Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
in die Bastille gerufen worden, um dich zu deiner Hinrichtung abzuholen, aber es sieht ganz danach aus, dass du es so eilig hattest, ABBA zu treffen, dass du von selbst zu mir gefunden hast.« Sein Grinsen verhärtete sich. »Du hast mich übers Ohr gehauen, Maykow, und dafür wirst du mir nun büßen.«
»Ein administratives Versehen, Euer Gnaden«, erklärte Vanka lächelnd. »Doch jetzt bin ich in der glücklichen Lage, Sie für Ihre finanziellen Verluste entschädigen zu können.«
»Verluste? Glaubst du, ein Mann meines Ranges kümmert sich um ›finanzielle Verluste‹? Glaubst du etwa, ein Adliger würde sich wegen solcher Peanuts den Kopf zerbrechen? Dazu habe ich meine Buchhalter und Schreiberlinge. Nein, Maykow, ich bin gekommen, um dich für den Angriff auf meine Ehre zur Rechenschaft zu ziehen. Ich habe sogar einen Schluck von diesem ekelhaften nuJu-Blut getrunken , ehe ich an dem widerlichen Nachgeschmack erkannte, worum es sich handelte.«
Verdammt.
In der Demi-Monde kämpften alle gegen alle um den Titel des größten nuJu-Hassers, doch de Bouillon war einsame Spitze. Dass er einen Schluck nuJu-Blut getrunken hatte, war ein Affront gegen alles, wofür er stand.
»Du hast mich beleidigt, Maykow. Dieser Schluck nuJu-Blut hat meinen Körper – meine Seele – besudelt. Und für eine derartige Kränkung muss ich dich natürlich umbringen.«
Er gab einem seiner Gorillas ein Zeichen, woraufhin der ein langes Messer zückte und auf Vanka zuging.
Doch plötzlich stockte sein Schritt. Aus der Dunkelheit der Gasse tauchten drei der riesigsten Gestalten auf, die Vanka je gesehen hatte. So wie der Anführer sich duckte, um dem Schild einer boulangerie auszuweichen, mussten sie über zwei Meter groß sein.
Doch es war nicht nur die Größe, die die Männer so imponierend wirken ließ. Obwohl sie ihre Hüte mit den breiten Krempen tief in die Stirn gedrückt hatten, konnte man ihre kreideweiße, blasse Haut sehen. Am verstörendsten aber waren ihre gelben Augen, die im Schein der Straßenlaternen funkelten. Sie erinnerten Vanka an die Raubtiere, die er im Londoner Zoo gesehen hatte. Augen, die keinem menschlichen Wesen gehören konnten.
Aber das waren sie auch nicht. Sie waren Grigori, besser bekannt als Vampire.
Gewiss, die Vorstellung war ein wenig melodramatisch, aber nach allem, was Vanka sehen konnte, ziemlich zutreffend. Die drei sahen tatsächlich aus wie einem Groschenroman entsprungene Vampire.
Das Trio blieb vor den Pferden der eleganten Kutsche stehen, die offensichtlich de Bouillon gehörte. Der eine griff nach den Zügeln, um die Pferde im Zaum zu halten, während die Tiere auf die Pflastersteine stampften, als wären sie über die Erscheinung der seltsamen Gestalten genauso nervös wie Vanka.
»Wir nehmen den Russen und die Anglo mit«, sagte der erste Vampir, der sich so sorgfältig ausdrücke, als wäre er kein Muttersprachler. Vanka sah, dass seine Zähne spitz gefeilt waren. Um ein Haar hätte er sich vor Angst in die Hose gepinkelt.
»Macht euch vom Acker«, knurrte einer von de Bouillons Gorillas. »Das ist Seine Hoheit, Senator Godfrey de Bouillon, der Herzog von Paris. Seine Hoheit nimmt von niemandem Anweisungen entgegen. Ich bin Capitaine Philippe Pétain, der persönliche Leibwächter Seiner Gnaden. Wer sich mit Offizieren des Senats anlegt oder sie an der Ausübung ihrer Pflicht hindert, begeht eine Straftat.«
Da die volle Aufmerksamkeit von Capitaine Pétain und seinen Männern den drei Vampiren galt, machte Vanka Norma ein Zeichen, sich auf die Flucht vorzubereiten. Wenn sein Bauchgefühl ihn nicht täuschte, würden sie in den nächsten Augenblicken all ihre Sprinterqualitäten brauchen.
»Sei nicht dumm, Zerbrechlicher, übergib den Mann und die Frau oder stirb.«
Capitaine Pétain nickte seinem riesigen Sergeant zu, der sich den Neuankömmlingen entgegenstellte. »Ihr spielt mit eurem verdammten Leben, wenn ihr euch nicht auf der Stelle verpisst«, drohte er.
Der Vampir schlug zu.
Vanka hätte ohne weiteres zugegeben, dass sein Auffassungsvermögen nach zehn Tagen in der Bastille, die ihn verständlicherweise ausgelaugt hatten, zu wünschen übrig ließ, doch an dem, was er sah, gab es keinen Zweifel, so unglaublich es auch war. Der Vampir zog erst den Arm zurück, doch dann schoss seine Hand mit erstaunlicher Geschwindigkeit vor und bohrte zwei mit scharfen Krallen ausgestattete Finger in die Augenhöhlen des Sergeant. Schließlich drehte er die Hand um, ohne die
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