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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mir ein Schmeichler! Hast deine Kritik schlau verpackt.«
    Und lachend warf er mir erneut einen Arm um die Schultern und drückte mich.
    »Alsdann! Es gibt Abhilfe. Ich werde Bassompierre und Roquelaure beauftragen, Bassompierre als Berater, und Roquelaure soll heranschaffen. Allewetter! Wo bleibt denn das ganze Geld, das mein Oberkämmerer kassiert, wenn ich gekleidet gehen muß wie ein Hundeführer?«
    Hierauf lud er mich wie auch meinen Vater und La Surie ein, zum Ringstechen nach Fontainebleau zu kommen. Meinen Vater erfreute diese Einladung nur mäßig, aber der Chevalier de La Surie schwamm in Seligkeit, vor allem weil der König sich zweimal seines Namens entsonnen hatte, einmal, als er mir Philippotes verschiedenfarbige Augen beschrieb, und zum zweiten Mal, als er ihn mit uns einlud. Mein Vater dagegen wußte nur zu gut, daß eine Einladung nach Fontainebleau durchaus nicht hieß, daß man im Schloß übernachten und essen würde. Dieses Vorrecht hatten nur Prinzen vonGeblüt, der Konnetabel, die Herzöge und Pairs und die Offiziere der Krone. Was uns anging, müßten wir Quartier in den umliegenden Herbergen nehmen, die ihre Preise bei Ankunft des Hofes für die jämmerlichste Dachkammer und die kärglichsten Speisen in unerhörte Höhen schraubten. Man mußte wahrhaftig schon sehr begierig sein, sich damit brüsten zu können, daß man »bei Hofe« sei, um solche Ausgaben und Unbequemlichkeiten auf sich zu nehmen. Nichtsdestoweniger schickte sich mein Vater drein, da ja kein großer Unterschied zwischen einer Einladung und einem Befehl des Königs bestand, doch würden wir, sagte er, nur so lange in Fontainebleau bleiben, wie das Ringspiel währte.
    Hierauf trat etwas ein, was uns baff machte. Ich erhielt eine Duellforderung des Herrn Prinzen von Condé, weil ich jemand seines Gesindes verführt und einen seiner Edelleute niedergeschlagen hätte, ein Beweis, daß ich von dem lächelnden Herrn, der mir die Kapuze abzog, sehr genau erkannt worden war. Ich brannte darauf, anzunehmen, so stolz war ich auf mein Waffengeschick und so überlegen wähnte ich mich hinsichtlich meiner Nase über den prinzlichen Herrn. Aber mein Vater brachte mich mit einem Wort zur Vernunft: »Ihr seid doch genauso ein Narr wie er! Wollt Ihr einen Bourbonen töten, der Ihr durch Eure Mutter selbst ein Bourbone seid?« Hierauf schrieb er dem Prinzen einen sehr respektvollen und höchst gewandten Brief, in welchem er ihn versicherte, daß ich weder jemanden seines Gesindes verführt noch seinen Edelmann niedergeschlagen hätte (was ja buchstäblich stimmte), für den Fall aber, daß Seine Hoheit dieser Versicherung keinen Glauben schenke, würde er selbst es sich zur großen Ehre anrechnen, mit ihm die Waffen zu kreuzen. Doch anstatt diesen Brief direkt an Condé zu schicken, ließ er ihn durch Bassompierre überbringen mit der Bitte, die Sache mit dem Herrn Prinzen persönlich zu bereinigen, ohne daß Seine Majestät mit der kleinen Affäre belästigt würde. In Wahrheit fürchtete er, daß der König aus erkennbaren Gründen keine große Anstrengungen machen würde, dieses Duell zu verbieten.
    Also brach ein Bote mit diesen beiden Sendschreiben auf nach Fontainebleau und kam mit einem Billett von Bassompierre wieder, der uns ankündigte, er werde einer Dame wegen in zwei Tagen in Paris sein.
    Achtundvierzig Stunden darauf besuchte er uns in der Tat am frühen Nachmittag, wiederum äußerst glanzvoll in einem blauen Gewand, mit dem er gleichwohl unzufrieden war, da sein Schneider, wie er uns bekümmert sagte, ihm den rechten Ärmel des Wamses verschnitten habe. Ich fand, daß man es kaum sah.
    Bassompierre erging sich darüber eine gute Viertelstunde in Klagen, ohne daß wir irgendwelche Ungeduld zu zeigen wagten. Und plötzlich beruhigt, sagte er uns gleichmütig, wie nebenbei, unsere Affäre sei beglichen.
    Einem Aufschrei unserseits folgten die Fragen, und nachdem er sich mit äußerster Koketterie hatte bitten lassen, gab er uns die Einzelheiten.
    »Gleich nach Erhalt Eurer Sendung bat ich, von dem Herrn Prinzen persönlich empfangen zu werden. Und kaum, Marquis, hatte ich ihm Euren Brief vorgelesen, rief er aus: ›Der Versicherung des Marquis de Siorac, daß sein Sohn weder meine Dienerin verführt noch meinen Edelmann niedergeschlagen habe, gebe ich nicht statt, denn sie ist falsch!‹ – ›Monseigneur‹, sagte ich, ›wenn Eure Hoheit den Marquis de Siorac der Unwahrheit zeiht, wird dieser seine Ehre für verletzt erachten,

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