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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Ermittlungen in einem rätselhaften Kapitalverbrechen und musste obendrein Harris Fall neu aufrollen. Warum wurde ich immer wieder von meiner Vergangenheit eingeholt? Harri erinnerte mich daran, wie gedankenlos, unverantwortlich und egoistisch ich früher gewesen war. Die Person, die ich damals war, mochte ich nicht besonders.
    »Bist du noch dran?«, fragte der Pathologe gereizt. »Die Leichenflecken deuten darauf hin, dass das Opfer einige Stunden nach dem Tod bewegt wurde.«
    »Der Mann, der den Toten gefunden hat, hat ihn an Land gezogen. Kann man anhand der Flecken feststellen, in welcher Stellung er im Wasser lag?«
    »Wahrscheinlich ist er seitlich aufgekommen, mit schiefem Nacken. Wenn du vorbeikommst, kann ich es dir besser erklä-
    ren.«
    »Sobald ich die Zeit finde«, seufzte ich und fragte, ob er irgendeine Vorstellung von Größe und Kraft des Täters habe.
    Der Pathologe weigerte sich, zu spekulieren. Der Schlag sei nicht übermäßig kraftvoll gewesen, aber er könne nicht beurteilen, ob Juha Merivaara zum Zeitpunkt der Attacke aufrecht gestanden oder sich womöglich vorgebeugt hatte. Nach der Wunde zu schließen, sei die Tatwaffe schwer und stumpf, aber kantig.
    Die Techniker hatten Rödskär bis zum Einbruch der Dunkelheit durchkämmt, ohne etwas zu finden, das als Mordwaffe infrage kam. Den ersten Untersuchungen zufolge befanden sich an Juha Merivaaras Kleidung fremde Fasern, und an dem metallenen Kragenspiegel der Jacke hatte man einen Fingerabdruck gefunden, der nicht vom Opfer stammte. Er konnte zwar schon vor längerer Zeit auf die Jacke geraten sein, doch war das immerhin ein Anfang. Ich bat Koivu in mein Büro.
    »Ihr nehmt Fingerabdrücke von allen, die in der Mordnacht auf der Insel waren. Außerdem muss die Kleidung, die sie anhatten, nach Tikkurila ins Labor. Nimm Puustjärvi mit, vielleicht erinnert er sich, was die Leute anhatten«, sagte ich und fluchte innerlich, denn wir waren vierundzwanzig Stunden zu spät dran. Ich hätte die Sachen der Verdächtigen sofort be-schlagnahmen müssen.
    Ich warf einen Blick auf meinen Terminkalender. Bei der wöchentlichen Besprechung der Dezernatsleiter um eins durfte ich nicht fehlen, also würden Koivu und Wang die Familie Merivaara ohne mich vernehmen müssen.
    »Als Erstes nehmen wir uns die sieben Leute vor, die auf der Insel waren. Einer von ihnen muss der Täter sein, und ich glaube nicht, dass er uns lange hinters Licht führen kann.«
    »Dieser Holma kam mir gleich bekannt vor«, meinte Koivu stirnrunzelnd.
    »Er ist ein mäßig berühmter Opernsänger«, antwortete ich überrascht, denn Koivu war kein Opernfan, er bevorzugte Bon Jovi und Eppu Normaali.
    »Das meine ich nicht. Ich hab nur gerade meine Akten durch-gesehen, weil ich mich dunkel erinnerte, dass er in einen Fall verwickelt war, den ich im April bearbeitet habe.«
    Holmas Strafregister hatte ich noch nicht überprüft, weil ich annahm, dass ich dort allenfalls Geldbußen wegen Geschwindigkeitsübertretung finden würde.
    »Tapio Holma hat in Kivenlahti ein Mädchen vor einer Vergewaltigung gerettet.«
    Da erinnerte ich mich an das Interview mit der geheimnisvol-len Bemerkung, er habe auch im wirklichen Leben schon die Heldenrolle gespielt.
    »Und das Mädchen hieß Riikka Merivaara?«
    Koivu nickte und erklärte mir, in welchem Index ich die Protokolle der Voruntersuchungen fand. Er hatte sich intensiv mit der Sache beschäftigt, weil einer der Vergewaltiger ein paar Wochen zuvor an einem Fall von schwerer Körperverletzung beteiligt gewesen war, den Koivu untersuchte.
    Wenn ich mir ein Brötchen holte, statt in der Kantine zu essen, würde ich es vor der Wochenbesprechung noch schaffen, mir die Protokolle anzusehen. Mit Käsebrötchen, Kaffee und Joghurt zog ich mich in mein Büro zurück.
    Im Lauf der Jahre hatte ich gelernt, aus den unzusammenhängenden, oft widersprüchlichen Aussagen der Vernehmungsprotokolle eine zusammenhängende Geschichte zu konstruieren. Was ich diesmal zu lesen bekam, hätte aus einer Seifenoper stammen können.
    Am letzten Samstag im April war Riikka Merivaara im Zentrum von Helsinki auf die Piste gegangen. Das letzte Lokal machte um halb vier dicht, und ein ehemaliger Klassenkamerad, den sie zufällig getroffen hatte, bot ihr an, sie nach Hause zu fahren.
    Riikka zögerte nicht lange. Die Nachtbusse klapperten halb Espoo ab, die Fahrt hätte mindestens eine Stunde gedauert. Für ein Taxi hätte sie weit über hundert Finnmark bezahlen müssen.
    Ihr

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