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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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das Drängen ihres älteren Bruders, Pieter solle mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten auswandern und für ihn arbeiten, Gehör finden würde.
    »Glaubst du denn wirklich, du könntest da drüben glücklich sein? Du müsstest dann mit Aldo arbeiten«, fragte sie schließlich.
    »Du meinst, ich müsste für ihn arbeiten«, korrigierte Pieter sie amüsiert, wobei sich Falten rund um seine blauen Augen bildeten, dann sah er zu Daria und Ruslan. »Denkst du an Geschwisterstreitigkeiten?«
    »So ungefähr.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich kann mich daran erinnern, als wir noch Kinder waren, habt ihr beide euch mit schöner Regelmäßigkeit Schläge gegen den Kopf verpasst.«
    »Na ja, es wollte doch keiner den anderen irgendwo treffen, wo es hätte wehtun können«, konterte Pieter ironisch. »Außerdem waren wir damals alle Kinder, wie du gerade selbst gesagt hast. Ich bin jetzt viel erwachsener.«
    »Tatsächlich? Das war mir noch gar nicht aufgefallen«, scherzte sie.
    »Das liegt nur daran, dass du mich nicht mit genügend Abstand betrachtest«, meinte er amüsiert.
    »Ja, das wird es sein«, stimmte sie ihm ernst zu.
    »Natürlich. Und was die Arbeit ›für‹ Aldo angeht, ist das ja eigentlich nicht der Fall, jedenfalls nicht für lange Zeit«, fuhr er ebenfalls ernster fort. »Er hat mir ein verdammt gutes Gehalt angeboten, Slavachka, ein Viertel davon in Geschäftsanteilen mit Stimmrecht, außerdem einen Bonus, ebenfalls in Anteilen. In vier bis fünf Jahren kann ich ein fast gleichberechtigter Partner sein.«
    Vladislava sah ihn erstaunt an. Aldokim Stefanovich Ushakov hatte es in den fünfzehn Jahren zu etwas gebracht, die er nun schon in den USA lebte. Er hatte ein eigenes Unternehmen gegründet, das auf große Bauprojekte spezialisiert war, und er war inzwischen ein wichtiger Subunternehmer, der im Irak und in Afghanistan für das amerikanische Militär die Infrastruktur schuf. Vladislava zählte nicht zu den Bewunderern der US-Außenpolitik, außerdem hatte sie zwei Onkel während der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion verloren, einen davon durch eine Stinger-Granate, die aus einer von den Amerikanern an die Mudschaheddin gelieferten Panzerfaust abgefeuert worden war. Als Folge davon konnte sie nur wenig Mitleid für die Verluste aufbringen, die dort heute auf beiden Seiten zu beklagen waren. Aber ganz gleich, was sie auch von der Politik hielt, die dort im Spiel war, stand es außer Frage, dass ihr Schwager einen Großteil seines Erfolgs diesem Konflikt zu verdanken hatte.
    Und aus Aldos Sicht ist das ein guter Schachzug, überlegte sie. Pieters Erfahrung wäre ihm von Nutzen.
    Ihr Ehemann war in der Armee ein Pionier, und noch dazu ein guter. Niemand hatte je in Erwägung gezogen, der Grund für seine derzeit ins Stocken geratene Karriere könnte mangelnde Kompetenz sein. Vor seinem Abstecher ins Büro des Generalinspekteurs, durch den er sich so unbeliebt gemacht hatte, war sein Stern steil im Aufstieg begriffen gewesen. In vieler Hinsicht war Aldokims Angebot so listig, wie es großzügig war, vor allem wenn er gewusst hatte, wie unzufrieden Pieter mit seiner gegenwärtigen Situation war.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie bedächtig. »Es hört sich nach einem wundervollen Angebot an, und du weißt, wie sehr ich Aldo mag. Aber ich war noch nie in Amerika. Ich habe keine Ahnung, ob es mir dort überhaupt gefällt. Und wenn wir umziehen, was ist dann mit allem, was wir hier zurücklassen? Und mit Mama und Papa – und mit deiner Mutter?«
    »Ja, ich weiß.« Wieder strich er über ihre Haare. »Aber Mama hat immer noch Vanja, Fydor und Lyudochka – das ist halt einer der Vorteile einer großen Familie. Und ihre beiden Schwestern sind ja auch noch da. Und deine Eltern haben noch deine Schwestern. Außerdem ist es ja nicht mehr wie im Kalten Krieg. Per Telefon und Internet ist es nicht so schwierig, in Kontakt zu bleiben. Sieh dir doch nur an, wie Aldo das hingekriegt hat. Und bei dem Gehalt, das er mir zahlen will, können wir die ganze Familie einmal im Jahr mit dem Flugzeug besuchen. Oder wir lassen deine Eltern zu uns kommen. Wer weiß? Vielleicht gefällt es ihnen ja in Amerika. Das Land soll voller Einwanderer aus der ganzen Welt sein, wie du weißt.«
    »Du hast dir das schon alles durch den Kopf gehen lassen, wie?« Sie hob den Kopf und schaute Pieter ernst an.
    »Ich schätze ja«, gab er zu. »Wohl mehr, als es mir bewusst gewesen ist, sonst hätte ich schon längst mit dir

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