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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ländlichen Regionen trug, konnte man es sogar als eine verdammt gute Idee bezeichnen.
    Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte des Landes war der Hungertod eine ernsthafte Bedrohung für große Teile der amerikanischen Bevölkerung – und für sehr viele von ihnen nicht nur eine Bedrohung, sondern düstere Gewissheit. Die Flüchtlingswelle aus den Stadtzentren hatte noch gewaltigere Ausmaße angenommen, nachdem die Shongairi auf die Taktik verfallen waren, auch noch die Städte auszulöschen, in denen ihren Leuten Widerstand begegnet war. Die Vernichtung von Charlotte war für die Menschen in North und South Carolina schlimm genug gewesen, aber niemand dort hätte Charlotte als eine Großstadt bezeichnet, überlegte Dvorak finster. Den Ausschlag hatte aber wahrscheinlich Chicago gegeben. Das war ein schwerer Schlag gewesen, und die gleich nach der völligen Zerstörung der Stadt von Flottenkommandant Thikair im Internet verbreitete Nachricht, jede Stadt, in der auf seine Truppen geschossen wurde, ebenfalls zu bombardieren, hatte die Massenflucht nur noch forciert.
    Diese Entwicklung führte unweigerlich zum Zerfall der gesellschaftlichen und technischen Infrastruktur des Landes, was wiederum vermutlich genau das war, was die Shongairi damit erreichen wollten.
    Wenn er ehrlich sein sollte, dann wunderte sich Dvorak schon seit einer Weile darüber, dass die Shongairi die Transportsysteme und die Stromversorgung – wenn auch beides in eingeschränktem Umfang – so lange Zeit unangetastet gelassen hatten. Zumindest auf lokaler Ebene war es hilfreich gewesen, dass in North und South Carolina so viele Atomkraftwerke die Stromversorgung gewährleisteten, da sie nicht automatisch ihren Betrieb hatten einstellen müssen, als die Brennstofflieferungen ein jähes Ende nahmen. Natürlich hatten die Shongairi beide McGwire-Reaktoren getroffen, als sie Charlotte zerstörten, und der Sumner-Reaktor in South Carolina war bei der Auslöschung von Columbia abgeschaltet worden. Dass der Reaktor nicht zusammen mit der Stadt vernichtet worden war, hatte Dvorak bruchstückhaften Berichten im Internet entnommen, doch das änderte nichts daran, dass er immer noch abgeschaltet war. Möglicherweise hatte das mit den Schockwellen der kinetischen Geschosse zu tun, jedoch war eher davon auszugehen, dass das Personal, das ihn normalerweise bediente, entweder tot war oder nach dem Schlag gegen Columbia die Flucht ergriffen hatte.
    Wie lange diese Kraftwerke noch Strom liefern würden, war allerdings fraglich. Zwar gab sich die örtliche Regierung alle Mühe, die Anlagen zu beschützen und auch andere wichtige Dienste aufrechtzuerhalten, aber die Behörden wurden überall im Land von den Flüchtlingswellen überrollt, die verzweifelte und hungrige Menschen zu ihnen brachten. Dvorak wusste, er hätte zu jedem Mittel gegriffen, um dafür zu sorgen, dass seine Kinder etwas zu essen bekamen. Daher konnte er es anderen Eltern nicht verdenken, wenn sie genauso dachten wie er – und letztlich auch so handelten. Und dabei war noch gar nicht in Erwägung gezogen, was die Leute tun würden, die selbst etwas in den Magen bekommen wollten. Deshalb verwunderte es ihn nicht, dass Plünderungen und andere Gewaltverbrechen – nicht zu vergessen Selbstjustiz – längst an der Tagesordnung waren. Im Gegenzug würde er sich natürlich auch von niemandem etwas von dem wegnehmen lassen, was er hier für sich und seine Familie geschaffen hatte.
    Er machte sich keine allzu großen Sorgen, dass es hier irgendwann von Flüchtlingen wimmeln würde. Auch wenn die NC-281 keine fünf Meilen westlich von hier entfernt war, handelte es sich bei der Straße nicht um eine wichtige Interstate, außerdem lagen zwischen der Hütte und der Straße Berge und Wälder. Schon eher würden Flüchtende auf der US-64 unterwegs sein, die sich rund dreieinhalb Meilen in südlicher Richtung durch die Landschaft schlängelte, doch das Gelände dazwischen war noch unwegsamer, und es gab auch keine auf diesen Highway einmündende Straßen, die bis zur Hütte geführt hätten. In der Umgebung lagen ein paar Häuser verstreut, aber hier gab es kein Ackerland und keine Farmen, und für Städter, die keine Ahnung davon hatten, wie sie im Wald überleben sollten, sah die Gegend alles andere als einladend aus. Falls sich jemand so tief in die Wildnis verirren sollte, dass ihm die Stelle auffiel, an der die »Zufahrt« von der Cold Mountain Road abzweigte (und es war schon sehr

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