Der Widerstand
»Rückzug!«
Seine Leute reagierten fast sofort, dann stießen die leistungsfähigen V12-Motoren der Panzer dichte schwarze Wolken aus, während die T-72 rückwärts ihre Verstecke verließen und mit sechzig Stundenkilometern über die Autobahn davonfuhren. Beim Anblick dessen, was die Aliens mit ihren »kinetischen Waffen« bereits bewirkt hatten, schien es nicht ratsam, an einer Position zu verharren. Deshalb hatte er das nächste Versteck längst ausgewählt, noch bevor sie in dem Fabrikgebäude in Stellung gegangen waren. Sie würden keine fünfzehn Minuten benötigen, um ihr nächstes Ziel zu erreichen, und dann waren noch einmal nicht mehr als fünfzehn bis zwanzig Minuten nötig, um dort in Position zu gehen.
Exakt siebzehn Minuten später schossen grelle Blitze vom wolkenlosen Himmel herab und löschten jeden von Nicolae Basescus Panzern aus – und halb Alba Iulia gleich mit. Der Zorn dieser Salve war so gewaltig, dass er sogar die Karpaten ringsum erzittern ließ.
Die Transporterkolonne von Kompaniekommandant Kirtha bewegte sich in gleichmäßigem Tempo voran. Das örtliche Wetter war trocken, und beim Anblick der Staubwolken, die von den Wagen aufgewirbelt worden waren, als sie eine freie, unbefestigte Fläche hatten überqueren müssen, war er dankbar dafür, dass sein Kommandofahrzeug gut isoliert war, damit nichts davon ins Innere dringen konnte. Er wünschte sich nur, man hätte ihm eine größere Basis auf dem Kontinent namens »Amerika« zugeteilt! Oder wenigstens ein Gebiet am westlichen Rand dieses Kontinents!
Seine Ohren zuckten voll verächtlicher Belustigung, als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen. Diese Welt verfügte über das beste Straßennetz, das Kirtha jemals zu sehen bekommen hatte. Selbst hier in dieser Region übertraf es alles, was er von früheren Feldzügen kannte, deshalb war es eigentlich übertrieben, wenn er sich darüber beklagte – natürlich nur sich selbst gegenüber –, dass ein anderer eine noch bessere Straße als er zugewiesen bekommen hatte.
Es könnten genauso gut Tierfährten in einem Dschungel mit drei Laubdächern sein, so wie auf Rishu, hielt er sich vor Augen. Oder einer von diesen elenden Sümpfen im Süden von Bahshi, die kein Ende nehmen wollen.
Zwar stimmte das durchaus, aber wahrscheinlich hatte sein Verhalten etwas damit zu tun, dass Shongairi von Natur aus immer etwas Besseres haben wollten als das, was sie hatten.
Der staubige, geborstene Asphalt auf dem Straßenabschnitt, dem sich die Kolonne soeben näherte, war auch so ein Fall, überlegte er. Offenbar waren die »Menschen« mit Bau- oder Reparaturarbeiten beschäftigt gewesen – was keineswegs das erste Mal war, dass er so etwas seit der Landung zu sehen bekommen hatte! –, und eine frische Staubwolke stieg auf, als die ersten Fahrzeuge über den Abschnitt rollten.
Es wäre nicht schlecht, wenn sie alle Grav-Kissen hätten, sagte er sich. Aber Schweber waren teuer, und die Kontergrav-Generatoren kosteten wertvollen Innenraum, den Truppentransporter und erst recht Frachter nicht erübrigen konnten. Imperiale Fahrzeuge mit Rädern kamen dank Allradantrieb und variierbarem Reifendruck mit fast jedem Gelände zurecht, weshalb sie im Moment auch auf dieser schlechten Straße deutlich schneller vorankamen als auf dem größten Teil der anderen vom Imperium besetzten Welten.
Und wenigstens befinden wir uns auf einem Gelände, das bis zum Horizont völlig flach ist, hielt Kirtha sich vor Augen.
Ihm missfielen die Gerüchte, die über das Schicksal einiger Shuttles der ersten Landewelle kursierten. Natürlich war das eine Angelegenheit, die die Shuttles selbst betraf, nicht die Bodenstreitkräfte, trotzdem … Und noch beunruhigender waren die viel bruchstückhafteren Meldungen über angebliche Anschläge auf isoliert operierende Einheiten. So etwas sollte nicht geschehen, vor allem nicht bei einer mühelos und vollständig geschlagenen Spezies wie dieser. Und selbst wenn es geschehen war, hätte es vergebens sein müssen. Immerhin ging es hier um gepanzerte Fahrzeuge und die erstklassige imperiale Infanterie.
Sollten die Gerüchte der Wahrheit entsprechen, dann lief hier etwas nicht so ab, wie es das tun sollte. Einige der Angreifer hatte man entdeckt und vernichtet, aber mit der Technologie der Hegemonie hätten sie alle zerstört werden müssen. Und doch hielten sich Berichte, dass das nicht geschehen war. Aber hier gab es keine Gebirgszüge und keine dichten Wälder, in denen sich
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