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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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hatte.
    »Soll Frau Merivaara heute noch vernommen werden?«, wollte Koivu wissen.
    »Morgen reicht auch, dann kann ich dabei sein.«
    »Holma und die Tochter hätten jetzt Zeit, sollen wir sie gleich mitbringen?«
    »Macht das«, sagte ich. Eigentlich war ich neugierig darauf, wie sich die Romanze zwischen Tapio Holma und Riikka Merivaara entwickelt hatte. Ich reservierte einen Vernehmungsraum, zog mir am Automaten eine Cola light und tippte Pertti Ströms Privatnummer ein.
    Ich war sicher, er würde sich nicht melden, doch nach dem fünften Klingeln wurde abgehoben.
    »Ström.«
    »Maria hier, grüß dich. Bist du krank?«
    Ein Stöhnen kam aus dem Hörer. Ich sah Ström geradezu vor mir: das pockennarbige Gesicht, das vor Wut rot anlief, die Flügel der zweimal gebrochenen Nase, die sich blähten, den flackernden Blick der hellbraunen Augen.
    »Scheiße, ich hab mir gestern den Rücken verrenkt, als ich den Luftdruck in den Reifen gecheckt hab.«
    »Ein Hexenschuss? Warst du beim Arzt?«
    »Natürlich nicht, ich komm ja kaum aus dem Bett, Mensch!«
    »Dann muss der Arzt eben einen Hausbesuch machen.«
    »Mach nicht so ein Theater, Kallio. Ein paar Tage Bettruhe, dann ist alles wieder in Ordnung. Du rufst doch bestimmt nicht an, um dich nach meinem Befinden zu erkundigen. Also, was gibt’s?«
    Ich bemühte mich, möglichst ruhig über die offenen Fälle zu sprechen und gleichzeitig herauszufinden, ob Pertsas Heiserkeit auf einen Kater hindeutete.
    »Auf diese Scheißaraber kannst du die Wang ansetzen«, sagte Pertsa, als wir zu der Schlägerei zwischen Iranern und Skinheads kamen. »Für die Kanakenfälle ist die Tussi schließlich eingestellt worden.«
    »Wang hat so viel Ähnlichkeit mit einem Iraner wie du mit einem Somalen.«
    »Warum hat man sie nicht ins Rauschgiftdezernat gesteckt?
    Auf dem Gebiet haben sich ihre Landsleute doch hervorgetan«, fuhr Ström fort. Er spielte auf einen von drei Vietnamesen organisierten Drogenring an, der im letzten Frühjahr aufgeflogen war. Siebzig Prozent der Mitglieder waren allerdings Finnen, doch in den Schlagzeilen war immer von der »Vietna-mesenbande« die Rede. Das verkaufte sich nun mal besser als ein Bericht über Amphetamindealer aus Espoo.
    Ich wies Ström an, den Arzt zu holen, falls sich seine Rücken-schmerzen am nächsten Tag nicht besserten. Drohungen verkniff ich mir, denn ein Machtkampf mit Ström war das Letzte, was ich wollte. Vielleicht hoffte er, ich würde zickig werden, damit er sich versetzen lassen und behaupten konnte, ich hätte ihn aus dem Dezernat hinausgeekelt.
    In dem Moment meldete Wang, Tapio Holma warte im Erdgeschoss auf seine Vernehmung. Riikka Merivaara habe sich noch zu schwach gefühlt, um mitzukommen.
    »Koivu hat daraufhin beschlossen, das arme Mädchen in Ruhe zu lassen«, sagte Wang ironisch. Koivu war ein ausgezeichneter Polizist und fiel durchaus nicht auf jeden koketten Augenauf-schlag herein, aber bei schutzbedürftig wirkenden jungen Frauen wurde er weich wie Wachs.
    Wieder puderte ich mir die Nase. Einige Sommersprossen waren noch zu sehen, aber die Sonnenbräune war verschwunden. Bald würden mir der Winter und die langen Arbeitstage eine blasse Haut und dunklere Haare bescheren. Ich musste die Haare unbedingt rot nachfärben, denn am Scheitel zeigten sich ein paar neue graue Haare. Offenbar stand mir dasselbe Schicksal bevor wie meinem Vater, der mit vierzig ergraut war. Aber vielleicht sah ich mit grauen Haaren endlich respektgebietend aus.
    Bei unseren bisherigen Begegnungen hatte ich Tapio Holma in Baumwollhose, Pullover und Windjacke erlebt. Mit dem anthrazitfarbenen, gut geschnittenen Anzug, den er heute trug, und der schwarzen Krawatte hätte er ohne weiteres bei einem Konzert auftreten können.
    »Guten Tag, Kommissar Kallio.« Er gab mir die Hand.
    »Sie … du leitest also die Ermittlungen über Juhas Tod.«
    »Ja.« Ich bat ihn in den Vernehmungsraum zwei, wo Getränke bereitstanden, und nahm mir einen Kaffee, obwohl mein Magen, der während des Mutterschaftsurlaubs nur morgens Koffein zu verkraften gehabt hatte, gegen die fünfte Tasse des Tages protestierte. Bald würde sich mein Organismus wieder an den Polizeialltag gewöhnen: zu viel Kaffee, zu wenig Schlaf, unregelmäßige, hastig heruntergeschlungene Mahlzeiten, Fitnesstraining in den verrücktesten Tages- oder Nachtstunden.
    Ich sprach die Routineangaben aufs Band, doch bevor ich mit der Vernehmung beginnen konnte, fragte Holma zwischen zwei Schlucken

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