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Der Wind bringt den Tod

Der Wind bringt den Tod

Titel: Der Wind bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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aufrichtig zu sein. »Weil ich befürchte, dass mir bei diesem Scheißkerl die Sicherungen durchknallen.« Er knirschte mit den Zähnen. »Hast du mal eine Kippe für mich?«
    Smolski zog die Brauen hoch, griff aber bereitwillig in seine Brusttasche. »Ich dachte, du hättest aufgehört.«
    »Tja.« Hoogens Blick hing wie gebannt am Grabstein in der Hecke. »Das habe ich auch gedacht.«

115
     
    Jule empfand es als schmerzlichen Verlust, als Rolf nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit und zugleich doch nur wie ein Wimpernschlag erschien, sagte: »Du darfst deine Augen wieder aufmachen.«
    Sie tat es.
    »Siehst du?«, fragte er.
    Sie blinzelte einige Male, da sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erkannte sie, wo sie waren: Sie standen vor dem Haus mit dem Besen in der Fassade. Er hatte sie zurück nach Odisworth vor die Pension geführt.
    »Vertraust du mir jetzt?«
    Jule handelte, wie sie handeln musste, um dem Prickeln in ihr gerecht zu werden. Sie packte ihn mit beiden Händen im Nacken, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn auf den Mund. Seine Lippen schmeckten wie Salz und Honig. Er erwiderte ihren Kuss zuerst gierig, ehe er sich in einer plötzlichen Verhaltenheit gegen ihren Griff sträubte. Er löste sich von ihr und raunte: »O nein …«
    »Was?«, flüsterte sie. »Was?«
    Er hob den Arm zur Frontscheibe, und ihr Blick folgte widerwillig seinem ausgestreckten Zeigefinger. Als sie sah, worauf er deutete, erlosch jegliches Feuer in ihr. Wie in einer schauerlichen Prozession rollten vier Autos die Straße in gemächlichem Tempo hinunter. Spitze und Ende des makabren Zuges markierten Einsatzfahrzeuge der Polizei, deren Blaulichter sich wie in Zeitlupe drehten. Sie eskortierten zwei Leichenwagen. Der Tod hatte erneut Ernte in Odisworth gehalten.

116
     
    Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, um mit der neuen Frau zu spielen. Das war schade, aber es ließ sich nicht ändern. Der sichere Ort würde schon bald vielleicht kein sicherer Ort mehr sein. Alles war so gelaufen, wie er es geplant hatte: Sie hatte ihn zu sich in ihre Wohnung gelassen, und sie hatte den Wein getrunken. Als sie eingeschlafen war, hatte er sie in sein Auto gebracht und war zum sicheren Ort gefahren, wo ihn niemand beim Spielen stören konnte. Dort hatte er sie ausgezogen. Er hatte geahnt, dass er an ihr nicht so viele Kleider würde ausprobieren können, wie er es eigentlich gern getan hätte.
    Es musste jetzt alles etwas schneller gehen, wenn er auch das Spiel mit Kirsten weiterspielen wollte. Er hatte Angst, dass sie es nicht zu Ende brachten, weil er so abgelenkt war. Wenigstens hatte er das schmerzhafte Sehnen nun unter Kontrolle. Er durfte auf gar keinen Fall die Beherrschung über sich verlieren. Er hatte genau gesehen, wer wieder in dem Wald gewesen war, in dem er die Frauen und das Spielzeug versteckt hatte. Wo er früher auch so oft mit Kirsten gespielt hatte. Manchmal träumte er davon, Kirsten wäre für immer in diesem Wald geblieben. Bei ihm und trotzdem fort. Das war der schlimmste Traum von allen.
    Er setzte sich in sein Auto und fuhr los. Er musste die neue Frau eine Weile allein lassen, aber er würde sich beeilen. Normalerweise war Katie dabei, wenn er ein neues Brautkleid kaufte, aber diesmal hatte er keine Zeit, sie mitzunehmen. Aber das Brautkleid war wichtig. Sehr wichtig. Nur einmal hatte er es einer Frau wieder ausgezogen. Weil sie es schmutzig gemacht hatte. Er hatte es verbrannt, weil es danach so stank. Doch daran durfte er jetzt nicht denken, und auch nicht daran, dass er auf Katies Hilfe verzichten musste. Katie wusste nicht, wie er wirklich hieß. Für sie war er nur Paul. Das war nicht schlimm. Katie hieß auch nicht wirklich Katie. Sie war eine Nutte. Sie ließ sich dafür bezahlen, dass sie mit ihm Brautkleider kaufen ging. Er hatte lange nach einer Nutte wie Katie gesucht. Einer, die ungefähr dieselbe Figur hatte wie Kirsten. Er hatte viele Nutten ausprobiert. Es war wichtig, dass Katie schwarzes Haar hatte. Er wollte nicht mit Nutten spielen. Er wusste aber genau, wie Nutten waren. Also hielt er nach jedem Einkaufen mit Katie irgendwo auf einem Feldweg an und ließ sich von ihr einen blasen. Das dauerte meistens ziemlich lange, weil sich Katie viel zu sehr dabei bewegte und die Augen verdrehte und ihm ständig sagte, was er für einen schönen großen Schwanz hatte. Er wusste, dass es merkwürdig aussehen würde, wenn er ohne Frau ein Brautkleid kaufte. Es war

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