Der Widerstand
sollte ihnen das nur recht sein!
Je aktiver sie in die Bewegung einbezogen wurden, umso weiter entfernten sie sich von ihrem Zuhause in den Bergen. Bei einer dieser Eskapaden in der Nähe von Clemmons, zehn Meilen außerhalb von Winston-Salem und hundertsechzig Meilen von der Hütte entfernt, war Winston dem Tod einmal verdammt nahe gekommen. Dvorak fand immer noch, dass der Überfall auf einen Shongair-Konvoi sich gelohnt hatte – immerhin hatten sie fünfzehn der nur noch begrenzt vorhandenen Truppentransportwagen und zwei weitere Schwebepanzer zerstören können –, aber sie konnten wirklich von Glück reden, dass Wilson das lebend überstanden hatte. Immerhin wurden dabei drei von acht Leuten getötet, mit denen sie unterwegs waren, bis sie es endlich schafften, ihre Verfolger abzuhängen. Und dabei hatten sie schon darauf geachtet, sich außerhalb der Vergeltungszone aufzuhalten, die die Shongairi eingerichtet hatten und innerhalb derer nach einem Anschlag alle noch existierenden Städte ausgelöscht wurden. Aber gerade jetzt war ihnen nur zu deutlich bewusst, dass es bis zur Hütte gerade einmal elf Meilen waren. Wenn die Shongairi diesmal richtig wütend werden und beschließen sollten, ein paar kinetische Geschosse mehr abzuwerfen, nur um den Menschen eine Lektion zu erteilen …
»Komm schon«, murmelte Wilson angespannt. »Es sind nur noch drei verdammte Meilen, Sam. Komm schon!«
Dvorak sah zu seinem Schwager, sagte aber nichts. Er verstand ganz genau, was Wilson in diesem Moment durch den Kopf ging.
»Haustür« stand für Avery County Deputy Sheriff Paul Scanlon. Dessen kurze Mitteilung war die Bestätigung gewesen, dass die Flüchtlinge, mit denen sie hier zusammentreffen sollten, endlich seine Position drei Meilen östlich von den beiden erreicht hatten, dort, wo die Connestee Road mit der US-276 zusammentraf. Mittlerweile befanden sich die Leute irgendwo zwischen ihnen und Scanlon, hoffentlich irgendwo in diesem Netz aus Waldwegen und kleinen Nebenstraßen, das sich zwischen der US-276 und der US-64 erstreckte. Das Gebiet zwischen beiden Highways wurde größtenteils von Farmern genutzt, deren Anwesen durch Gürtel aus dichtem Wald unterteilt waren. Die Nebenstraßen verliefen also keineswegs schnurgerade durch die Landschaft, aber westlich des Highway 64, dort, wo das Farmland endete, begann der Pisgah National Forest. Der Trick bestand darin, all diese Leute bis zum Nationalpark zu schaffen, ohne dass ihnen jemand etwas antat. Wilson und Dvorak waren die Einzigen, die von ihrem Posten aus den geplanten Weg bis zu Mitchell überblicken und sicherstellen konnten, dass die Luft rein war.
»Wenn ich nur wüsste, warum die Hündchen ausgerechnet diese Leute haben wollen«, sagte Dvorak leise.
»Dachtest du, ich bin mittlerweile dahintergekommen?«, fragte Wilson ironisch. »Oder redest du nur, um die Zeit totzuschlagen?«
»Ich rede eigentlich nur, damit ich nicht mit den Zähnen klappern kann. Und das nicht etwa, weil mir kalt ist.«
»Dachte ich mir schon«, gab Wilson zurück. »Glaub nicht, dass es nur dir so geht.«
Dvorak schaute seinen Schwager an und lächelte verstehend. Trotzdem hätte er zu gern gewusst, was die Shongairi vorhatten. Er wusste nur, dass deren Basiskommandant Howell angewiesen hatte, von der Polizei mindestens vierhundert Leute festnehmen zu lassen, um sie zu ihm zu bringen. Das hatte Howell abgelehnt. Für sich betrachtet war das von ihm schon eine mutige Aktion gewesen. Allerdings hatte er laut Vardry und Mitchell wohl so argumentiert, dass er selbst natürlich alles tun würde, was die Shongairi von ihm verlangten, dass eine solche Vorgehensweise aber wahrscheinlich sehr unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen würde. Ohne eine Erklärung, warum er mindestens vierhundert Gefangene wollte, und ohne Zusicherung, dass ihnen nichts geschehen würde, musste so etwas zwangsläufig zu Unsicherheiten und Ängsten bei den Menschen führen, die sich den Shongairi unterworfen hatten. Als Folge davon könnten manche Menschen ihre Unterwerfung widerrufen, was dann zu weiteren Reaktionen in der Art führen könnte, wie sie den Shongairi überall im Land begegneten.
Angesichts der Tatsache, dass Guerillas seit Kurzem damit begonnen hatten, in diesem Bundesstaat Anschläge auszuüben, musste der Shongair-Kommandant zu der Erkenntnis gelangt sein, lieber nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. Stattdessen ließ er den Gouverneur wissen, dass seine eigenen Leute die
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