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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kleiner und zierlicher als ein durchschnittlicher Mensch, zudem besaßen ihre Gliedmaßen zwei Gelenke, die sich nicht mal dort befanden, wo ein Mensch das Knie oder den Ellbogen hatte. Wenn die Steuerung für einen ihrer Laster fertig umgebaut war, durfte ein menschlicher Fahrer nicht viel größer als ungefähr einsfünfzig sein, wenn er halbwegs bequem sitzen wollte. Torino konnte sich in diese Fahrerkabine zwängen, auch wenn das für ihn nicht mal annähernd bequem war. Zwar würde er el-Hiri nichts davon anvertrauen, doch insgeheim fürchtete er, diese herrschende Enge könnte ihm Probleme bei der Bedienung des Fahrzeugs bereiten. Er machte sich keine Gedanken über den Moment, wenn er das Gaspedal durchtreten und auf das Ziel zuhalten konnte, aber er fürchtete, vielleicht nicht den äußersten Sensorring durchdringen zu können, wenn er durch seine Fahrweise die Shongairi auf sich aufmerksam machte.
    Aber wenn er das Problem schon für sich selbst sah, dann war es erst recht ein Problem für el-Hiri, der fast zwanzig Zentimeter größer war als er.
    El-Hiri warf ihm einen finsteren Blick zu, dann betrachtete er wieder die Bombe, bei der es sich vermutlich um die größte Claymore-Mine handelte, die je zusammengebaut worden war. Im Grunde war es eine große dreieckige Form, die so aussah, als hätten sie einen Teil eines altmodischen Scheunendachs abgesägt. Gefüllt hatten sie sie mit Sprengstoff und Tausenden Nägeln, Schrauben und Haken, die sie aus menschenleeren Baumärkten in ganz North Carolina zusammengetragen hatten. Die Form der Umhüllung würde die Explosion nach oben richten, deren Kraft ausreichen sollte, um den Frachthangar zu zerstören, den er sich als Ziel seines Anschlags ausgesucht hatte. Der Hangar befand sich am Fuß des zentralen Shongair-Gebäudes, und Torino war sich ziemlich sicher, dass er das gesamte Bauwerk zum Einsturz bringen konnte – was ihn wieder und wieder an die Bilder der einstürzenden Türme des World Trade Center erinnerte, die er einfach nicht aus dem Kopf bekommen konnte. Und selbst wenn man ihn vor seinem Ziel aufhalten sollte, war er davon überzeugt, dass die Sprengladung genügte, um jeden Shongair im Umkreis von hundert Metern zu töten.
    »Ihr irrt euch«, meldete sich eine andere Stimme zu Wort, die zu einem jungen Schwarzen gehörte, der vielleicht fünfzehn oder sechzehn war. »Ihr seid beide zu groß. Ich dagegen …« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf seine Körpergröße, mit der er Torino um gut zehn Zentimeter unterbot.
    »Vergiss es, Mus’ad«, erwiderte Torino prompt. »Ich schicke kein fünfzehnjähriges Kind auf ein Selbstmordkommando!«
    »In anderthalb Monaten werde ich sechzehn«, hielt der junge Mann ruhig dagegen. »Jedenfalls würde ich sechzehn werden. Aber ich bin so oder so kein Kind mehr.«
    Torino wollte abermals widersprechen, dann aber hielt er inne.
    Genau genommen hatte Mus’ad recht. Die Chancen standen denkbar schlecht, dass er seinen sechzehnten Geburtstag noch erleben würde, hatte doch Flottenkommandant Thikair längst die Auslöschung der gesamten Menschheit beschlossen. Und davon abgesehen war er wirklich kein Kind mehr. Noch ehe er auf Longbow Torino getroffen war, hatte er zusammen mit seinem Bruder bereits sechs Shongairi getötet, und er hatte mehr Shongair-Aufklärungsdrohnen abgeschossen als jeder von Torinos Leuten. Sein Geschick mit den Stingers war so überlegen, dass er sich den Spitznamen el-Rumat – »der Bogenschütze« – redlich verdient hatte.
    Dennoch sträubte sich etwas in Torino bei dem Gedanken, einen so jungen Menschen auf ein Selbstmordkommando zu schicken, das ihm so oder so den Tod bringen würde, ob er nun bis ans Ziel kam oder nicht.
    Natürlich willst du das nicht machen, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Aber wie groß ist deine Sorge um Mus’ad wirklich? Wie viel macht es dir aus, was Mus’ads Tod für Abu Bakr bedeuten würde? Und wie schwer wiegt die Tatsache, dass du es gern selbst erledigen möchtest? Du willst es, gib es doch zu. Alles, was du gerade eben zu Abu Bakr gesagt hast, trifft zwar zu, aber es geht dir doch eigentlich darum, dass du selbst diese Hurensöhne umbringen willst. Außerdem will ein Teil von dir doch sowieso sterben. Warum also nicht ein letztes großes Paket mit einer schönen Schleife darauf schnüren und es den Shongairi überreichen, um dann »Überraschung« zu rufen und sie alle umzubringen – und dich gleich mit?
    »Leute«, hörte er sich sagen und hob

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