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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Ecus, die Eure Majestät gestern für sie bei mir anforderten.«
    »Zweihundert?« fragte der König, die Brauen runzelnd.
    »Es ist erst ein Vorschuß, Sire. Meine Kommis werden ihr den Rest noch heute Vormittag überbringen. Sire, darf ich sie Ihrer Gnädigsten Majestät persönlich geben?«
    »Gnädigst?« sagte der König, »zu mir ist sie es jedenfalls nicht. Sie hat mich die ganze Nacht nur gequält.«
    »Madame«, sagte Sully und tat, als habe er nichts gehört, »hier ist ein Vorschuß auf die Summe, die Seine Majestät für Euch befohlen hatte.«
    Aber der abgewandte Rücken auf der anderen Bettseite rührte sich keinen Deut.
    »Sire, schläft die Königin?« fragte Sully mit gedämpfter Stimme.
    »Ihre Gnädigste Majestät schläft nicht«, sagte der König. »So gnädigst sie auch ist, sie schmollt. Gib mir die Ecus, Rosny: ich überreiche sie ihr bei ihrem ersten Lächeln.«
    »Kommt nicht in Frrage«, ließ sich Maria de Medici nun vernehmen.
    Und ohne sich völlig umzudrehen, streckte sie ihren langen Arm über Seine Majestät hinweg und ergriff den Beutel mit den Ecus.
    »Das fehlte noch«, sagte sie in hochfahrendem Ton, »daß Ihrr die gleich mit Bassompierrre verrspielt!«
    »Madame«, sagte Sully, »wenn der König mit Monsieur de Bassompierre spielt, gewinnt er immer.«
    »Ein Beweis«, sagte Henri, »daß der Deutsche ein guter Untertan des Königs von Frankreich ist.«
    »Mein Gott, was werrde ich darrüber strreiten!« sagte die Königin. »Ich bin müde. Ich gehe in mein Kabinett.«
    Und den Beutel mit den Ecus in der Hand, erhob sie sich aus dem Bett und verschwand durch eine kleine Tür.
    »Herr Vater«, sagte ich, als mein Vater La Surie und mir die Geschichte erzählte, »wie sah Ihre Majestät die Königin im Nachtgewand aus?«
    »Groß und fett.«
    »Na«, meinte La Surie, »dann hat der König ja Abwechslung von der mageren Verneuil.«
    Der König, fuhr mein Vater in seiner Erzählung fort, stieß einen schweren Seufzer aus.
    »Rosny«, sagte er, als die Königin fort war, »erinnerst du dich an den Bibelsatz: eine zänkische Frau ist wie ein langer Regentag?«
    »Sire«, sagte Sully ohne jeden Humor, »die Königin hat vielleicht gute Gründe, mit Eurer Majestät zu zanken.«
    »Rosny«, sagte der König, die Brauen runzelnd, »deine Moral ist früh aufgestanden. Halt sie dir für den Staatsrat warm. Wir werden sie brauchen. Und du, Vollbart«, fragte er mich, wieder in munterem Ton, »was hast du auf dem Herzen?«
    »Es ist eher ein Bericht als ein Ersuchen, Sire«, sagte mein Vater.
    »Gut, dann erzähl mir deine Geschichte«, sagte der König. »Aber mach sie lustig! Ich habe heut nacht und heut morgen mein Quantum Ärger gehabt.«
    Mein Vater hatte seinen Bericht gut gefeilt. Er gab ihn lebendig, knapp und spaßig. Mehr noch, er mimte ihn, indem er mit wechselnden Stimmen bald Toinon, bald die Herzogin nachahmte. Der König lachte schallend, und als mein Vater zum Schluß mit seiner Bitte herauskam, war die Partie gewonnen: in der Vergoldung wurde die Pille geschluckt.
    »Gut, Vollbart!« sagte der König mit gewohnter Fröhlichkeit,»es soll nicht heißen, daß ich einen so lernbeflissenen Patensohn seinen Studien entreiße. Übrigens ist es in meinem Interesse. Je mehr er lernt, desto besser dient er mir später! Und was meine gute Cousine von Guise angeht, wollte Gott, sie wäre die einzige intime Freundin der Königin, an Stelle dieser Leonora Galigai, ihrer Busenfreundin! Weißt du, wo die Ecus hingehen, die sie mir eben aus der Hand gerissen hat? Geradewegs in den Schoß dieser Jungfer Habenichts, dieser verdammten Florentinerin, die häßlich ist wie eine Krähe, der stopft die Königin die Taschen, während sie die höchstgeborenen Edelleute meines Hofes vor den Kopf stößt! Aber genug davon! Gegenüber meiner teuren Guise jedenfalls werde ich stumm bleiben wie ein Grab, was ihre kleinen Torheiten betrifft, die du mir erzählt hast. Ich mag sie trotzdem gern. Sie ist geradezu, das gefällt mir an ihr. Vollbart, du wirst ihr, um sie darüber zu trösten, daß ihr Patensohn nicht mein Page wird, von mir diesen kleinen goldenen Rosenkranz bringen. Ich hab ihn auf dem Jahrmarkt in Saint-Germain für die Comtesse de Moret gekauft. Aber sie wollte ihn nicht: ›Sire‹, sagte sie, ›ver zeiht , wie könnte ich diesen Rosenkranz abbeten, ohne an den hochedlen Spender und an die Sünde zu denken, zu der er mir die süße Veranlassung ist: Gedanken, die sich zu sehr widersprechen,

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