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Der Wind bringt den Tod

Der Wind bringt den Tod

Titel: Der Wind bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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sein.«
    »Was für schockierende Neuigkeiten«, sagte Smolski. »Soll ich eine Pressemitteilung schreiben?«
    »Komm, Alter. Ich hab mir echte Sorgen gemacht, dass du diese Schwarz nur deshalb so interessant findest, weil sie dich an deine Ex erinnert. Dass die ganze Scheiße wieder in dir hochkocht und dir die Sicherungen durchknallen. Dafür hab ich mich entschuldigt. Was erwartest du denn noch?« Hoogens deutete mit dem Daumen hinter sich zum geöffneten Fenster. »Soll ich dir drüben bei Gisela noch einen ausgeben?«
    »Lass mal stecken.« Smolski winkte ab. »Außerdem hast du ja recht. Ich muss meine persönlichen Probleme aus diesem Fall raushalten. Und mich endgültig damit abfinden, dass Rita mich verlassen hat. Völlig ohne Vorankündigung und ohne mir die Gründe dafür zu nennen oder sich auch nur ein einziges Mal bei mir zu melden, aber so ist das nun mal. Sie sitzt am längeren Hebel. Wenn sie wieder etwas mit mir zu tun haben oder mir etwas erklären will, wird sie zu mir kommen. Das sind anscheinend die Regeln dieses Spiels, ob sie mir nun gefallen oder nicht. Ich habe keine andere Wahl, als es mitzuspielen.«
    »Okay«, sagte Hoogens skeptisch. Er hatte mit vielem gerechnet – einer neuen Diskussion, gekränktem Schweigen, irrwitzigen Theorien über den Verbleib von Smolskis Ex –, aber nicht mit so viel Bereitschaft zur Einsicht. »Dann verstehst du wohl, warum ich es kritisch sehe, dass du mit dieser Schwarz anbandelst, und weshalb es mir lieber wäre, du würdest sie aus allem raushalten?«
    »Ich verstehe das voll und ganz«, sagte Smolski. »Ich mach schon keine Dummheiten. Dafür ist mir dieser Fall zu wichtig.«
    »Apropos.« Hoogens warf einen raschen Blick auf sein Handy, um zu überprüfen, ob er einen Anruf verpasst hatte. Hatte er nicht. »Hat sich Grüner bei dir gemeldet?«
    »Ja«, seufzte Smolski. »Er ist bei der Identifizierung der Leiche leider noch keinen Schritt weiter. Aber er hat Dutzende von Faserspuren und jede Menge Rückstände von Chemikalien, die er noch genauer analysieren muss.«
    »Spitze«, merkte Hoogens sarkastisch an. »Hast du irgendwas Neues?«
    »Jawohl.« Smolski nickte enthusiastisch. »Zwei Sachen.« Er wühlte kurz in einem Aktenstapel auf seiner Seite des Tischs und reichte Hoogens eine dünne Kladde herüber. »Schau dir das mal an.«
    Hoogens überflog das erste Dokument. Es war der Bericht über einen Leichenfund – einen stark verwesten Leichnam, den man aus der Elbe gefischt und später als die sterblichen Überreste einer sechsundzwanzigjährigen Frau mit Namen Jennifer Sander identifiziert hatte. Das beigefügte Bildmaterial war nichts für schwache Nerven, und Hoogens brauchte eine Menge Vorstellungskraft, um in der Masse grünblauen aufgedunsenen Fleischs die ungefähren Umrisse eines menschlichen Körpers zu erkennen. Außerdem war nicht zu übersehen, dass sich Fische und Krebse über Jennifer Sanders Leichnam hergemacht hatten. An einer Stelle glaubte er, einen Ballen Laich zwischen ihren Rippenbögen auszumachen. Er konzentrierte sich lieber auf die Angaben zu ihrer Person. »Sie kam aus Hamburg«, murmelte er.
    »Sieh dir den Obduktionsbericht an«, forderte ihn Smolski auf. »Zweite Seite, ungefähr in der Mitte. Der Vaginalbereich.«
    Hoogens tat ihm den Gefallen, und sein Blick blieb sofort an einem Wort hängen. »O Mann«, sagte er. »Silikon.«
    »Das war er«, verkündete Smolski energisch. »Unser Mörder. Erst vor ein paar Monaten. Im März.« Er begann erneut, den Aktenstapel zu durchsuchen. »Sitzt du gut?«
    Es raschelte, und dann präsentierte Smolski Hoogens das Foto einer Frau. Blondes Haar umrahmte ein hübsches Gesicht mit hohen Wangenknochen und großen traurigen Augen.
    »Genau sein Typ«, kommentierte Smolski.
    Hoogens schüttelte verblüfft den Kopf. »Und wer ist das?«
    »Sie wird seit rund anderthalb Jahren vermisst«, sagte Smolski, anstatt einen Namen zu nennen. »Und jetzt rate mal, wo sie geboren ist.«
    »In Odisworth.« Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Heilige Scheiße, Smolski. Warum ist uns das nicht früher aufgefallen? Das könnte unser Opfer sein. Warum hat uns keiner von diesen verdammten Leuten dort was davon gesagt, dass sie vermisst wird?«
    »Weil sie gar nicht aus Odisworth verschwunden ist«, antwortete Smolski ruhig. »Sondern aus Hamburg.«

63
     
    Am Mittwochmorgen leistete Eva Jule beim Frühstück Gesellschaft. Jule war momentan der einzige Gast der Pension, und Eva brauchte

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