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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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schüttelnd.
    »Lauter Jockeys, die ich seit Jahren kenne. Und seit Jahren schon arbeiten wir an, na ja, so einer Geschichte. Ein Plan, eher. Wir haben lange, lange daran herumgetüftelt und jedes einzelne Detail schon x-mal durchgesprochen. Das Hauptproblem war bisher, es braucht zusätzlich zu zwei kompletten Feldern untereinander abgesprochener Reiter noch einen Haufen Leute, die die Wetten abschließen, und die müssen absolut verlässlich sein. Ein Wort nach draußen, und wir sind alle unsern Job los und landen vor Gericht.«
    Ein hundertprozentig sicherer Plan, auf der Rennbahn eine Million zu machen? Mir verzog es das Gesicht wie Zahnschmerzen. Doch Schisser sprach weiter und wir stellten unsere Fragen, und dann zeigte er uns das bekrakelte Blatt und erläuterte weiter, und den Rest des Nachmittags und Abends hingen wir dann abwechselnd am Telefon, um alles einzufädeln.
    »Wahnsinn, mit einer so kurzen Anlaufzeit«, wie er fand.
    Wahnsinn, das Ganze, fand ich. Doch es gab keine Alternative. Keinen zweiten kurzfristig realisierbaren Plan außer Schissers. Wir mussten es versuchen. Wettbetrug, um das Kind beim Namen zu nennen, Wettbetrug in großem Stil. Und Kristof mittenmang.
    Vierzehn Monate<, raunte ein Geist und blies mir kalt in den Nacken.
    »Hören Sie«, sagte ich ins Telefon, »uns bleibt kaum eine Wahl. Wir haben weder Fingerabdrücke noch sonst verwertbare Indizien. Wollen wir diesen Attentäter vor Gericht bringen, müssen wir ihn auf frischer Tat ertappen. Und das können und das werden wir.«
    Während die Stormfuckers noch mal in die Ruhr-City ausgeschwärmt waren, um Informationen über Willys Verbleib zusammenzukratzen, hatte ich noch bis spät in die Nacht über der McDagobert's-Problematik gebrütet. Und, anders als meine Kuttenbrüder, mit Erfolg.
    »Jetzt möchte ich Sie bitten, nochmals Ihre Unterlagen zu durchforsten. Wir haben die Orte, wir haben die Tage der bisher verübten Anschläge. Hinter beidem glaube ich ein System ausmachen zu können. Wenn ich es richtig entschlüsselt habe, sollte ich in der Lage sein, Ort und Tag des nächsten Anschlags zu prognostizieren. Und um wirklich gezielt zuschlagen zu können, brauchte ich nun unbedingt von allen bisherigen Attacken die Uhrzeiten.«
    Oi, da kamen einige Einwände.
    »Herr Knauff, das ist mir klar«, fuhr ich fort. »Trotzdem müssen Sie irgendwann benachrichtigt, in Kenntnis gesetzt, alarmiert worden sein. Diese Zeiten, sofern Sie sie notiert haben, würden mir fürs erste schon weiterhelfen.«
    »Häng ein«, mahnte mich Charly, »wir müssen los.«
    »Aah, und, Herr Knauff«, raunte ich viel sagend, »es wäre vielleicht ganz gut, wenn Sie sich den morgigen Tag nicht mit zu viel Terminen vollpflastern würden.«
    Oi, ich wusste ja nicht, wovon ich sprach. Sein Terminkalender war, wie es sich anhörte, voller als die Kleiderschränke Elton Johns, und das auch noch bis ans ferne Ende des Jahrtausends - »Herr Knauff«, unterbrach ich ihn, »wenn meine Datenauswertung richtig ist, liegt morgen wieder ein Anschlag an, und wenn Sie und ich unsere Hausaufgaben richtig machen, dann werden wir auch wissen, wo und wann. Verstehen Sie mich? Schon morgen kann dieser Terror ein Ende haben. Und da, dachte ich so für mich, wären Sie doch sicher gerne persönlich mit dabei? Nicht, dass es nötig wäre ... Ich habe genug freie Mitarbeiter, um ...«
    Oi, neinneinneinnein, dafür würde sich Zeit finden und wann und wo und wie und war das alles aufregend.
    Ich machte für morgens um neun einen Termin mit ihm in seinem Büro, legte auf und stürmte aus dem Haus.
    Fünf Grad, und keins mehr. Für die Jahreszeit eigentlich zu warm und trotzdem - urrh. Windig dabei. Tristesse am Himmel, Unlust am Boden. Feuchtkalter, zugiger Dauerdämmer. Ein Tag, um schon mittags einen Korken rauszurupfen und sich ein bis zwei Stunden später mit einem Anruf bei einer Verflossenen zum Idioten zu machen. Ein Tag, an dem du dich unversehens am Schalter eines Reisebüros wiederfindest, Karibikprospekte in der Hand, ohne recht mitbekommen zu haben, überhaupt aus dem Haus gegangen zu sein. Ein Tag, um einen Blauen in die Lottoannahme zu bringen. Oder eben auf die Rennbahn.
    Keine Mopeds, keine Kutten. Körperschmuck und Hautverzierungen sollten entfernt, verdeckt oder zumindest unauffällig getragen werden. Wir alle kannten uns nicht.
    Anreise individuell. Mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit Mutters Opel Manta oder, wie Präsident Charly, zur allgemeinen Erheiterung, mit der

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