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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Vortäuschungen der kleinen Schaustellerin hereinzufallen.
    »Liebste Freundin«, sagte der König mit einer Bewegung, die mir Pein bereitete, »ich danke Euch für die Empfindungen, die Ihr mir bezeigt. Ich werde ihrer achthaben. Ich liebe Euch und will Euch wie eine Tochter lieben. Mich beglückt der Gedanke, daß Ihr, wenn Ihr erst mit Bassompierre vermählt seidund er als Erster Kammerherr im Louvre wohnt, hier leben werdet und ich Euch dann alle Tage sehen kann. Ihr werdet der Trost und die Stütze des Alters sein, in das ich schon bald eintrete.«
    Dies war nun ganz die heuchlerische Sprache von
Astrée
. Es war von nichts wie von Freundschaft und Zuneigung die Rede, von Trost sogar: ein frömmlerischer Begriff, der im Munde von Henri höchlich verwunderte!
    »Aber, Sire!« sagte Charlotte, indem sie ihre kindlichen Augen weit aufsperrte und auf den König richtete, »Ihr werdet niemals alt! Es ist eine so große Kraft in Euch!«
    Besseres hätte sie nicht sagen können, auch auf kühnere Weise nicht, denn so gut es sich hinter scheinbarer Unschuld verbarg, ermutigte es den König, in der unternommenen Belagerung fortzufahren.
    »Liebste Freundin«, sagte er, »hat Euer Vater nicht Bassompierre zu seinem Schwiegersohn erwählt?«
    »Ja, Sire«, sagte sie, die Lider gesenkt, mit einem leisen Seufzer.
    »Liebste Freundin«, fuhr er nach einem Schweigen fort, »sagt mir frei, ob diese Wahl Euch genehm ist. Ich wüßte diesen Kontrakt wohl aufzuheben und Euch mit meinem Neffen zu verheiraten, dem Prinzen von Condé.«
    Ich traute meinen Ohren nicht: da kam der König auf einen Plan zurück, den er, als der Herzog von Bouillon ihn vorzuschlagen wagte, so hart bekämpft hatte. Sollte das bedeuten, daß Condé, der wenig geschaffen war, Damen zu lieben, und noch weniger, ihnen zu gefallen, ihn ein minder gefährlicher Rivale dünkte als Bassompierre? Das hieße, mit dem Glück des Comte und dem Glück Condés billigen Schacher zu treiben!
    Mademoiselle de Montmorency, die sich auf Worte sehr wohl verstand, mußte fühlen, daß der König zu schnell und zu weit vorpreschte, obwohl dies vermutlich ganz in ihrem Sinne war. Und so tat sie, als müsse sie sich in die Dinge fügen, ohne jedoch ihr königliches Gegenüber zu entmutigen.
    »Sire«, sagte sie, »es ist der Wille meines Vaters, ich werde mich mit Monsier de Bassompierre glücklich schätzen.«
    Dieses vorwurfsfreie und doch so zweideutige Wort wurde mit dünner Stimme gesagt und mit einem kleinen Seufzerbeschlossen. Der König, den die Spannung dieses Gesprächs angestrengt hatte, lehnte den Kopf in die Kissen zurück, grausam zerrissen zwischen Hoffnung und aufbegehrender Eifersucht. Die Herzogin von Angoulême sah darin jedoch nur die Erschöpfung, sie folgte ihren guten Manieren und ebenso ihrer Begier, von der Nichte zu hören, was gesagt worden war, stand auf und bat den König um Urlaub. Er gewährte ihn. Zu beiden Seiten des Bettes überließ er seine Hände den Damen zum Kuß, und als Mademoiselle de Montmorency, wie es ihrem Alter geziemte, zwei Schritt hinter ihrer Tante davonging, hefteten sich seine Augen an sie, bis sie zur Tür hinaus war.
    ***
    Könige, wie mein Vater so treffend bemerkt hatte, werden öffentlich geboren, speisen öffentlich und sterben öffentlich – nur ihren Gemahlinnen wohnen sie nicht öffentlich bei. Der Grund ist, daß jeder große oder kleine Vorfall ihres Lebens zur Staatsaffäre werden und das gesamte Königreich interessieren könnte. Henri, der einfache Gelüste und bäuerliche Sehnsüchte hatte, ertrug diese Öffentlichkeit schlecht, aber er ertug sie. Sonst hätte er den Hof abschaffen müssen, aber der Hof war nützlich; er fesselte die Großen an ihn, die ohne die Ehren, Reize und Wonnen, die sie in dieser Unterjochung fanden, in einem fort Komplotte gegen ihren Herrscher geschmiedet hätten.
    So gewöhnt Henri es indessen sein mochte, ständig von spähenden Blicken und lauernden Ohren umgeben zu sein, schien es ihn nach dem Aufbruch von Mademoiselle de Montmorency doch zu stören, das Ziel einer so unverhohlenen und ziemlich aufdringlichen Neugier zu sein. Er befahl mir, die Lektüre von
Astrée
fortzusetzen. Was ich auch tat, aber nicht mehr mit ganz demselben Einsatz wie zuvor, so sehr hatte mich die Szene, deren Zeuge ich soeben war, mit Unbehagen und Verwirrung erfüllt. Denn so entrüstet ich über die offensichtlichen Vorspiegelungen dieser verschlagenen Person war und ihre Listen verabscheute, so wirkte

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