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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Wichtiges gespeichert gewesen, meinte er. Und dann wollte er wissen, ob unser Interesse für den Computer bedeutet, dass auch Harri Immonen ermordet wurde.
    Ich hab ihm gesagt, dass soll er dich fragen.«
    Koivus Gesichtsausdruck war unergründlich.
    »Danke. Puustjärvi, hast du den Termin mit Anne Merivaara vereinbart?«
    »Um zwei in der Firma.«
    Gegen Ende der Besprechung fragte Puupponen, ob wir Aussicht hätten, einen Nachfolger oder wenigstens eine Vertretung für Ström zu bekommen.
    »Ich rück den Chefs auf den Pelz, Ehrenwort«, versprach ich feierlich. Die traurige Kriminalstatistik des Wochenendes war immerhin ein gutes Argument. In der Personalabteilung hatte man mir in der letzten Woche gesagt, es gebe keine geeigneten Kandidaten für eine hausinterne Besetzung, deshalb habe man die Stelle unter anderem im Internet ausgeschrieben.
    Neugierig sah ich am Computer nach, sobald ich wieder in meinem Büro war. Es hatten sich bereits einige Bewerber gemeldet, darunter Marcus Huttunen, mein Kommilitone beim Jurastudium, der sich wie ich auf Strafrecht spezialisiert hatte und in den letzten Jahren als stellvertretender Staatsanwalt in Vantaa tätig gewesen war. Warum wollte er auf einmal zur Polizei? Zwei weitere Bewerber machten ebenfalls einen passablen Eindruck, ich musste so bald wie möglich mit der Personalabteilung Termine für die Einstellungsgespräche vereinbaren.
    Im Faxstapel lag ein Schreiben der litauischen Polizei. Peders und Ramanauskas hatten bei der sowjetischen Marine in der Abteilung Produktentwicklung gearbeitet und waren unter anderem für Lacke zuständig gewesen. Die Verbindung zum Geschäftsbereich der Merivaara AG lag also auf der Hand. Ich bat die Kollegen um Informationen über die Lacke, die die Sowjets verwendet hatten. Wo sich die beiden Männer zur Zeit aufhielten, war immer noch nicht geklärt, in Nizza wusste man nur, dass sie vor zwei Wochen zu einem Segeltörn nach Korsika und Sardinien aufgebrochen waren. Woher hatten ehemalige Offiziere der sowjetischen Marine das Geld für ein Luxusleben an der Riviera?
    Ich rief Tapio Holma an. Zu Hause meldete er sich nicht, doch am Handy erreichte ich ihn. Die Verbindung war schlecht, im Hintergrund hörte man Möwen schreien.
    »Können wir uns kurz unterhalten?«
    »Nicht jetzt. Ich bin in Elfvik, ich habe noch nie so viele Zwergsäger auf einmal gesehen.«
    »Zwergsäger? Ich glaube, die habe ich überhaupt noch nie gesehen. Ich will dich nicht stören, aber wäre es möglich, dass wir uns in Elfvik unterhalten und dabei Zwergsäger beobachten?
    Wo finde ich dich?«
    »Muss das sein?«, seufzte Holma. »Na, meinetwegen. Ich bin hier im Feuchtgebiet. Vergiss deine Gummistiefel nicht.«
    Im Kleiderlager fand ich tatsächlich ein Paar Stiefel, die mir nur zwei Nummern zu groß waren. Auf dem Hof vor der Villa Elfvik zog ich sie an. Das Gebäude weckte romantische Erinne-rungen: Hier hatten Antti und ich geheiratet. Damals, im Dezember, waren die Bäume von Reif überzogen gewesen. Jetzt trugen sie noch ihr Laubkleid, das sich allerdings bereits lichtete. Die Waldwege sahen aus, als wären sie mit einem Gemisch aus Kurkuma und Tomatensoße überzogen.
    Tapio Holma war bei weitem nicht der einzige Vogelfreund im Feuchtgebiet von Elfvik, ich entdeckte ein knappes Dutzend.
    Holma stand vor einem supermodernen Fernrohr. Vorsichtig watete ich zu ihm hin, obwohl der Zwergsägerschwarm etwa hundert Meter von seinem Standort entfernt war und sich von den Betrachtern nicht stören ließ. Aus Holmas praktischem Rucksack mit integriertem Hocker ragte eine Thermoskanne.
    »Hallo«, sagte ich leise. Dennoch fuhr er zusammen.
    »Hallo. Ist das nicht ein phantastischer Anblick? Guck mal durchs Fernrohr, das ist noch besser.« Er stellte das Stativ auf die richtige Höhe, ich regulierte die Schärfe, und dann sah ich einen Schwarm Vögel, einige schneeweiß, mit kleinen schwarzen Recken auf dem Rücken, die anderen in bescheidenem Braun. Die weißen Prachtexemplare waren wahrscheinlich Männchen, so verhielt es sich in der Vogelwelt ja immer. Um Harri zu ärgern, hatte ich ihm einmal gesagt, Männer interessierten sich nur für Ornithologie, weil sie sich eigentlich selbst gern so prächtig herausputzen würden wie die Vögelmännchen.
    »Meine Frage hat auch etwas mit Ornithologie zu tun«, sagte ich, nachdem ich die friedlich auf dem Wasser treibenden Zwergsäger, die der Lärm von der Schnellstraße und vom Westring nicht zu stören schien,

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