Der Widerstand
nicht so gut gerüstet, wie man zuvor stets vollmundig betont hatte. Oder anders ausgedrückt: Es fehlte immer noch an einer schweren Eingreiftruppe, wie die politischen Ereignisse der jüngeren Zeit wiederholt deutlich gemacht hatten.
Genau das sollte sein Bataillon leisten, und speziell zu dem Zweck, die Zahl der schweren Gefechtsteams zu erhöhen, war die Dritte Panzerdivision vor nicht ganz zwei Jahren reaktiviert worden. Im Augenblick bestanden die von ihm befehligten Einheiten aus seinem Hauptquartier plus der zugehörigen Kompanie, zwei Kompanien M1A2-Abrams-Panzern, zwei mechanisierten Infanteriekompanien sowie einer mechanisierten Pionierkompanie. Beide Infanteriekompanien waren in M2A3-Bradley-Infanteriekampffahrzeugen untergebracht, ausgerüstet mit aller aktuellen digitalen Elektronik. Außerdem war die Rede davon, der Brigade Kampfhubschrauber zuzuteilen, allerdings vermutete er, dass die Kontrolle darüber auf der Brigade-Ebene verbleiben würde, anstatt sie auf die Bataillonsebene abzugeben.
Soeben war er davon in Kenntnis gesetzt worden, dass er drei zusätzliche Einheiten des auf Fahrzeugen vom Typ HMMVW (oder auch Humvee genannt) montierten Flugabwehrsystems ANT/ TWQ-1 Avenger für seinen anstehenden Einsatz erhalten würde, außerdem zwei der drei gepanzerten Spähtrupps der Brigade, die in der M3A3-Kavallerievariante des Bradleys untergebracht waren. Trotz der Tatsache, dass ihn der fragliche Einsatz so gut wie gar nicht interessierte, musste er zugeben, dass diese Zusammenstellung eine beachtliche Kampfkraft bedeutete. Und genauso wenig konnte er die immense Befriedigung leugnen, die ihn angesichts der Tatsache überkam, dass das alles hier ihm gehörte.
Obwohl … genau genommen gehörte nichts davon ihm, sondern dem befehlshabenden Offizier der Brigade, dem befehlshabenden Offizier der Division und dem nationalen Befehlshaber. Die Befehle, die er soeben erhalten hatte, konnte man in diesem Zusammenhang als dezenten Hinweis darauf deuten, dass diejenigen, die das US-Militär befehligten, hin und wieder den Wunsch hatten, »sein« Bataillon möge doch mal die eine oder andere kleine Aufgabe übernehmen. Das mochte zwar von deren Seite ein unvernünftiges Ansinnen sein, aber so war das nun mal.
Es machte ihm eigentlich gar nichts aus, an die eigentlichen Verhältnisse erinnert zu werden, und das war auch keineswegs der Grund für seine Unzufriedenheit. Das tatsächliche Problem bestand darin, wohin sie ihn schickten. Beziehungsweise – um es noch präziser zu formulieren – warum sie ihn hinschickten.
Herat, die Hauptstadt der Provinz Herat, dicht an der Grenze zum Iran. In dieser Provinz hatte es in der letzten Zeit nicht allzu viele Kämpfe gegeben, abgesehen natürlich von den häufiger gewordenen Einsätzen, mit denen der Waffenschmuggel aus dem Iran unterbunden werden sollte. Die meisten dieser Waffen waren jedoch für das Landesinnere bestimmt, nicht für Herat. Die Provinzregierung (die weitestgehend frei von Korruption und Vetternwirtschaft war, soweit Sanders das beurteilen konnte) hatte die Region zudem relativ gut unter Kontrolle. In der Stadt Herat selbst hatte es in den letzten fünf oder sechs Monaten deutlich weniger Zwischenfälle gegeben als in Kabul. Aber blutige Anschläge von Afghanen gegen andere Afghanen waren gar nicht der Grund dafür, dass sein Bataillon dorthin geschickt wurde.
Der Grund waren die Spannungen zwischen der iranischen Regierung und der westlichen Welt, besonders natürlich im Hinblick auf das Verhältnis zu den USA und Israel.
Sanders hielt sich nicht für einen Experten, was internationale Beziehungen und Diplomatie anging, doch als Befehlshaber eines aus mehreren Einheiten zusammengesetzten Waffenbataillons konnte er es sich auch nicht leisten, sich für diese Dinge nicht zu interessieren. Deshalb wusste er auch nur zu gut, dass das Verhältnis zum Iran in den letzten Jahren zu einer rasanten Talfahrt angesetzt hatte.
Die Politik der brutalen Unterdrückung jeder anderen Meinung – der »Grünen Bewegung« – hatte die Beziehungen zum demokratischen Westen noch weiter gefrieren lassen, und durch die Massenhinrichtungen nach dem Wiederaufleben der Proteste im Jahr 2012 hatte sich der Iran nur umso stärker von der Welt ringsum isoliert. Das Regime hatte darauf mit einer noch härteren Gangart und noch brutalerer Unterdrückung reagiert. Das von den USA ins Leben gerufene Embargo auf Gaslieferungen, auf das man sich nach der Ermordung von
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