Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
oder V ive les sculpteurs . Die Musiker und Sänger wurden von Jongleuren, Feuerschluckern, Akrobaten und Schlangenmenschen begleitet, und alle zusammen schwammen in einem Meer von Gelächter und Liebesakten, die das Fest ausmachten. Er beugte sich seinem Schicksal und ließ sich von der Menschenflut mitreißen, doch nachdem er zehn Minuten lang angerempelt, betatscht, hochgehievt und mit Lösung und Champagner vollgespritzt worden war, wurde de Sade das Ganze ein bisschen zu viel. Er war praktisch taub und kam sich vor wie ein Erwachsener, der irrtümlich in einen Kindergeburtstag geraten war.
Lady IMmanual, die sich begeistert in das Getümmel des MummenSchanz gestürzt hatte, schien sich nicht gerade zu langweilen. In all der Aufregung hatte sie offensichtlich vergessen, dass sie das Fest dazu nutzen wollten, unerkannt nach Venedig zu gelangen. Ihre eindeutige Reaktion auf die Annäherungsversuche der Studenten ließ befürchten, dass Flucht das Letzte war, woran sie gerade dachte.
Plötzlich lichtete sich die Menge. Wahrscheinlich lag es an der Reihe von nackten Mädchen auf den MummenSchanz-Wagen. Diese wurden von ebenso nackten Jünglingen gezogen, die ihre jeweiligen Dämoninnen hochleben ließen. De Sade nahm die Gelegenheit wahr und bugsierte seine Begleiter aus dem Getümmel in einen Hauseingang. Doch während sie noch da standen und nach Luft schnappten, bemerkte er, wie Schwester Florence sich verkrampfte.
»Da drüben, auf der anderen Straßenseite«, sagte sie erschrocken. »Könnt Ihr sie sehen? Die Männer mit den Bauta-Masken?«
De Sade sah sie. Es war schier unmöglich, sie nicht zu sehen. Sie waren so groß, dass sie die Umstehenden um Kopfeslänge überragten. Sogar im trüben Licht der Gaslaterne rechts von ihnen konnte man sehen, dass sie etwas Wildes hatten. De Sade erschauderte.
»Ihre Auren sind nicht menschlich«, stammelte Schwester Florence. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Könnten es … Grigori sein?«
Grigori?
Grigori waren mythische Teufel, die angeblich vor der Gefangenschaft durch die Demi-Monde gespukt waren. Nun ja, zumindest hoffte de Sade das. Denn sollten sie real sein, saßen sie in der Klemme. Grigori galten als ausgesprochene Dreckskerle, obendrein mit übermenschlichen Eigenschaften. Wichtiger aber war, ihr Auftauchen bedeutete, dass man ihn aufs Kreuz gelegt hatte. Wenn er jetzt nicht schleunigst handelte, würde sich die Belohnung, die man ihm versprochen hatte, in Luft auflösen.
Und dann machte einer der Grigori etwas sehr Seltsames. Er warf den Kopf zurück und nahm Witterung auf. De Sade hatte beobachtet, dass Bluthunde dasselbe taten, wenn sie nach Spuren ihrer Beute suchten, und er hatte keinen Zweifel, dass die Beute dieser Grigori Lady IMmanual war.
Schwester Florence kam offensichtlich zu demselben Schluss. »De Sade, Ihr kennt Paris wie kein anderer. Daher bitte ich Euch feierlich, Lady IMmanual an einen sicheren Ort zu bringen.«
Kaum fassend, wie großzügig ABBA sein konnte, nuschelte de Sade: »Ja, gewiss, Schwester Florence, ich wüsste da was … das Maison d’Illusion. Es ist ein volkstümlicher Tanzsaal in der rue de Simeon.«
»Gut. Wenn ich nicht innerhalb einer Stunde wieder bei Euch bin, geht von da aus in die Basilika und sucht nach Machiavelli.«
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Lady IMmanual.
»Macht Euch meinetwegen keine Gedanken. Tauschen wir unsere Umhänge, Mylady, ich werde den Lockvogel spielen und diese bösen Grigori von Euch wegführen.«
Lady IMmanual tat wie geheißen. Die Schwester nahm ihren roten Umhang und gab ihr den eigenen braunen, der weniger auffällig war. Dann warf sie de Sade einen durchdringenden Blick zu. »Das Schicksal der Demi-Monde liegt in Eurer Hand, de Sade. Lady IMmanual muss um jeden Preis gerettet werden.« Damit streifte sie die Kapuze über und verschwand in der Menge.
De Sade eilte mit Lady IMmanual an seiner Seite durch die Straßen von Paris, die plötzlich um einiges finsterer und unheilverkündender wirkten. Auch ohne die Grigori am Hals war es verdammt gefährlich, während der Nacht durch dieses Arrondissement zu wandern. Anständige Menschen verirrten sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht hierher … aber auch weniger anständige Menschen überlegten es sich zwei Mal.
Genau deshalb hatte de Sade es ausgesucht. Das Labyrinth aus schmalen Gassen bot einen perfekten Fluchtweg. Hier konnte ihnen niemand folgen, denn dafür hätte man wissen müssen, wohin es sie zog.
Nicht, dass de
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