Der Widerstand
Zinaida, die ihn anlächelte und den Kopf hob.
Er erwiderte das Lächeln, dann benutzte er seine befreite Hand, um das Fellknäuel zu streichen, das auf seinem rechten Unterarm lag und schlief. Der Welpe streckte sich und gähnte, wobei die kleinen, nadelspitzen Zähne zum Vorschein kamen. Ushakov musste lachen, schließlich sah er wieder zu seinen Gastgebern.
»Wir können es und wir werden es«, sagte er voller Überzeugung. »Ich glaube an diesen Spruch ›Versagen ist keine Option‹.« Während er weiter den kleinen Hund streichelte, zuckte er kurz mit den Schultern. »Vlad und Stephen werden sich um die Shongairi kümmern. Damit bleibt zwar immer noch der Rest der Hegemonie, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gelassen auf die Erkenntnis reagieren werden, dass sie zumindest aus ihrer Sicht mit etwas noch viel Schlimmerem als den Shongairi konfrontiert worden sind. Und was für sie noch schlimmer sein dürfte, ist ihre Überzeugung, dass wir nach unseren Erfahrungen mit den Shongairi so schnell die Hegemonie nicht als eine Autorität anerkennen werden, der wir uns unterordnen wollen. Und das dürften sie auch nicht allzu gelassen hinnehmen. Man kann natürlich über die historischen Kräfte streiten, die in einem bestimmten Moment am Werk sind. Zum Beispiel war Marx meiner Ansicht nach ein Schwachkopf, allerdings gebe ich auch unumwunden zu, dass ich in dem Punkt voreingenommen bin. Aber die Dialektik ist und bleibt eine anerkannte Analysemethode, nicht wahr? In diesem Fall besteht die These aus der Voreingenommenheit der Hegemonie und ihrem manischen Streben nach Stabilität, während der unstillbare Hunger der Menschen nach Wandel und unser Zorn über das, was uns angetan würde, die Antithese repräsentieren. Ich glaube, diese beiden können nicht allzu lange koexistieren, weshalb die Frage, wer überlebt, zur Synthese werden wird. Ich glaube auch, dass die Hegemonie zu der Einsicht gelangen wird, dass die Menschen ausgesprochene Überlebenskünstler sind.«
Ja, das sind wir, dachte Dvorak und hob den Kopf, da er irgendein leises, zischendes Geräusch hörte. Plötzlich quiekte Keelan Wilson vor Lachen.
Boris Karpov redete noch immer nicht viel, dafür waren er und Keelan so gut wie unzertrennlich, seit er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern hergekommen war, um sich Ushakov anzuschließen. Jetzt »halfen« die beiden Jessica und Veronica, den Tisch zu decken, während Rob und Alec damit beschäftigt waren, das Freudenfeuer zu entzünden. Üblicherweise war das Dvoraks Aufgabe, aber da er nur einen Arm frei bewegen konnte, hatte er diesen Job an Wilson übertragen, wenn auch nur widerwillig.
Offenbar war dieser Widerwille genau das Richtige gewesen.
In den letzten Tagen hatte es wiederholt schwere Regenfälle gegeben, und er und sein Schwager hatten recht unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man nasses und damit widerborstiges Holz dazu bringen konnte, sich anzünden zu lassen. Es kam Dvorak so vor, als hätte Wilson einen Großteil ihres kostbaren Benzinvorrats aufgebraucht, um das Anmachholz gefügig zu machen. Auf jeden Fall war eine höchst beeindruckende Flamme entstanden, als er gerade eben ein Streichholz in den Holzstapel geworfen hatte.
Wilson machte einen Satz nach hinten und ließ einen Stapel Flüche in bester Marines-Manier los, während er hastig mit der Handfläche die winzigen Flammen erstickte, die die flauschige Oberfläche seines Mackinaw ansengten.
Abermals musste Keelan lachen und rief: »Du sprühst Funken, Daddy!«
»Ja, und dabei hat er schon längst keine Augenbrauen mehr«, warf Alec ein, der nicht ganz so amüsiert klang wie seine viel jüngere Halbschwester. Vermutlich, weil er näher am Geschehen gewesen war und seine eigenen Augenbrauen auch ein wenig gelitten hatten.
Kopfschüttelnd und resigniert wandte Dvorak sich ab.
»So was gibt’s nur in Amerika«, murmelte er und brachte seinerseits Ushakov dazu, leise zu lachen.
»Ich glaube, seine Sorte findet man überall.« Dann wurde er ernst und sah Dvorak an. »Es hat auch etwas Gutes. Ihr Schwager ist ein starker Mann. Von der Art benötigen wir mehr.«
Ihre Blicke trafen sich, und Dvorak nickte bedächtig, während er sich an eine Unterhaltung mit einem anderen starken Mann erinnerte.
Einem guten Mann.
»Du bist dir da ganz sicher, Stephen?«, fragte Dave Dvorak. »Ich mag es nicht, deinen Dad zu belügen, auch wenn es nur darum geht, dass ich ihm etwas nicht sage.«
»Ja.« Stephen Buchevsky
Weitere Kostenlose Bücher