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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Marine war zweifellos dazu in der Lage, und eine ausreichende Anzahl ihrer Schiffe hielt sich auch bereits im Roten Meer und im westlichen Mittelmeer auf, um die Mullahs nervös zu machen.
    Aus unerfindlichen Gründen waren deren Beschimpfungen in letzter Zeit nur noch heftiger geworden, und der Iran hatte seine Stellungen entlang der Grenze zum Irak deutlich verstärkt, obwohl man sich der mehrheitlich schiitischen Regierung offiziell freundschaftlich verbunden fühlte. Aber angesichts der anhaltenden Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinigten Staaten und der in den letzten Monaten losgetretenen Anschlagswelle auf sunnitische Minister, Gouverneure und Bürgermeister war von einer »Freundschaft« nicht viel zu merken. Sogar der schiitische Innenminister, dem offenbar der Fehler unterlaufen war, sich seinen sunnitischen Landsleuten annähern zu wollen, war einem Attentat zum Opfer gefallen, und dementsprechend war die Angst gewachsen, dass der Iran kurz davor stehen könnte, irgendetwas absolut Irrationales zu tun.
    Hinzu kam, dass Teheran in Taybad in der Provinz Razavi – und damit keine neunzig Meilen östlich von Herat – ein Korps aus einer Panzerdivision und einer mechanisierten Infanteriedivision stationiert hatte. Es war nicht davon auszugehen, dass eine einzelne iranische Division aus in die Jahre gekommenen T-55- und T-72-Panzern versuchen würde, in Afghanistan einzufallen, zumal die im Land befindliche Luftwaffe sie umgehend zum Teufel schicken würde. Dennoch hatten die Befehlshaber entschieden, einem so umtriebigen Regime wie dem, das in Teheran an der Macht war, etwas entgegenzusetzen, das leichter ins Auge fiel als ein F35-Verband, der nicht ständig in der Luft sein konnte und daher schneller wieder vergessen wurde.
    Also hatte Sanders den Befehl erhalten, sich mit seinen gepanzerten Verbänden an die Grenze zu begeben, um die Aufmerksamkeit der Iraner auf sich zu lenken.
    Natürlich war das nur der vorbereitende Befehl, der ihm genügend Zeit ließ, um die gegenwärtige Verantwortung für sein Bataillon an den vorgesehenen Nachfolger zu übertragen und die Verlegung zu organisieren. Dabei bestand immer noch die Möglichkeit, dass der Umzug in letzter Sekunde abgesagt wurde. Sanders wünschte, er hätte jedes Mal zehn Cent bekommen – oder besser einen Dollar, wenn man die Inflation berücksichtigte –, wenn ein Befehl im letzten Augenblick widerrufen oder geändert worden war. Diesmal würde es aber wahrscheinlich nicht dazu kommen, denn die Lage war einfach zu angespannt, und diese Anspannung steigerte sich wie in einer Feedbackschleife, die beide Seiten einbezog.
    Angesichts der momentanen Umstände konnte es durchaus sein, dass seine Anwesenheit die Situation noch weiter verschärfte. Inwieweit die irrational anmutende Rhetorik der Iraner ernst gemeint war und wie sehr sie die tatsächlichen Absichten des Regimes vermittelte, war schon immer ein vergnügliches Ratespiel gewesen, und daran hatte sich in den letzten Jahren nichts geändert. Seine Befehle verlangten von ihm, die Abenteuerlust der Iraner zu dämpfen, ohne sie zu provozieren, und jede iranische Abenteuerlust abzuwehren, die sich trotz all dem ereignen mochte.
    Wahrscheinlich ergab das für irgendwen im Pentagon oder in der Regierung einen Sinn, für ihn tat es das nicht. Aber es war nicht an ihm, solche Befehle zu hinterfragen.
    Und solange er damit beschäftigt war, seine Befehle nicht zu hinterfragen, konnte er die Zeit nutzen und mit der Planung seiner Verlegung beginnen.

.VII.
    »Sie wollten mich sprechen, Basislagerkommandantin?«
    »Ja, Flottenkommandant.« Shairez bewegte die Ohren in einer subtilen Geste, die Zustimmung und Respekt ausdrückte, woraufhin Thikair sie zu sich winkte und auf einen der freien Stühle am Konferenztisch deutete.
    »Darf ich annehmen, dass Sie für mich einen vorläufigen Bericht haben?«, fragte er, während sie die wortlose Aufforderung befolgte und sich hinsetzte.
    »Jawohl, Flottenkommandant. Allerdings fällt der etwas vorläufiger aus, als ich es erhofft hatte.«
    »So?« Thikairs Ohren stellten sich fragend auf.
    »Ja, Flottenkommandant.« Shairez seufzte leise. »Einzelne Allgemeinheiten sind mir inzwischen klar, aber diese Kreaturen … diese ›Menschen‹ … sie verwirren mich. Oder vielleicht sollte ich sagen, sie machen mich fassungslos.«
    »Wie kommt das?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, könnte der Grund dafür der sein, dass ich eine vorgefasste Sichtweise davon habe, wie

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