Ablenkung zu betrachten. Doch Ella hatte ihn verändert. Sie hatte den selbstsicheren Vanka Maykow verunsichert. Und jetzt fühlte er sich schrecklich verwundbar. Seine sonst so abgehobene Haltung gegenüber dem Leben hatte einen Riss bekommen.
    Wahrscheinlich war dieser Riss die Wurzel seiner schlaflosen Nächte und seiner seltsamen Träume. Er liebte Ella, und der Gedanke, sie zu verlieren, machte ihn fertig.
    Er konnte nur hoffen, dass sie in Sicherheit war. Bei der Vorstellung, es könnte anders sein, schenkte er sich ein weiteres Glas Lösung ein.
    Während er das Glas großzügig füllte, dachte er darüber nach, dass Ella ihn dazu gezwungen hatte, seine Stellung als unverbesserlicher Beobachter aufzugeben und sich in der Demi-Monde zu engagieren . Er war immer stolz darauf gewesen, ein einsamer Wolf zu sein, ein Mann ohne Freunde und ohne Liebe … abgesehen von Frauen, die mit Begeisterung gewisse Begierden befriedigten, die er nun einmal hatte. Sein Leben lang hatte er sich hartnäckig geweigert, von irgendwem abhängig zu sein, und vor anderen immer wieder hervorgehoben, wie töricht es sei, sich auf ihn verlassen zu wollen. Er war ein Zuschauer, der sich über die Marotten der Spezies Mensch lustig machte.
    Die Liebe hatte alles verändert.
    Obwohl sie in einer schmutzigen Gefängniszelle der Demi-Monde saß, war Norma Williams zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hier mit sich selbst im Reinen. Dieser neue Optimismus, so dachte sie, war der Einsicht geschuldet, dass sie nun nicht mehr durch das Portal in NoirVille entkommen konnte. Jetzt, da Aaliz Heydrich ihren Körper in der Realen Welt übernommen hatte, gab es für sie kein Zurück mehr in ihre alte Welt. Die Demi-Monde war ihre Heimat geworden. Es war ein ernüchternder Gedanke, dass sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, nachdem sie wochenlang um ihr Leben gerannt war. Klar, sie hatte es nicht gerade leicht. In einer düsteren Zelle der Bastille eingesperrt zu sein war nicht besonders ermutigend, aber sie war noch am Leben, und das war das Wichtigste. Sie hatte alle Widrigkeiten der Demi-Monde überlebt. Und allein diese Tatsache gab Anlass zu Hoffnung …
    Hoffnung, aber worauf? Die Antwort, die ihr einfiel, war überraschend einfach: Hoffnung auf einen Wechsel. Hoffnung, dass die Demi-Monde zum Guten verändert werden konnte und aufhörte, ein Hort des Bösen zu sein.

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