Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Krallen zurückzuziehen, und schleuderte – schleuderte! – den tonnenschweren toten Körper des Sergeant brutal gegen eine Wand.
Als die Hölle losbrach, wusste Vanka, dass der Ort, an dem er sein wollte, »irgendwo anders« hieß. Zum Glück verschaffte ihm die heldenhafte, wenn auch hirnlose Reaktion von de Bouillon und seinen Leibwächtern die Möglichkeit, das Weite zu suchen. Vanka hatte nicht viel übrig für Godfrey de Bouillon, doch sogar er musste zugeben, dass der Mann so tapfer war wie ein Löwe und seinem Ruf als unvergleichlicher Krieger alle Ehre machte. Daher war er nicht überrascht, als er sah, wie de Bouillon sein Schwert zog und sich in den Kampf stürzte. Seine Leibwächter dagegen waren weniger ritterlich und dachten eher pragmatisch. Im Handumdrehen hatten sie ihre Waffen gezogen und schossen drauflos. Vanka sprang blitzschnell aus der Schusslinie und konnte sich davon überzeugen, dass sie vortreffliche Schützen waren. Als sich die Vampire auf sie stürzten, sah er, wie sie drei oder vier Kugeln abbekamen, allerdings schienen sie ihnen so gut wie nichts auszumachen.
Vanka folgerte, dass das Ganze höchst unangenehm werden würde. Er packte Norma am Arm, rannte mit ihr die Gasse entlang und sah sich nur kurz um. Nachdem sie ihre Munition verballert hatten, zogen zwei von de Bouillons Leibwächtern ihre Schwerter, um sich zu verteidigen. Doch es war vertane Mühe, die Vampire schlugen auf sie ein, schlitzten ihnen die Kehle auf und warfen sie achtlos zur Seite. Der Geruch nach Tod und zerfetztem FAÄ verschmolz mit dem durchdringenden Gestank nach Schießpulver.
Merkwürdigerweise war es de Bouillon, der Vanka und Norma das Leben rettete. Er stieß einen Schlachtruf aus und versetzte dem Anführer der Vampire einen Hieb mit seinem riesigen Schwert. De Bouillon war ein großer Mann, um einiges größer als Vanka, und immer noch ungemein kräftig, obwohl er nicht mehr im besten Alter war. Sein Angriff war derart ungestüm, dass sogar die Vampire zurückweichen mussten, und einen Augenblick sah es so aus, als könnte er es mit ihnen aufnehmen. Doch dann griff das Schicksal ein, der arme Kerl stolperte und prallte gegen die Pferde, woraufhin sich die Vampire auf ihn stürzten und ihn am Boden festnagelten. Die erschrockenen Tiere bockten, bäumten sich auf und warfen die Kutsche in der engen Gasse um, sodass sie eine Barriere zwischen Vanka und Norma und den Vampiren bildete.
Da Vanka nie zu denen gehört hatte, die einem geschenkten Gaul – geschweige denn zweien – ins Maul schauten, gab es für ihn nur noch eins. »Los, Norma«, schrie er. »Nichts wie weg hier!«
16
Die Wohnung des Barons Giovanni Mangione: Paris
Demi-Monde:
13. Tag im Frühling des Jahres 1005
Um zu gewährleisten, dass MALEvolence aus dem Leben des Quartier Chaud ausgemerzt wurde, und um anzuerkennen, dass Frauen von Natur aus friedliebender sind als Männer, beschloss der Senat, dass der Doge – der geistige Wächter des Sektors – ab sofort eine Frau zu sein hatte. Dogaressa Ninon de l’Enclos (auch ›die Große‹ oder ›die Aufgeklärte‹ genannt) war die erste Dogaressa, ihre Krönung fand im Jahr 520 statt. Es gibt viele Legenden über Dogaressa Ninon, aber in die Geschichte wird sie als diejenige eingehen, die als Erste die drei Wörter prägte, die den ImPuritanismus auf so prägnante Weise zusammenfassten und dem Quartier Chaud sein Motto gaben: »Liberté, Egalité, Frivolité.«
Mary Jane West: MALEvolence. Ist das eine Pistole in deiner Tasche oder bist du bloß froh, mich zu sehen? Venezianisches Institut für Holistische Soziologie
»Biste sicher, dass der alte Knacker, den du gesehn hast, Maurice Merriment war?«
»Ja, das war er. Diesen Scheißkerl würd ich überall wiedererkennen.«
»Wenn er ein Komiker in den Rookeries is, was hat er dann hier im Quartier zu suchen?«
»Der Kerl sucht mich. Beria muss ihn hergeschickt ham, und das heißt, dass die Checkya ein’ von ihrn Assassinen nach Paris entsandt hat.« Burlesque sah sich in den feinen Räumen um, die Rivets seit einigen Tagen sein Heim nannte. »Biste sicher, dass niemand weiß, dass du hier wohnst?«
»Klar doch. Nich mal der Hauseigentümer weiß davon. Wir ham alle Ärger mit dem ForthRight. Der Kerl hat seine Siebensachen gepackt und is ab nach Venedig. Bin durchs Küchenfenster rein.«
Obwohl er es nie zugegeben hätte, war Burlesque mächtig beeindruckt von dem Versteck, das Rivets aufgetan hatte. Die Gartenwohnung
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