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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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von über hundert Metern in der Sekunde seitlich den Geschützturm seines Fahrzeugs traf. Der High Penetration HEAT-Sprengkopf war in der Lage, sechshundert Millimeter dicke, gewalzte homogene Stahlpanzerung zu durchdringen, und schnitt sich wie ein strahlender Dolch durch die dünne Metallhülle.
    Die anschließende Explosion zerriss mühelos das Innenleben des Fahrzeugs, tötete die gesamte Besatzung und schickte Yirkus obere Körperhälfte in einem eleganten, von Flammen nachgezogenen Bogen durch die Luft.
    Zehn weitere Raketen jagten vom Fahrbahnrand der Interstate 81 fast gleichzeitig auf die Kolonne zu, acht davon fanden ihre Ziele. Jedes Geschoss zerriss ein Fahrzeug, und die Menschen, von denen sie abgeschossen worden waren, hatten sich ganz gezielt Anfang und Ende der Kolonne für den ersten Schlag ausgesucht, denn trotz ihrer Grav-Kissen saßen die vier überlebenden Fahrzeuge von Yirkus Zug für einen Moment zwischen den flammenden Skeletten ihrer Kameraden fest. Als perfekte stationäre Ziele befanden sie sich Sekunden später immer noch an der gleichen Stelle, als die nächsten vier Raketen sich rasend schnell näherten.
    Die Angreifer – ein hastig zusammengewürfelter Trupp aus Angehörigen der Nationalgarde von Tennessee, allesamt Veteranen aus Einsätzen im Irak und in Afghanistan – befanden sich bereits auf dem Rückzug, noch bevor der letzte Shongair-Panzer von einer Explosion zerrissen wurde.
    Colonel Nicolae Basescu saß in seinem T-72M1 und wartete, während sein Verstand von einer sonderbar leeren, singenden Stille umhüllt wurde.
    Der erste Prototyp seines Panzers – die Exportvariante des russischen T-72A – war 1970 fertiggestellt worden, ganze sieben Jahre vor Basescus Geburt, und er war von nachfolgenden moderneren, todbringenderen Modellen brutal überholt worden. Der T72M1 war dem in Rumänien gebauten T-85 der rumänischen Armee immer noch überlegen, der seinerseits auf dem noch altehrwürdigeren T-55 basierte, aber das hatte nicht viel zu bedeuten, wenn man ihn mit dem russischen T-80 oder T-90, dem amerikanischen M1A2 oder dem französischen Leclerc verglich. Und man kann ihn erst recht wohl kaum mit den Errungenschaften von Aliens vergleichen, die tatsächlich von Stern zu Stern reisen können, überlegte Basescu.
    Dummerweise war dieser Fahrzeugtyp zugleich alles, was er vorzuweisen hatte. Wenn er jetzt bloß noch gewusst hätte, was er mit den sieben Panzern machen sollte, die seinem Befehl unterstellt worden waren.
    Hör schon auf damit, ermahnte er sich energisch. Du bist ein Offizier der rumänischen Armee, und du weißt ganz genau, was du machen solltest. Und wenn dieses amerikanische Video im Internet echt ist, dann sind diese Kreaturen … diese … Shongairi keine Übermenschen. Wir können sie töten. Beziehungsweise, korrigierte er sich, zumindest können die Amerikaner deren Schiffe zerstören. Also …
    Er warf einen Blick durch die Öffnung, die innerhalb von wenigen Minuten mithilfe einer Axt entstanden war. Seine Panzer waren so gut getarnt, wie es innerhalb des Fabrikgebäudes gegenüber der Uferstraße am hundert Meter breiten Mureş möglich war. Die zwei Fahrbahnen der Autobahn E81 überquerten auf einer zweischiffigen Auslegerbrücke den Fluss, im Osten flankiert von einer Eisenbahnbrücke, zwei Kilometer südwestlich davon lag Alba Iulia, die Hauptstadt von Alba jude ţ . Die Stadt, in der Michael der Tapfere im Jahr 1599 die erste Union aus den drei großen rumänischen Provinzen errichtet hatte und in der heute achtzigtausend Menschen lebten, stand mittlerweile zu zwei Dritteln leer. Basescu wollte lieber nicht darüber nachdenken, was die flüchtenden Zivilisten machen würden, wenn ihnen die wenigen Vorräte ausgingen, die sie in aller Eile mitgenommen hatten. Allerdings konnte er ihnen nicht verdenken, dass sie davonliefen, war doch die Stadt gerade mal zweihundertsiebzig Kilometer von der Stelle entfernt, an der sich vor drei Tagen noch Bukarest befunden hatte.
    Basescu wünschte, er könnte sein Funkgerät benutzen, doch die Übertragung der Mitteilung der Aliens ließ die Annahme zu, dass es nicht ratsam war, den Wunsch in die Tat umzusetzen, weil er befürchten musste, dass die Invasoren mithörten. Zum Glück funktionierte wenigstens noch das Festnetz, aber er bezweifelte, dass das noch lange so bleiben würde. Zumindest hatte das Telefon jetzt noch einmal seinen Zweck erfüllt, da er auf diesem Weg darüber informiert worden war, dass eine

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