Der Widerstand

redest? Lastwagen als rollende Bomben für Selbstmordattentäter? Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann gehörte das bei euch nicht gerade zu den beliebtesten Gefechtstaktiken.«
    »Vor allem deshalb, weil uns andere Methoden zur Verfügung standen«, gab Torino zurück. »Und weil uns die Methoden lieber waren, bei denen weniger unschuldige Passanten zu Tode kamen, auch wenn du das vielleicht nicht so gern hörst. Aber diese Methoden stehen jetzt eben nicht mehr zur Auswahl, nicht wahr? Und was das Töten von unschuldigen Passanten angeht …«
    Er zuckte mit den Schultern, zwar nicht glücklich – weil es keinen Grund gab, angesichts dieses Vorschlags glücklich sein –, aber auch nicht ausgesprochen zögerlich.
    Bislang war es noch nicht mit Gewissheit bestätigt worden, weil sie seit einer Weile keine Shongair-Gefangenen mehr hatten verhören können, aber alles sprach dafür, dass Lagerkommandant Teraik im Begriff war, doch noch sein kleines Labor in Betrieb zu nehmen, das sich der biologischen Kriegführung widmen sollte. Zwar war es ihnen gelungen, die Shongairi immer wieder daran zu hindern, »Versuchspersonen« auf dem Landweg in die Lager zu transportieren, dafür wurden diese glücklosen Menschen nun per Shuttle eingeflogen. Gleichzeitig hatte man die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Basis so sehr verschärft, dass niemand darauf hoffen konnte, eine Stinger in die Nähe zu schaffen, mit der man ein Shuttle beim Landeanflug hätte abschießen können. Hinzu kam aus der Sicht der Aliens der Vorteil, dass sie ihre Opfer aus weiter entfernten Regionen herbrachten, die sich außerhalb des Netzwerks befanden, über das Dave Dvorak und Rob Wilson die Warnung vor den wahren Absichten der Shongairi verbreitet hatten.
    »Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis sie anfangen, ihre Bakterien oder ihr Gas zu verbreiten, oder was immer sie benutzen werden, um uns umzubringen«, sagte Torino. »Ich glaube, wir können es uns nicht leisten anzunehmen, dass sie noch sehr lange benötigen werden, bis sie soweit sind. Und dann stellt sich da auch noch die Frage, was sie da drinnen mit den Leuten anstellen, die sie verschleppt haben.« Er verzog grimmig den Mund. »Ich weiß ja nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine besonders schöne Erfahrung sein dürfte, als Versuchskaninchen an einem Projekt teilzunehmen, mit dem die beste Methode erforscht werden soll, um jeden noch verbliebenen Menschen auf diesem Planeten zu töten.«
    »Longbow«, erwiderte el-Hiri deutlich leiser. »Ich will dir nicht widersprechen, aber du darfst eines nicht vergessen, Mann. Selbst wenn wir sie hier stoppen können, wer sagt dann, dass sie es nicht woanders wieder machen werden? Ich bin noch nicht bereit, mich von Allah loszusagen, aber ich will ehrlich sein: Es fällt mir immer schwerer, noch an ihn zu glauben.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Nach dem zu urteilen, was wir aus unseren Gefangenen herausgeholt haben, steht eindeutig fest, dass wir ihnen weitaus größere Verluste zugefügt haben als jede andere Spezies, mit der sie jemals zu tun hatten. Aber das ändert nichts an dem, was sie jetzt mit uns vorhaben. Ich glaube, es wäre vielleicht das Beste, wenn wir Gouverneur Howell bitten, unsere Kapitulation mit ihnen zu verhandeln.«
    »Wie bitte?« Torino sah den Mann an, konnte aber nicht glauben, was er da gehört hatte.
    »Ich rede von uns, von dir und mir, nicht vom gesamten Planeten«, machte el-Hiri ihm klar. »Ich bin bei jedem Schritt unseres Weges an deiner Seite gewesen, und das bin ich auch jetzt noch, obwohl du einer von diesen Kreuzfahrer-Ärschen bist, die Allah bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren lassen wird. Aber es ist so, dass ich über etwas nachgedacht habe, was du vor einiger Zeit mal gesagt hast. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um herauszufinden, welche Bedingungen wir für die anderen herausholen können, wenn wir uns bereiterklären, dass wir uns stellen.«
    Torino wollte widersprechen, doch dann hielt er inne. Er sah el-Hiri in die Augen, und dabei wurde ihm bewusst, dass der Moslem-Extremist längst sein Freund geworden war. Nein, es war sogar mehr als nur das: Er war fast wie ein Bruder für ihn. Gleichzeitig erkannte er, dass el-Hiri es ernst meinte, und je länger er darüber nachdachte, umso mehr gelangte er zu der Ansicht, dass der Mann durchaus recht haben könnte.
    Allerdings war es dafür längst zu spät.
    »Ich glaube nicht, dass das noch